Schweiß, Tränen, Bronze

Nadine Müller holte Bronze im Diskuswerfen
© getty

Das deutsche Trio um Nadine Müller überzeugt und wird selbst von Diskus-König Robert Harting gefeiert. Außerdem an Tag 4 dabei: Ein gottgewollter Wunderlauf, ein Suffkopf, Ekel und Kabange Mupopo.

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"Scheiße!" Als die kroatische Olympiasiegerin Sandra Perkovic mit ihrem letzten Versuch doch noch an Nadine Müller vorbei auf den zweiten Platz geklettert war, war das böse Wort aus dem Mund der Deutschen auch für unbegabte Lippenleser nicht zu übersehen.

Doch der Ärger war in Windeseile verflogen. Mit Bronze hinter Denia Caballero aus Kuba (69,28 m) und Perkovic (67,39) konnte Müller (65,53) wunderbar leben. "Der ganze Schweiß, die ganzen Tränen haben sich gelohnt. Das gibt Aufschwung für Olympia in Rio", sagte Müller: "Ich habe mit einer Medaille geliebäugelt, aber nicht gerechnet. In Rio will ich noch einen draufpacken."

Der vierte Tag zum Nachlesen im RE-LIVE

Platz fünf für Robert Hartings Freundin Julia Fischer (63,88) und der siebte Rang für Shanice Craft (63,10) rundeten den starken Auftritt des deutschen Trios ab, weshalb selbst der verletzt in der Heimat zurückgebliebene Diskus-König hellauf begeistert war.

"Super Ergebnis! Harte Arbeit und ein toller Wettkampf liegt hinter euch!! Genießt den Abend!", gratulierte Harting via Twitter.

Deutsche Medaille auch am Mittwoch?

Am Mittwoch (Tag 4 im LIVETICKER) gibt es erneut Anlass zur Hoffnung auf eine deutsche Medaille. Im Speerwurf-Finale rechnen sich Thomas Röhler als bislang drittbester Werfer des Jahres und Andreas Hofmann nach einer persönlichen Bestleistung in der Qualifikation Chancen aus.

Bei den Stabhochspringerinnen gehören nach dem Qualifikations-Aus der deutschen Rekordlerin Silke Spiegelburg nun Lisa Ryzih und Martina Strutz zu den Medaillenkandidatinnen.

Die Entscheidungen des Tages:

Diskuswerfen Frauen: Über die Medaillengewinnerinnen und die Erfolge der deutschen Starterinnen wurde im oberen Teil schon genügend erzählt. Deshalb soll an dieser Stelle mal eine Frau erwähnt werden, für die es wirklich bitter lief. Der Kubanerin Yaime Perez fehlten nämlich gerade einmal sieben Zentimeter zu Bronze. Der vierte Platz ist bei Großereignissen eben der - auf Deutsch gesagt - beschissenste.

Weitsprung Männer: Er ist Olympiasieger, er ist Europameister - und jetzt ist er auch Weltmeister: Greg Rutherford hat im Alter von 28 Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Der Brite setzte sich mit einem Satz auf 8,41 m vor dem Australier Fabrice Lapierre durch, der im letzten Versuch auf 8,24 m sprang. Bronze ging an Lokalmatador Wang Jianan (8,18), Titelverteidiger Alexander Menkov (Russland) erreichte lediglich 8,02 m und belegte Platz sechs.

400 m Hürden Männer: Diese Disziplin war einst eine US-Domäne. Und heute? Wurde der Olympiazweite Michael Tinsley Letzter! Den Titel schnappte sich Nicholas Bett aus Kenia - doch dazu in der Rubrik "Mann des Tages" mehr. Silber ging an den Russen Denis Kudrjavzev (48,05), Bronze an Jeffery Gibson (Bahamas/48,17).

1500 m Frauen: Eine Niederländerin ist in die afrikanische Dominanz über 1500 m eingedrungen. Okay, okay. Es handelt sich dabei um die in Äthiopien geborene Niederländerin Sifan Hassan, die Bronze holte. Zur neuen Weltmeisterin kürte sich Genzebe Dibaba (Äthiopien/4:08,09 Minuten) vor der Kenianerin Faith Kipyegon (4:08,96).

800 m Männer: Mohammed Aman würde gute Chancen haben, seinen Titel zu verteidigen. Da waren sich die Experten einig. Das Problem: Der Äthiopier schaffte es nicht einmal ins Finale, weil er im Halbfinale wegen Behinderung eines Konkurrenten nachträglich disqualifiziert worden war. In Abwesenheit des Champions von 2013 triumphierte Olympiasieger und Weltrekordler David Rudisha (Kenia/1:45,84 Minuten) vor dem Polen Adam Kszczot (1:46,08) und Amel Tuka (1:46,30/Bosnien-Herzegowina).

Mann des Tages: Nicholas Bett

Der Sieg von Nicholas Bett über 400 m Hürden ist die wohl größte Sensation der bisherigen WM. Der 23-Jährige schaffte dabei das Kunststück, seine persönliche Bestmarke um eine halbe Sekunde auf die Jahresweltbestzeit von 47,79 Sekunden zu steigern. "Ich bin so glücklich, meinem Land die erste Medaille überhaupt über 400 m Hürden gewonnen zu haben. Gott gibt mir mein Talent und diese Stärke", sagte Bett nach seinem Wunderlauf mit Tränen in den Augen.

Frau des Tages: Genzebe Dibaba

Im Juli hat sie den 22 Jahre alten Weltrekord über 1500 m auf 3:50,07 Minuten gedrückt. Nun setzte Genzebe Dibaba ihrer Karriere mit ihrem ersten WM-Titel und ihrem ersten großen Freiluft-Titel überhaupt die vorläufige Krone auf. Die Reaktion der Äthiopierin: "Jetzt möchte ich auch noch über 5000 m siegen." Na dann.

Hammer des Tages: Pavel Fajdek

Für folgende Geschichte mussten wir spontan eine neue Kategorie erfinden. Pavel Fajdek soll nach seinem Triumph im Hammerwerfen nämlich so richtig die Sau rausgelassen haben. Als der Pole morgens erwachte, war chinesischen Medienberichten zufolge seine Goldmedaille verschwunden. Der 26-Jährige habe daraufhin die Polizei verständigt, die Fajdeks Nacht in Peking rekonstruierte. Schließlich fand man das unersetzliche Stück bei einem Taxifahrer. Dem Weltmeister war nachts offenbar das Geld ausgegangen, weshalb er den Fahrer mit der Goldmedaille bezahlt haben soll. Glück im Unglück: Der Chauffeur gab die Goldmedaille zurück.

Sprüche des Tages:

"Wenn in einem Finale mehr als vier der acht Starter überführte Doper sind, dann müsste man die TV-Übertragung dieses Wettbewerbs verbieten. Einfach nicht zeigen, und das konsequent durchziehen. Das bedroht dann deren wirtschaftliche Existenz." (Robert Harting präsentiert in der Sport Bild einen Vorschlag zur Doping-Bekämpfung)

"Ich fühle mich eklig in solchen Situationen. Wahrscheinlich werde ich still und heimlich in einem dunklen Zimmer vor meinem Handy sitzen - wo mich niemand sieht." (Harting erklärt, wie er den WM-Auftritt seines Bruders Christoph im Diskuswerfen verfolgen wird)

"Ich habe meinen Job erledigt. Aber ich mache mir ein wenig Sorgen um meine Fitness. Ich bin etwas müde, meine Beine sind schwer. Aber ich nehme jetzt noch ein Bad, dann geht es wieder." (Usain Bolt nach seinem Vorlauf-Sieg über 200 m)

"Ich esse jetzt auch Gemüse - und so Zeug." (Bolt über die Umstellung seiner Ernährung)

Zahlen des Tages:

20,01 Sekunden benötigte Ramil Guliyev über 200 m und war damit der schnellste Mann der ersten Runde. Der Türke durfte gleich doppelt jubeln. Seine Zeit bedeutete Landesrekord.

9 Mal Edelmetall (4 Mal Gold, 3 Mal Silber, 2 Mal Bronze) hat Kenia nach vier WM-Tagen bereits vorzuweisen und führt damit den Medaillenspiegel an.

Name des Tages: Kabange Mupopo

Nicht nur der Name der 400-Meter-Läuferin aus Sambia, die im Halbfinale ausgeschieden ist, hat einen tollen Klang. Auch ihr Lebenslauf kann sich sehen lassen. Die 22-Jährige ist nämlich nicht nur in der Leichtathletik stark, sondern auch mit dem Ball am Fuß. Im vergangenen Jahr führte Mupopo ihr Heimatland als Kapitänin zum Afrika Cup.

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