"Anderthalb Minuten pure Emotionen"

SID
Martin Tomczyk hat sich seinen Traum erfüllt: Er ist Champion in der DTM
© Getty

Am Sonntag hat sich Martin Tomczyk vorzeitig den Titel in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft gesichert - nach elf Jahren mit Höhen und Tiefen und als erster Fahrer in einem Jahreswagen. Im Interview sprach er genau 24 Stunden nach seinem Triumph über seine Emotionen und seine Zukunft nach dem sensationellen Titelgewinn.

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Frage: Herr Tomczyk, wie haben sich die ersten 24 Stunden als Sensations-Champion der DTM angefühlt?

Martin Tomczyk: Sehr gut natürlich. Aber es stürzt sehr viel auf einen ein. Es wird auch sicher noch ein bisschen dauern, bis ich das alles wirklich realisiert habe. Aber wenn man seit mehr als zehn Jahren in der DTM dabei ist, ist einem auch klar, was es bedeutet, Meister zu sein. Deshalb war die Feier etwas länger, für mich hat sie erst um halb 3 geendet, und ich habe sie sehr genossen.

Frage: Sie haben vorher angekündigt, wenig Alkohol trinken zu wollen. War das bei einer solch zünftigen Feier überhaupt durchzuhalten?

Tomczyk: Ja, war es. Und es war absolut die richtige Entscheidung. Ich habe alles mitbekommen. Und in einem solch einen Moment wünscht man sich eigentlich, dass die Zeit für immer stehen bleibt.

Frage: Sie haben das Telefonat mit Ihren Eltern als den emotionalsten Moment bezeichnet...

Tomczyk: Das war er auch ohne jeden Zweifel. Durch meinen Vater bin ich zum Motorsport gekommen. Meine Eltern wissen, was ich durchgemacht habe und leiden mehr mit als jeder andere. Deshalb gab es in diesem Telefonat auch kaum Kommunikation, das waren anderthalb Minuten pure Emotionen.

Frage: Ihr Vater ist Hermann Tomczyk, der Motorsport-Präsident des ADAC. Das Siegel 'Sohn von...' sollten Sie durch den Titel endgültig abgelegt haben.

Tomczyk: Ich denke, das habe ich schon vor ein paar Jahren abgelegt.

Frage: Am Montagabend waren sie als Gast des Bayerischen Rundfunks auf dem Oktoberfest, in den nächsten Tagen werden zahlreiche Interviews und Termine folgen. Ahnen Sie schon, was alles auf Sie zukommen wird?

Tomczyk: Mir ist schon klar, dass es noch eine Weile so weitergehen wird. Ich habe es ja auch schon bei Teamkollegen mitbekommen, die den Titel gewonnen haben. Es wird sicher manchmal stressig, aber es gehört dazu und man genießt es auch ein Stück weit.

Frage: Sie wurden vor dieser Saison zurückgestuft. Erfüllt Sie dieser Titel deshalb auch mit einem Stück Genugtuung?

Tomczyk: Ich hatte im Winter nicht die beste Ausgangsposition. Keiner hat mit mir gerechnet. Deshalb ist es auch ein Stück weit eine Genugtuung, in einem Jahreswagen ein Rennen vor dem Saisonende als Meister festzustehen. Aber im Endeffekt und in erster Linie zählt natürlich nur der Titel an sich.

Frage: Hatten Sie den Glauben daran zwischenzeitlich schon mal verloren?

Tomczyk: Eigentlich nicht. Ich hatte auch sehr viel Pech, 2007 war ich zum Beispiel schon mal sehr nahe am Titel dran. Aber man sieht: Auch wenn viele sagen, das wird nichts mehr, muss man sich durchbeißen und dranbleiben. Das habe ich getan, und ich wurde belohnt.

Frage: Wissen Sie schon, wo Sie 2012 fahren werden?

Tomczyk: Bisher habe ich mich auf die Meisterschaft fokussiert. Nun bin ich Meister, da will ich das erst einmal genießen. Aber wir werden uns sicher in den nächsten Wochen zusammensetzen.

Frage: Der Vorjahreschampion der DTM, Paul di Resta, fährt inzwischen in der Formel 1. Haben sie dieses Ziel bereits abgeschrieben?

Tomczyk: Das ist schon lange kein Thema mehr. Ich habe recht schnell für mich entschieden, dass die Tourenwagen mein Weg sind. Und nach vier oder fünf Jahren in der DTM hatte sich dieser Eindruck verfestigt, deshalb haben wir uns auch nicht mehr um die Formel 1 bemüht.

Frage: Erst einmal werden Sie aus dem Feiern nicht mehr herauskommen. In diesem Jahr steht noch Ihr 30. Geburtstag an, dazu in absehbarer Zeit die Hochzeit mit Christina Surer...

Tomczyk: Da wird noch einiges kommen, aber es passt ja auch alles gut zusammen. Man muss sich einteilen, es gibt noch ein letztes Rennen, in dem es für meinen Teamkollege um die Vize-Meisterschaft geht, und bald starten auch schon wieder die Wintertests. Aber seien Sie sich sicher: Das Feiern wird nicht zu kurz kommen.

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