Gold für Schwanitz & Möldner-Schmidt

SID
Christina Schwanitz (l.) holte sich Gold im Kugelstoßen
© getty

Gold für Christina Schwanitz und die sensationell starke Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt, Staffel-Silber für fulminante Sprinter: Die deutschen Leichtathleten haben zum Abschluss der EM in Zürich einen tollen Endspurt hingelegt, ein historisches Debakel aber nicht mehr verhindern können.

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Insgesamt acht Medaillen (4-1-3) sind das schlechteste EM-Ergebnis einer deutschen Mannschaft nach der Wiedervereinigung. "Wir haben die Pflicht erfüllt, bei der Kür haben sich einige Hoffnungen aber nicht realisieren können", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

Und das war noch sehr wohlwollend formuliert: Gerade einmal die Hälfe der 16 Medaillen der EM 2012 in Helsinki (6 Gold, 6 Silber, 4 Bronze) holte das DLV-Team, selbst der gesamtdeutsche Minus-Rekord von elf Medaillen (4-5-2) bei der EM 2006 in Göteborg wurde deutlich unterboten.

Weniger Medaillen holte das Team der Bundesrepublik zuletzt 1990 mit fünf - damals gab es in Split allerdings für die DDR bei ihrem letzten Auftritt 35-mal Edelmetall.

Hofmann und Röhler gehen leer aus

Auch am letzten Wettkampftag platzten wieder einige deutsche Medaillen-Hoffnungen: Die hoch gewetteten Speerwerfer Andreas Hofmann (Mannheim) und Thomas Röhler (Jena) scheiterten an ihren Nerven und landeten nach indiskutabler Leistung auf den Plätzen neun und zwölf. Weitspringer Christian Reif kam nicht über schwache 7,95 m und Rang acht hinaus.

Dagegen erfüllte Schwanitz ihre Gold-Mission traumwandlerisch sicher: Die Top-Favoritin vom LV Erzgebirge zeigte im Letzigrund keine Schwäche und ließ der Konkurrenz mit 19,90 m keine Chance, die zweitplatzierte Russin Jewgenija Kolodko (19,39) holte mit respektablem Abstand Silber.

"Es war ein schöner Wettkampf, aber auch sehr anstrengend für den Kopf. Nun ist es ein geiles Gefühl", sagte Schwanitz.

"Wahnsinn, unglaublich"

Mit dem Rennen ihres Lebens stürmte die 30 Jahre alte Möldner-Schmidt in 9:29,43 Minuten zum ersten deutschen EM-Titel über 3000 m Hindernis.

"Wahnsinn. Das ist unglaublich", sagte die Cottbuserin, die 2012 in Helsinki bereits EM-Bronze geholt hatte. Gleichauf mit der schwedischen Favoritin Charlotte Fougberg war sie zur letzten Hürde gekommen, Fougberg strauchelte - und der Weg zum Gold war für die Deutsche frei. Gesa-Felicitas Krause (Frankfurt) kam auf Platz fünf.

Der deutsche Rekordhalter Julian Reus (Wattenscheid) und der EM-Fünfte Lucas Jakubczyk (Berlin) führten schließlich die deutsche 4x100-m-Staffel im Finale auf Platz zwei.

Das Quartett, zu dem noch Sven Knipphals (Wolfsburg) und Alexander Kosenkow (Wattenscheid) gehörten, musste sich in starken 38,09 Sekunden nur den favorisierten Briten um 200-m-Europameister Adam Gemili (37,93) geschlagen geben - der deutsche Rekord (38,02) wackelte sogar. Die deutschen Frauen um Ex-Europameisterin Verena Sailer scheiterten nach einem Wechselfehler im Halbfinale.

Craft überwältigt

Bereits am Samstag hatte sich Diskus-Aufsteigerin Shanice Craft Bronze gesichert. "Ich kann es noch nicht begreifen, nicht in Worte fassen", sagte die 21-Jährige: "An Silber war ich dicht dran - aber ich habe meine Karriere noch vor mir." Vor Craft lagen nur die unantastbare Olympiasiegerin Sandra Perkovic (Kroatien) mit dem weltweit weitesten Wurf seit 22 Jahren (71,08) und Vize-Weltmeisterin Mélina Robert-Michon (65,33/Frankreich).

Das deutsche 1500-m-Trio um den WM-Fünften Homiyu Tesfaye blieb hingegen ohne Medaille. Beim Sieg des umstrittenen "Nackt-Jublers" Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich) in 3:45,60 Minuten kam der gebürtige Äthiopier Tesfaye (3:46,46) auf Platz fünf, der deutsche Meister Timo Benitz (LG Nordschwarzwald) wurde Siebter (3:47,26), Florian Orth (Regensburg) landete auf Rang zehn (3:54,35).

Starker Vierter über 5000 m wurde der deutsche Meister Richard Ringer (Friedrichshafen). Großbritanniens Superstar Mo Farah holte nach seinem Sieg über die 10.000 m auch den Titel über die halbe Distanz - im langsamsten EM-Rennen seit 1946 (14:05,82). Für den Doppel-Olympiasieger war es das insgesamt vierte EM-Gold.

Staffel-Teams chancenlos

Keine Chance im Medaillen-Kampf hatten die deutschen 4x400-m-Staffeln. Die Männer um den EM-Sechsten Kamghe Gaba (München) kamen ebenso wie die Frauen auf Platz sechs.

Am Sonntagmorgen hatte Andre Pollmächer mit dem besten deutschen Marathon-Ergebnis seit 28 Jahren überrascht. Der Düsseldorfer lief in 2:14:51 Stunden beim Sieg des Italieners Daniele Meucci (2:11:08) auf Platz acht.

Im Frauen-Rennen, das die Französin Christelle Daunay (2:25:14) gewann, musste Sabrina Mockenhaupt wegen heftiger Knöchelschmerzen aufgeben.

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