Finale: Christoph Harting Achter

SID
Christoph Harting landete in Peking auf Rang acht
© getty

Robert Harting fieberte daheim in Berlin mit dem kleinen Bruder, doch alles Daumendrücken war vergeblich: Christoph Harting hat im Diskus-Finale der Leichtathletik-WM eine Medaille klar verpasst, nach sechs Jahren ist der Weltmeister-Titel nicht mehr in Familien-Besitz. Beim Sieg des polnischen Favoriten Piotr Malachowski (67,40) kam der 25-Jährige nicht über Platz acht und 63,94 m hinaus.

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Christoph Harting erzielte seine beste Weite im ersten Versuch und konnte nicht mehr nachlegen. In seinem ersten großen Finale kam er weder an seine Saisonbestleistung (67,93) noch an seine Weite aus der Qualifikation (64,23) heran.

Allerdings gab es nach Hartings letztem Wurf lange Diskussionen. Es wäre der weiteste Versuch des gebürtigen Cottbusers gewesen, womöglich mit einer Weite im Bronzebereich, doch das Kampfgericht gab ihn ungültig - und blieb bei seiner Meinung. "Da haben die Kampfrichter keine große Kompetenz bewiesen. Der Wurf war nicht ungültig, sie haben ihn dennoch als Foul bewertet", sagte Harting.

Offenbar verhinderte die Sprachbarriere zwischen einer Kampfrichterin und dem Supervisor, dass Harting kein weiterer Versuch zugesprochen worden war. Da die Chinesen "keinen Brocken zusammenhängendes Englisch sprechen, ist das total in die Hose gegangen", sagte Harting. Die Jury lehnte später einen Einspruch der deutschen Teamführung gegen die ungültige Wertung des Wurfs ebenfalls ab. Die Videobilder hätten gezeigt, dass Harting doch mit einer Fußspitze außerhalb des Rings war.

Malachowski mit erstem Titel seit 2010

Hinter Malachowski, der nach EM-Gold 2010 erstmals einen WM-Titel gewann, sicherte sich überraschend der Belgier Philip Milanov mit Landesrekord von 66,90 m Silber. Malachowskis Landsmann Robert Urbanek (65,18) holte Bronze.

Der dreimalige Weltmeister Robert Harting hatte nach seinem Kreuzbandriss vor einem Jahr auf einen Start in Peking verzichtet, um bei Olympia 2016 wieder voll angreifen zu können. Die Chance auf den vierten Titel in Serie wäre für einen fitten Harting sehr groß gewesen: Malachowskis Siegesweite war die zweitgeringste in einem WM-Finale überhaupt. Nur beim ersten Gold von Lars Riedel 1991 in Tokio reichten mit 66,20 m weniger.

Der "große" Harting hatte im Vorfeld die Erwartungen an seinen Bruder etwas gebremst. Dieser sei "eigentlich noch nicht in der Lage, Weltmeister zu werden. Das meine ich nicht böse. Es ist nicht seine Aufgabe, mich zu vertreten, aber er kann natürlich den einen oder anderen ärgern." Auch das klappte in Peking noch nicht.

Wierig und Jasinski scheitern bei Quali

Für den "kleinen" Harting, mit 2,07 m sechs Zentimeter größer als Bruder Robert, war es der zweite Auftritt bei einer großen Meisterschaft. 2013 in Moskau hatte er noch den Einzug ins Finale verpasst, diesmal war er souverän mit nur einem Quali-Wurf in die Medaillenentscheidung eingezogen.

Dort war Harting Einzelkämpfer: Martin Wierig (61,35/Magdeburg) und Daniel Jasinski (61,70/Wattenscheid) blieben in der Qualifikation hängen. 2016 in Rio soll es dafür den doppelten Harting-Angriff auf Edelmetall geben.

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