Die Kugel-Kaiserin regiert im Vogelnest

Von Thorben Rybarczik
Christina Schwanitz setzte sich gegen eine Lokalmatadorin durch
© getty

Für die deutschen Leichtathleten gab es am ersten Tag der WM in Peking durch Kugelstoßerin Christina Schwanitz gleich das ersehnte erste Gold. Usain Bolt und Justin Gatlin geben sich keine Blöße, Mo Farah hat anscheinend keine Gegner.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Sie kam, sah und siegte - dank Kugelstoßerin Christina Schwanitz haben die deutschen Athleten und Athletinnen einen Auftakt nach Maß im Volgelnest zu Peking gefeiert. "Das war ein spannender Wettkampf. Ich habe nicht gedacht, dass es so spannend wird. Aber ich habe es geschafft", sagte Schwanitz im ZDF: "Es war nicht so schön, zurückzuliegen, aber es ist ein umso schöneres Ende."

Alles andere als ein schönes Ende erlebten die favorisierten Marathonläufer aus Kenia, die allesamt hinter den Erwartungen zurückblieben und sich am Ende einem kleinen Bubi namens Ghirmay Ghebreselassie geschlagen geben mussten. Besser als die Kenianer machte es Mo Farah als Topfavorit über 10.000 m - der Brite dominierte wie gewohnt und hatte auch eine deutliche Botschaft parat.

Der erste Tag zum Nachlesen im RE-LIVE

Aus deutscher Sicht erfreulich waren die Auftritte von Julian Reus und Raphael Holzdeppe. In den Vorläufen über 100 m präsentierte sich Reus vom Start weg solide und zog ins Halbfinale ein. Holzdeppe ist sogar noch einen Schritt weiter - musste aber lange bangen. Denn der Stabhochspringer schaffte die benötigte Höhe von 5,70 Meter erst im letzten Versuch.

Jede Menge Leckerbissen gibt es auch morgen zu bestaunen, wenn alles im Schatten des Finales über 100 m der Männer steht (ab 2.30 Uhr im LIVETICKER).

Die Entscheidungen des Tages:

Marathon Männer: Goldmedaillen im Marathon sind für Kenianer reserviert? Nö. Denn bei der ersten Entscheidung in Peking düpierte ein Teenager die Konkurrenz: Ghirmay Ghebreselassie aus Eritrea überraschte in einer Hitzeschlacht (30 Grad zum Start) mit einer Zeit von 2:12:28 Stunden und verwies Yemane Tsegay (Äthiopien) und Munyo Solomon (Uganda) auf die Plätze.

Und was machten die favorisierten Kenianer so? Nicht viel. Weltrekordler Dennis Kimotto schaffte es nicht mal in die Top 50. Etwas besser machte es Mark Korir, der als bester Kenianer auf Rang 22 landete.

Kugelstoßen Frauen: Die Zuschauer im Vogelnest fieberten gespannt dem Duell der Gigantinnen zwischen Schwanitz aus Deutschland und Lijiao Gong aus China entgegen. Die Sympathien galten natürlich der Lokalmatadorin, die auch furios loslegte: Allerdings konnte sie ihre 20,30 Meter aus dem ersten Durchgang nicht mehr toppen. Besser machte es Kugel-Kaiserin Schwanitz, die sich bei ihren ersten drei Stößen jeweils steigern konnte und mit 20,37 Metern die Bestmarke des Abends aufstellte. Bronze ging an Michelle Carter (19,76) aus den USA.

10.000 m Männer: Wer hier auf eine Überraschung gesetzt hat, hat seine Rechnung ohne den britischen Alleskönner und Superstar Mo Farah gemacht. Wie gewohnt, lief er die ersten Runden locker mit und zog dann mit einem unnachahmlichen Schlussspurt davon - dank dem er in 27:01,13 Minuten ins Ziel kam und dem Rest keine Chance ließ. Silber ging an den Kenianer Geoffrey Kamworor (27:01,76), gefolgt von dessen Landsmann Paul Tanui (27:02,83).

Mann des Tages: Justin Gatlin

Ja, er ist ein verurteilter Dopingsünder. Ja, es ist durchaus unwahrscheinlich, dass er nach der Sperre ohne Doping noch stärker zurückkommen sollte - doch er tat genau dies. Mit locker flockigen 9,83 Sekunden ließ er in seinem Vorlauf dem Rest keine Chance und konnte die letzten Meter sogar noch auslaufen. Bolt und Gay waren noch langsamer - doch es geht ja sowieso erst morgen um die Wurst.

Frau des Tages: Kristin Gierisch

Bei den deutschen Dreispringerinnen lief es nicht so prickelnd. Immerhin Kristin Gierisch schaffte den Sprung ins Finale - wenn auch denkbar knapp. Erst im letzten Versuch erreichte sie eine Weite von 13,95 Meter, womit sie als Elfte am Montag das Finale antritt. "Ich hatte einen wahnsinnigen Puls, war auch nicht gut am Brett. Das war alles etwas viel. Jetzt bin ich froh, dass ich das geschafft habe", so die 25-Jährige.

Sprüche des Tages:

"Ich habe das gemacht, was ich kann: Direkt qualifiziert - einfach super. Das war die Pflicht, morgen kommt die Kür!" (Julian Reus nach seinem erfolgreichen Vorlauf über 100 m)

"Ich bin zu 100 Prozent sauber. Ich habe nichts Falsches getan, und nun wird mein Name durch den Schmutz gezogen." (Mo Farah zu den Dopinganschuldigungen gegenüber seiner Person)

Zahlen des Tages:

2,94 - so viele Meter betrug der Abstand zwischen Gewinnerin Christina Schwanitz und der letztplatzierten Cleopatra Borel beim Kugelstoßen-Finale. Klassenunterschied.

91.000 - so viele Fans fasst das "Vogelnest" in Peking, das für die olympischen Spiele 2008 erbaut wurde. Kosten: Rund 325 Millionen Euro.

Name des Tages: Katarina Johnson-Thompson

Wenn man sich nicht entscheiden kann, welchen Allerweltsnamen man gerne im Nachnamen hätte - wieso nicht gleich zwei Namen? Die britische Siebenkämpferin Katarina Johnson-Thompson macht's vor. Nach dem ersten Tag ist sie aber trotzdem nur Zweite, denn ihre Landsfrau feierte nach einer Babypause ein beeindruckendes Comeback. Sie trägt ebenfalls einen Doppelnamen: Jessica Ennis-Hill.

Alle WM-Entscheidungen im Überblick

Artikel und Videos zum Thema