Harting und Co. müssen liefern

SID
Robert Harting war lange verletzt
© getty

Von Robert Harting bis Katharina Molitor: Eine ganze Reihe deutscher Top-Leichathleten muss noch um das Olympia-Ticket zittern. Die DM in Kassel wird zum entscheidenden Faktor auf dem Weg nach Rio

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Ich finde es irre. Mit 66 Metern nur fünftbester Diskuswerfer in Deutschland zu sein. Das hatten wir lange nicht", sagt Diskus-Riese Harting vor seinem Auftritt am Sonntag im Auestadion: "Es wird nicht leicht für mich, aber genau darauf freue ich mich."

Die DM bietet eine Drucksituation, wie sie der lange verletzte Harting, der erst Anfang Juni seinen ersten Freiluft nach 21 Monaten bestritten hatte, liebt: Mit einem einzigen großen Auftritt kann er Fakten schaffen, mit dem Titelgewinn in Kassel hätte er das Olympia-Ticket in der Tasche.

Die Livestream-Revolution: Alle Infos zu Performs Multisport-Streamingdienst DAZN

An der deutschen Jahresbestleistung von 68,06 m, die sein Bruder Christoph hält, müsste der 31-Jährige dabei nicht einmal kratzen: Mit zuletzt in Birmingham erzielten 65,97 m hat Robert Harting die Norm schon geknackt, hatte dabei deutlich schwieriger Bedingungen als die vier in der deutschen Bestenliste vor ihm platzierten Werfer.

Molitor nicht in Form

Ein Erfolg in Kassel wäre für Harting zudem Balsam für die wunde Werferseele: "Die DM war der erste Titel, den ich durch meine Verletzung verloren habe. Den möchte ich mir unbedingt zurückholen." Er würde in der Familie bleiben - im Vorjahr hatte Bruder Christoph in Nürnberg triumphiert.

Während Harting Tag für Tag an Selbstvertrauen gewinnt, steckt Speer-Weltmeisterin Molitor im Leistungsloch. Zuletzt verpatzte die 32 Jahre alte Leverkusenerin ihre Diamond-League-Auftritte in Rom und Birmingham völlig: Die Plätze sieben und acht mit weiten um 58,40 m - mehr als neun Meter weniger als bei ihrem Sensations-Gold in Peking.

"Zwei schlechte Wettkämpfe, zwei verspätete Flüge, eine Autopanne und jetzt krank - irgendwie ist der Wurm drin", sagt Molitor. Hinter Ex-Weltmeisterin Christina Obergföll, Ex-Europameisterin Linda Stahl und Aufsteigerin Christin Hussong liegt Molitor deutschlandweit nur an vierter Stelle. Schafft sie in Kassel nicht die Wende, droht ein Jahr nach dem WM-Rausch der Olympia-Knockout.

Im Kampf gegen eben jenen hat Stabhochsprung-Ass Holzdeppe derweil einen entscheidenden Vorteil: Während seiner langen Verletzungspause hat sich kaum ein anderer deutscher "Stabi" für Rio empfohlen, lediglich Tobias Scherbarth hat die Norm von mäßigen 5,70 m auf den Punkt erfüllt. Zuletzt musste Holzdeppe zwar seinen Saisoneinstand ein weiteres Mal verschieben. "Das war aber eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich bin wirklich gut drauf, bei der DM werde ich voll da sein", sagte der 25-Jährige dem SID.

Spank ist nicht dabei

Harting, Molitor und Holzdeppe zittern noch, weitere Späteinsteiger wie die Kugel-Asse David Storl und Christina Schwanitz haben schon vor der DM für klare Olympia-Perspektiven gesorgt, wiederum andere können die Rio-Reise eigentlich schon vor der Kassel-Reise abschreiben: Matthias de Zordo, Speerwurf-Weltmeister 2011, hat nach drei Jahren Verletzungspause zwar sein Comeback gefeiert, ihn trennen aber Welten von der deutschen Spitze. Raul Spank, WM-Dritter in Berlin 2009, ist nach dem verletzungsbedingten Wechsel vom Hoch- zum Dreisprung kein Mann fürs internationale Geschäft.

Still geworden ist es um Hochsprung-Queen Ariane Friedrich. Nach vielen Verletzungsproblemen und ihrer Babypause hüpfte sie in diesem Jahr 1,83 m und damit 23 cm unter ihrem Hausrekord. Zuletzt gab es von ihr statt olympischer Kampfansagen via Facebook Fitnessratschläge für junge Mütter: "Mein Tipp an die Mamas: Macht euch keinen Figurstress und benutzt euer Baby nicht als Sportgerät!" Viel Raum für Rio bleibt da nicht.

Artikel und Videos zum Thema