Lorenzo erstmals MotoGP-Weltmeister

SID
Jorge Lorenzo holte 2006 und 2007 schon die Weltmeisterschaft in der 250-ccm-Klasse
© Getty

Jorge Lorenzo hat sich seinen ersten Weltmeistertitel in der MotoGP-Klasse gesichert. Derweil ist Toni Elias der erste Moto2-Weltmeister der Geschichte.

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Jorge Lorenzo nahm die eisige Umarmung des verhassten Teamkollegen Valentino Rossi mit Gleichmut zur Kenntnis, Toni Elias schenkte allen Spöttern ein charmantes Lausbubenlächeln: Ein Weltmeister zweiter Klasse und ein Gescheiterter haben sich drei Rennen vor dem Saisonende Titel in der Motorrad-WM gesichert.

Dem 27 Jahre alten Katalanen Elias reichte in Malaysia ein vierter Platz, um erster Moto2-Champion der Geschichte zu werden. Sein spanischer Landsmann Jorge Lorenzo aus Palma de Mallorca fuhr durch Rang drei bei Rossis Sieg seinen ersten Titel in der Königsklasse MotoGP nach Hause - doch der trägt trotz starker Leistungen einige Makel.

Eisige Stimmung zwischen den Teamkameraden

Lorenzo profitierte von den Verletzungen Rossis (Schienbeinbruch) zum Start sowie des letzten Rivalen Dani Pedrosa (dreifacher Schlüsselbeinbruch) zum Ende der Saison.

Der neunmalige Weltmeister Rossi demütigte ihn nach erlangter Fitness sportlich in den letzten beiden Rennen, betonte in den Tagen vor dem Rennen, "kein Wort" mit dem Teamkollegen zu reden, und gratulierte diesem nur durch eine herzlose Pflicht-Umarmung für die Kameras.

Dem 23 Jahre alten Lorenzo waren die Spitzen des "Feindes im eigenen Lager" am Sonntag egal. Durch seinen insgesamt dritten WM-Titel nach den Erfolgen in der 250er-Klasse 2006 und '07 fühlte er sich am Gipfel angekommen.

"Das ist das Maximum"

"Das ist das Maximum, was man als Rennfahrer auf diesem Planeten erreichen kann", sagte er: "Jetzt werden wir eine Feier starten, die man so schnell nicht vergisst." Ob Rossi eingeladen wurde, war nicht bekannt, aber auch eher unwahrscheinlich.

Elias feierte seinen Triumph dagegen ganz schüchtern und bescheiden. Bei der Ehrenrunde mit der spanischen Flagge schaute er ungläubig umher, Interviews im Zielraum musste der Moriwaki-Pilot abbrechen, da ihm die Worte fehlten.

Elias erster Moto2-Weltmeister überhaupt

"Ich bin Weltmeister, unglaublich, ich kann das noch gar nicht fassen", sagte Elias nach dem ersten Titel im zwölften Jahr in der Motorrad-WM. Am Ende der vergangenen Saison galt Elias noch als Gescheiterter.

Nach fünf Jahren in der Königsklasse MotoGP musste er in die neu gegründete Nachfolgeklasse der 250er absteigen. In der MotoGP hatte er lediglich 2006 in Estoril als "Titel-Verhinderer" von Rossi für Schlagzeilen gesorgt. Damals ging er als Dritter in die letzte Runde und schlug Rossi noch - dem Superstar fehlten genau diese fünf Punkte am Ende zum Titel.

Bradl überzeugt

Die deutschen Fahrer erlebten in Malaysia ein hochemotionales Wochenende. Stefan Bradl überzeugte in der Moto2 beim Sieg von Roberto Rolfo (Italien) mit einer ganz starken Aufholjagd.

Von Startplatz 22 aus fuhr der Suter-Pilot aus Zahling zwischenzeitlich sogar bis auf Rang fünf vor und wurde schließlich Siebter. "Das Rennen hat mein Wochenende gerettet", sagte der 20-Jährige, der nach den vielen technischen Problemen in Qualifying am Samstag sichtbar wütend war: "Da hätte ich am liebsten alles zusammengeschlagen."

Wütend war am Sonntag auch Marcel Schrötter. Der Schützling des fünfmaligen Weltmeisters Toni Mang fühlte sich nach dem 15. Platz in der 125er-Klasse um einen Punkt betrogen. "Ich war 1000prozentig ein Stück weit vor ihm", schimpfte der Honda-Pilot aus Vilgertshofen, der nach einen Zielfoto-Entscheid von der Rennleitung hinter dem Tschechen Jakub Kornfeil platziert wurde.

Cortese nur auf dem sechsten Rang

Sandro Cortese musste sich mit Platz sechs begnügen und bleibt im WM-Klassement Fünfter. "Ich bin sehr enttäuscht", meinte der Derbi-Pilot aus Berkheim: "In der vorletzten Kurve war ich Vierter. Nun müssen wir rausfinden, ob es mein Fehler war oder an der Maschine lag."

Corteses Teamkollege Marc Marquez (Derbi/247 Punkte) übernahm durch seinen Sieg in Kuala Lumpur die Führung in der Gesamtwertung, hat aber drei Rennen vor dem Saisonende nur drei Punkte Vorsprung auf den diesmal drittplatzierten Nicolas Terol (Aprilia). In Pol Espargaro (Derbi/235), in Malaysia Zweiter, mischt ein weiterer Spanier im Titelkampf mit.

Jonas Folger (Aprilia) hatte wegen einer in der Vorwoche in Japan erlittenen, aber zunächst nicht festgestellten Speichenfraktur kurzfristig auf das Rennen verzichten müssen und war bereits am Samstag zurück in die Heimat geflogen.

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