Stoner bald auf vier Rädern?

SID
Casey Stoner könnte schon bald auf vier Rädern unterwegs sein
© Getty

Die erste Aufregung hatte sich noch nicht ganz gelegt, da wurde bereits wild spekuliert. Denn als Casey Stoner völlig überraschend das Ende seiner Motorrad-Karriere angekündigt hatte, lag das erste Angebot praktisch schon auf dem Tisch. "Wir würden ihn mit offenen Armen empfangen, wenn er sich entscheiden würde, in Zukunft von zwei auf vier Reifen zu wechseln", gab die V8-Supercar-Serie in einem Statement bekannt. Die australische Rennserie ist Stoners heimliche Liebe. Erst im Dezember nahm er bereits in einem Auto der Serie, vergleichbar mit der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM), Platz.

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Und die Rennserie buhlt nun offen um ihren prominenten Anhänger. "Er hat nie einen Hehl aus seiner Leidenschaft für den Sport gemacht", hieß es in der Mitteilung. Die Leidenschaft für sein Renn-Motorrad hat er aber offenbar verloren, wie er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz vor dem vierten MotoGP-Saisonrennen in Le Mans erklärte.

"Es ist nicht mehr die Meisterschaft, in die ich mich verliebt habe", sagte der 27-Jährige, der nach zwei Siegen in drei Rennen die WM-Wertung bereits wieder anführt.

Der amtierende Weltmeister warf mit seinem Statement allerdings mehr Fragen auf als er Antworten lieferte und sorgte damit für Bewegung in der Motorrad-Königsklasse. Denn nach dem Rücktritt ist bei seinem Team Honda sogar eine Rückkehr von Superstar Valentino Rossi nicht mehr ausgeschlossen.

Rossi: "Verlieren vielleicht einen der großartigsten Fahrer"

Während der neunmalige Champion Rossi seit langem nur noch hinterher fährt und ankündigte, bis mindestens 2014 weitermachen zu wollen, hört Stoner ausgerechnet auf dem Höhepunkt seines Schaffens auf. Der Italiener Rossi zeigte sich dann auch geschockt ob der überraschenden Entscheidung des Australiers. "Das ist eine schlechte Nachricht für die MotoGP, denn am Ende der Saison verlieren wir vielleicht einen der großartigsten Fahrer", sagte Rossi.

Der aktuelle WM-Zweite Jorge Lorenzo, Stoners momentan größter WM-Rivale, zeigte Verständnis. "Wir müssen seine Entscheidung respektieren." Es sind offenbar Dinge vorgefallen, die dem sensiblen Stoner schlicht nicht gefallen haben. "Menschen, die nicht an dich oder dein Talent glauben, oder aber Änderungen, die in der Meisterschaft vorgenommen wurden" seien die Hauptgründe für seinen Rückzug.

Stoner, der seit 2006 in der Königsklasse an den Start geht und dort bisher 35 Rennen gewinnen konnte, habe schlichtweg die Lust an der Rennserie verloren. Sie verliere durch ständige Änderungen im Reglement ihren Prototypen-Charakter und für Stoner damit das gewisse Etwas.

Möglicherweise hat Stoner aber auch der Tod seines Kollegen Marco Simoncelli im Oktober 2011 nachdenklich gemacht. Die Königsklasse sei immer ein "großer Traum" von ihm gewesen", jedoch hätten die letzten Jahre einige Spuren bei ihm hinterlassen.

Saison 2009 öffnete die Augen

Auch persönliche Kränkungen spielten eine Rolle bei seiner Entscheidung. "Das Jahr 2009 hat meine Augen geöffnet", sagte Stoner. Er litt stark unter seiner Laktose-Intoleranz, der Rennzirkus akzeptierte diese Erkrankung nicht als Erklärung für seine zu dem Zeitpunkt schwankenden Leistungen.

"Bis heute sprechen die Leute von einer mysteriösen Krankheit. Niemand hörte mir zu. Viele Dinge haben mit der Zeit ihren Tribut gefordert", sagte Stoner.

Zwar verabschiedet sich Stoner auf dem Karriere-Höhepunkt, doch für die Motorrad-Welt ist der baldige Abschied ein herber Verlust. Doch sein Abgang war auch einer aus Liebe. "Ich habe Angst, dass ich, wenn ich weitermache, diese Leidenschaft verliere und mich für zehn Jahre keinem Bike mehr nähern möchte", sagte Stoner.

Die Renndaten der MotoGP

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