"Glock ist kein Meilenstein"

Von Interview: Bastian Strobl
Timo Glock geht in der neuen DTM-Saison für BMW an den Start
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SPOX: Bei der Titelverteidigung soll auch Timo Glock helfen. Ist seine Verpflichtung ein Meilenstein für BMW?

Marquardt: Das ist weder ein Meilenstein noch ein besonderer Coup, sondern einfach ein konsequenter Schritt im Projekt DTM. Genauso wie der Aufbau eines vierten Teams, wodurch wir mit acht Wagen an den Start gehen können. Wir waren auf der Suche nach zwei neuen Fahrern für das Team MTEK. Ein Platz ging an Marco Wittmann, der als Test- und Entwicklungsfahrer einen großartigen Job gemacht und sich diese Chance verdient hat. Und Timo kennen wir schon lange, er ist ein erfolgreicher Rennfahrer und hat bei den Testfahrten überzeugt. Außerdem war sein Interesse an unserem Projekt deutlich zu spüren. Timo ist schon immer ein BMWler gewesen, wir haben eine gemeinsame Vergangenheit. Schließlich ist er in der Formel BMW groß geworden. Und als deutscher Rennfahrer ist man der DTM sowieso verbunden. Mir ist so jemand lieber als ein IndyCar-Fahrer, der noch nie etwas von der DTM gehört hat.

SPOX: Auch Alex Zanardi war kurzzeitig im Gespräch für ein Cockpit. Woran scheiterte sein Engagement?

Marquardt: Es gab einige technische Hürden, um ein DTM-Auto am Limit zu bewegen. Wir konnten Alex für eine Demo-Fahrt auf dem Nürburgring einen Wagen vorbereiten, mit dem er fahren konnte. Das war die perfekte Möglichkeit, uns vor ihm und seinen Leistungen zu verneigen. Er ist Teil der BMW-Familie. Aber ein taugliches System für ein echtes Rennen ist etwas anderes. Aber wer weiß, vielleicht haben wir in Zukunft doch noch die Möglichkeit zusammenzuarbeiten. Er fühlt sich weiterhin jung und fit, und wir haben aus dieser Fahrt neue Erkenntnisse gewonnen. Man sollte Sachen nie komplett ausschließen. Aber für ihn gibt es immer noch genügend andere Herausforderungen wie die Winter-Paralympics.

SPOX: Glock ist nicht der erste Formel-1-Fahrer, der den Schritt in die DTM wagt. Warum wird er mehr Erfolg haben als Ralf Schumacher, David Coulthard und Co.?

Marquardt: Ich schaue gar nicht auf die anderen Fahrer, sondern nur auf Timo. Er ist mit seinen 30 Jahren in der Blütezeit seiner Karriere und hat bewiesen, dass er sich an jedes Auto schnell gewöhnen kann. Sein fahrerisches Können ist sowieso nicht von der Hand zu weisen. Die Chemie zwischen uns passt einfach.

SPOX: Mit Robert Kubica hat ein zweiter Mann aus der Königsklasse an den Testfahrten in Valencia teilgenommen. Für Audi-Pilot Mattias Ekström ist dies ein eindeutiges Zeichen für die steigende Popularität der DTM. Teilen Sie seine Einschätzung?

Marquardt: Ich würde ihm beipflichten. Wir haben bewiesen, dass die DTM eine Top-Rennserie ist. Trotz signifikanter Kostenreduktion haben es alle Hersteller geschafft, ein interessantes und spannendes Produkt auf die Beine zu stellen. Die Fahrer in den anderen Rennserien sehen die DTM mittlerweile als attraktives Betätigungsfeld.

SPOX: Dabei ist die Reise noch lange nicht zu Ende. 2013 kommt mit Moskau ein neues Rennen hinzu, 2014 beginnt die Kooperation mit der japanischen Super GT.

Marquardt: Mit Moskau werden wir einen neuen Markt erschließen. Die Zusammenarbeit mit Japan hilft uns zudem, das Reglement international zu verbreiten. Es muss das Ziel sein, Autos in verschiedenen Serien einzusetzen, ohne dass die Kosten in die Höhe schießen. Das gilt nicht nur für Japan, sondern auch für die USA. Wir wollen aber nicht den Weg wie die Formel 1 gehen und mit der DTM 15 Rennen quer über den Erdball verteilt veranstalten.

SPOX: Honda, Nissan und Toyota sollen im Umkehrschluss ebenfalls die Möglichkeit bekommen, in der DTM zu starten. Wann kann man damit rechnen?

Marquardt: Der erste Schritt ist erst mal, das Reglement in der japanischen Serie zu etablieren. Ich glaube, 2015 oder 2016 wäre ein realistischer Zeitpunkt, dass ein GT-Wagen bei uns zum Einsatz kommt. Allerdings gibt es bis dahin noch einige Details zu klären.

SPOX: Bereits in diesem Jahr gibt es allerdings eine kleine Revolution. Am Freitag findet kein freies Training mehr statt. Warum kam es zu dieser Entscheidung?

Marquardt: Wir sind immer angehalten, die Kosten auf einem vertretbaren Level zu halten. Deswegen gibt es solche Beschränkungen. Sportlich gesehen bietet ein kompakteres Wochenende Chancen für das Unvorhersehbare. Die Teams können eben nicht jede Kleinigkeit tausendfach ausprobieren, sondern müssen auf den Punkt alles hinbekommen.

Der DTM-Kalender 2013

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