Empfindliche Pleite für Bolt

SID
Usain Bolt hält unter anderem den Weltrekord über die 100 Meter
© getty

Usain Bolt hat den ersten Schlagabtausch seit 20 Monaten mit seinem Erzrivalen Justin Gatlin verloren, das letzte Aufgebot der deutschen Sprinter frühzeitig das Olympia-Ticket eingefahren: Beim Staffel-Showdown der Superstars zum Auftakt der World Relays auf den Bahamas gab es trotz großer Verletzungssorgen mit Platz acht über 4x100 m die erhoffte Rio-Fahrkarte für das DLV-Team - und für die deutschen Frauen mit Bronze über die unbedeutenden 4x200 m sogar eine Medaille.

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"Das war die erwünschte Botschaft: Olympia, wir sind dabei", sagte Patrick Domogala dem SID. Als Schlussläufer musste der Mannheimer im karibischen Hexenkessel gegen übermächtige Konkurrenz antreten: "Ich bin noch nie zuvor gegen Bolt gelaufen. Auch wenn der Rückstand groß war - bei dieser Atmosphäre ist das gigantisch."

Für Bolt endete der erste Tag bei der inoffiziellen Staffel-WM mit einer empfindlichen Enttäuschung: 37,68 Sekunden reichten für Jamaikas Vierer nur zu Platz zwei hinter Gatlins Amerikanern, die mit starken 37,38 Sekunden sogar ungefährdet gewannen - nur bei Olympia 2012 war jemals eine US-Staffel schneller.

"Bis zur WM in Peking noch hart arbeiten"

Damals wurden die Amerikaner in 37,04 Sekunden bei Jamaikas Weltrekordlauf (36,84) Zweiter, zuletzt hatten sie die karibischen Kontrahenten 2007 bei der WM in Osaka in einem großen Rennen bezwungen.

"Wir wissen aber jetzt, dass wir bis zur WM in Peking noch hart arbeiten müssen", sagte Bolt. Der sechsmalige Olympiasieger ging mit Rückstand als Schlussläufer gegen den Amerikaner Ryan Bailey ins Rennen an und kam nicht mehr heran.

Der mehrfach als Dopingsünder überführte Gatlin lief für die USA an Position zwei und legte den Grundstein für den Sieg. "Siege gegen die Jamaikaner sind immer wichtig", sagte der 33-Jährige. Er und Bolt würdigten sich keines Blickes.

Die deutsche Staffel, die im Finale in 39,40 Sekunden den letzten Platz belegte, machte aus widrigen Voraussetzungen das Beste. "Die Zeit ist natürlich mies. Aber angesichts der Ausfälle haben wir uns gegen diese Konkurrenz sehr gut verkauft", sagte der Wolfsburger Sven Knipphals.

Nur acht Staffeln am Start

Das DLV-Quartett musste die Ausfälle des deutschen Rekordhalters Julian Reus, von Vizemeister Lucas Jakubczyk und des Hallen-EM-Zweiten Christian Blum verkraften - alle drei hatten sich im Trainingslager in Florida verletzt, am schlimmsten erwischte es Jakubczyk, der mit dunkelblau geschwollenem Fuß die Heimreise nach Deutschland antrat.

Ohne die drei schnellsten DLV-Sprinter hatten sich Aleixo-Platini Menga (Leverkusen), Knipphals, Alexander Kosenkow (Wattenscheid) und Domogala in 38,73 Sekunden haarscharf für den Endlauf qualifiziert.

Dort machte ein Patzer des 38 Jahre alten Kosenkow alle Chancen auf ein besseres Ergebnis zunichte: "Ich bin auf der Außenbahn ins Gras getreten - zum Glück aber nicht auch noch gestürzt."

Glück hatten Rebekka Haase (Erzgebirge), Anne Christina Haack (Wattenscheid), Nadine Gonska (Mannheim) und Josefina Elsler (Paderborn) über die selten gelaufenen 4x200 m.

Ohnehin waren nur acht Staffeln angetreten, dann warf ein Sturz von Olympiasiegerin Allyson Felix die favorisierten Amerikanerinnen aus dem Rennen. Und schließlich wurden noch die Bahamas, eigentlich Zweite hinter Sieger Nigeria, disqualifiziert. Unverhofft fand sich das deutsche Quartett bei der Siegerehrung wieder.

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