Zeitreise in Las Vegas

SID
FIA-Präsident Jean Todt freut sich über große Namen in der Formel E
© getty

Acht Monate vor ihrem Start präsentiert sich die Formel E am Montag in Las Vegas der Öffentlichkeit. Ambitionen und Möglichkeiten der ersten weltweiten Meisterschaft für Elektroautos sind gewaltig.

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Zumindest Sebastian Vettel wird er nicht sonderlich begeistern, dieser Blick auf die Zukunft des Motorsports. Rennwagen, sagt der Weltmeister, müssen "schreien, laut sein, die Erde zum Beben bringen" - doch wenn sich die neue Formel E am Montag in Las Vegas der Welt präsentiert, wird es wohl ziemlich geräuschlos zugehen. Vor dem Mandalay Bay Resort darf die erste weltweite Meisterschaft für Elektroautos dennoch auf maximale Aufmerksamkeit hoffen.

Bei Vettel muss die Formel E zwar noch Überzeugungsarbeit leisten. Ansonsten erhält das ambitionierte Projekt, das auch in Berlin Station machen wird, neun Monate vor dem Start aber reichlich prominenten Zuspruch. So stieg Hollywoodstar Leonardo DiCaprio als Mitbesitzer des Venturi-Teams ein und dürfte damit prominentester Werbeträger sein. Auch der viermalige Formel-1-Weltmeister Alain Prost ist mit dem e.dams-Team am Start.

Der Weg in die Zukunft

Die FIA verspricht sich viel von seiner emmisionsfreien Serie. Als imagewirksames, "grünes" Aushängeschild soll sie den Weg in die Zukunft weisen. "Die großen Namen helfen, Interesse zu schüren", sagt FIA-Präsident Jean Todt, "noch faszinierender sind aber die Fragezeichen. Wie reagieren die Leute, wie ist die Geräuschkulisse, wie spektakulär wird es? Alle müssen lernen."

Neu wird nicht nur das schrille Heulen der Elektromotoren sein, auch das Format ist gewöhnungsbedürftig: Der Strom der bis zu 250 km/h schnellen Autos im Formel-1-Look reicht für etwa 25 Minuten, dann steigen die Piloten in einen zweiten Wagen um - und sollen dafür eine gewisse Strecke im Sprint zurücklegen. Wer in den Cockpits sitzen wird, ist noch nicht bekannt.

Ernst wird es ab September 2014, bis Juni 2015 werden zehn Stadtrennen in einigen der bedeutendsten Metropolen der Welt ausgetragen. Berlin (30. Mai 2015) wird die bis zu 270 PS starken Autos auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof empfangen, für Audi Sport Abt, das einzige deutsche Team, wird es ein Heimspiel. Weitere Stationen sind unter anderem Los Angeles, London und Rio de Janeiro, der Startschuss fällt am 13. September in Peking.

Der noch recht schlanke Kalender soll in Zukunft mit jeder neuen Saison um zwei Rennen aufgestockt werden, Ziel seien "18 bis 20 Läufe" wie in der Formel 1, sagt Promoter Alejandro Agag. An Interessenten mangele es nicht. "Mehr als 40 Städte stehen auf der Warteliste", sagt der Spanier, "wir schauen nach Nordamerika, suchen nach weiteren Strecken in Europa, blicken auf Australien und Afrika."

Erwartungen sind riesig

Auch auf technischer Ebene versammelt die Formel E bekannte Namen des Motorsports. Dallara liefert die Chassis, Williams ist zuständig für das Batterie-Design, McLaren für die Aggregate und die Elektronik. Die System-Integration wickelt Renault ab, Michelin liefert die Reifen. Für den Bau des einheitlichen Prototypen Spark-Renault SRT_01E war Spark Racing Technology zuständig, ab der zweiten Saison sollen die Teams aber auch mit eigenen Konzeptionen an den Start gehen.

All das schürte bislang hohe Erwartungen, Todt tritt daher vorsorglich auf die Bremse. "Wir müssen vorsichtig sein, denn ich hoffe wirklich, dass das Interesse auch eine starke Realisation nach sich zieht", sagte der 67-Jährige: "Wenn die Erwartungen zu hoch sind, dann kann es eine Enttäuschung geben." Denn nicht nur Sebastian Vettel muss vom teuren Produkt überzeugt werden.

Der Rennkalender 2014/2015

13.09.2014 Peking (China)

18.10.2014 Putrajaya (Malaysia)

15.11.2014 Rio de Janeiro (Brasilien)

13.12.2014 Punta del Este (Uruguay)

10.01.2015 Buenos Aires (Argentinien)

14.02.2015 Los Angeles (USA)

14.03.2015 Miami (USA)

09.05.2015 Monte Carlo (Monaco)

30.05.2015 Berlin (Deutschland)

27.06.2015 London (Großbritannien)

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