"Die kenne ich nur von der Playstation"

SID
Der Nürburgring taucht in der Hitliste von Martin Tomczyk gleich zweimal auf
© Getty

DTM-Champion Martin Tomczyk ist nach seinem Wechsel von Audi eines der Aushängeschilder von DTM-Rückkehrer BMW. In seiner SPOX-Kolumne gewährt der Bayer Einblicke hinter die Kulissen des Motorsports sowie in seine Interessen abseits der Rennstrecke. In Teil 4 stellt er seine Lieblings-Rennstrecken vor und die, die er gerne noch einmal befahren würde.

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Hallo Motorsport-Fans,

Nachdem wir mit BMW zuletzt unser Heimspiel beim DTM-Showevent im Münchener Olympiastadion hatten, will ich in dieser Kolumne generell etwas über meine Lieblingsrennstrecken erzählen.

Wie Ihr Euch denken könnt, gehört der Rundkurs durchs Stadion nicht unbedingt dazu, auch wenn die Strecke schon deutlich besser war als im ersten Jahr und es riesigen Spaß gemacht hat, die Fans unsere Autos einmal hautnah erleben zu lassen.

Aber ein DTM-Auto ist einfach nicht fürs Stadion gebaut, Punkt. Daher bin ich auch dagegen, für dieses Rennen in Zukunft Meisterschaftspunkte zu vergeben. Wir sind schon das weichste Set-Up gefahren, das mit diesen Autos möglich ist, und trotzdem hatten wir null Bewegung drin.

Heißt: Im Gegensatz zu einem Rallye-Auto oder einem KTM-X-Bow, wie ich sie vom Race of Champions kenne, kann man ein DTM-Auto nicht in die engen Kurven schmeißen. Wir hatten ja schon Probleme, die Reifen beim Anwärmen zum Durchdrehen zu bringen.

Von daher rein aus fahrerischer Sicht doch lieber wieder der Nürburgring beim nächsten Meisterschaftslauf Mitte August.

Womit wir auch schon bei meiner absoluten Lieblingsstrecke wären. Hier meine Top Fünf:

Platz 1, Nürburgring: Und zwar die Grand-Prix-Strecke. Zum einen ist das eine sehr schöne Strecke, die alles hat, was man braucht. Es geht bergauf, bergab, es gibt schnellere und langsame Kurven, alles. Aber meine Wahl wird natürlich auch von den persönlichen Erinnerungen beeinflusst. Ich bin auf dem Ring gleich mein zweites DTM-Wochenende aller Zeiten gefahren und wurde direkt Zweiter und Vierter. Dazu habe ich den Streckenrekord für Tourenwagen gebrochen. Das war klasse, hat aber leider nur ein Jahr lang gehalten, denn dann haben sie das alte Castrol-S umgebaut und mein Rekord war hinfällig. Wahrscheinlich fragt Ihr Euch jetzt, warum ich nicht die Nordschleife als Nummer eins gewählt habe, aber dazu später mehr - die kommt auch noch...

Platz 2, Mugello: Da ist natürlich zu allererst die Lage mitten in der Toskana, einfach sensationell. Dazu hat sie die besten aerodynamischen Kurven, die ich kenne. Das ist alles schnell, flüssig, lang gezogen - es macht einfach riesigen Spaß, dort zu fahren. Am Ende der langen Geraden erreichen wir mit dem DTM-Auto trotz unserer Aerodynamik um die 280 km/h, was das Schnellste ist, das wir an Geschwindigkeit schaffen. Eine megatolle Strecke, auf der wir mit der DTM leider nur zweimal gefahren sind.

Platz 3, Hockenheimring: Mit dieser Strecke verbinde ich eine ganze Menge Erinnerungen und Emotionen. Die Auftakt- und Abschlussrennen der DTM sind immer große Highlights, zu denen die Zuschauer zu Tausenden strömen. Die Strecke ist außerdem zum Testen unserer Autos am besten geeignet. Auf ihr kann man am ehesten auch die anderen Kurse im Rennkalender simulieren. Ich bin auch noch den alten Hockenheimring mit den Waldgeraden gefahren, aber das waren mir zu viele Windschattenspiele. Und die Formel Junior, mit der ich auch einmal dort am Start war, war schlichtweg zu langsam. Da bist zu auf den Geraden fast eingeschlafen.

Platz 4, Nordschleife: Jetzt kommt sie. Und sie kommt jetzt erst, weil ich dort einfach noch nicht allzu oft gefahren bin. Das ist etwas Persönliches, wenn man so will. Ich verbinde mit den ersten drei Strecken mehr Anekdoten. Sie haben mich als Rennfahrer mehr geprägt als die Nordschleife. Die Grüne Hölle ist aber auf jeden Fall ein Klassiker und einmalig auf der Welt. Es macht einfach nur Spaß, da zu fahren.

Platz 5, Spa: Auch dort bin ich nicht oft gefahren, aber wie die Nordschleife hat Spa bei mir Eindruck hinterlassen. Da musste ich am Anfang meine Arschbacken am meisten zusammenkneifen. Gerade an Eau Rouge musste ich mich erst herantasten. Im DTM-Auto geht sie mit neuen Reifen voll, aber nur, wenn man sie wirklich perfekt erwischt. Das ist nicht wie bei der Formel 1, wo man im Trockenen immer problemlos Vollgas geben kann. Bis ich dort wirklich zum ersten Mal voll auf dem Gas stehen geblieben bin, hat es einige Runden gedauert. Der Kurs verlangt dir als Rennfahrer eine Menge ab.

Laguna Seca und Co. nur auf der Playstation

Zum Schluss noch ein kurzes Wunschkonzert: Obwohl ich Stadtkurse eigentlich nicht mag, würde ich gerne mal in Monaco fahren. Mehr Prestige und Tradition findet man nirgends und auch der Kurs ist ein Hammer.

Einige andere Strecken, auf denen ich in meinem Leben gerne noch einmal fahren würde, sind in den USA. Klassiker wie Sebring, Daytona oder Laguna Seca kenne ich nur von der Playstation. Aber da komme ich mit BMW hoffentlich bald einmal hin.

Danach mache ich wieder einmal dieses Ranking, denn es könnte sich einiges geändert haben.

Euer

Martin Tomczyk