Deutsche Favoriten um Harting auf Titeljagd

SID
Robert Harting gehört zu den Topfavoriten auf Gold
© Getty

Zwischenstopp Helsinki. Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in London mutieren die am Mittwoch in der finnischen Hauptstadt beginnenden Europameisterschaften der Leichtathleten zu einem simplen Leistungstest. "Ich werde die EM wie ein normales Meeting behandeln und aus dem vollen Training heraus bestreiten", sagt Diskus-Vizeweltmeisterin Nadine Müller.

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Dagegen erklärt ihr männlicher Disziplin-Gefährte Robert Harting pragmatisch: "Die EM ist gut für uns Athleten. London und Helsinki: Das ist die doppelte TV-Präsenz."

Müller und der seit 27 Wettkämpfen unbezwungene Harting gelten als zwei der größten Goldhoffnungen einer mit 93 Athleten und zahlreichen Medaillenkandidaten gespickten deutschen Mannschaft, die möglichst das vor zwei Jahren in Barcelona erzielte Ergebnis von viermal Gold und jeweils sechs Silber- sowie Bronzemedaillen übertreffen soll.

"Wir wollen uns unter den besten drei Nationen Europas etablieren", gibt Thomas Kurschilgen als Ziel des Teams aus. Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mag mit Blick auf die besondere EM-Situation einen Monat vor dem Höhepunkt in London keine Medaillen-Prognosen abgeben, verweist aber auf die Statistik. Demnach sind aktuell 15 deutsche EM-Starter unter den Top Drei in Europa sowie 25 in den Top Sechs und damit auch im Bereich der Medaillen.

Harting peilt 68 Meter an

Vor allem der Weltranglistenerste Robert Harting strotzt nach den ersten 70-Meter-Würfen seiner Karriere (70,66 sowie 70,31 Meter) vor Selbstvertrauen. Der Berliner hatte auch vor Wochenfrist beim Gewinn des deutschen Meistertitels zwei Versuche über der 70-Meter-Marke, konnte sich aber dabei nicht im Ring halten ("Ich war einfach zu müde").

Bei der EM "sollten mindestens 68 Meter drin sein". Das dürfte für den Titel allemal reichen, denn die in der Saisonrangliste hinter ihm liegenden Titelverteidiger Piotr Malachowski (Polen) und Athen-Olympiasieger Virgilijus Alekna (Litauen) verzichten auf den EM-Start.

Neben den Diskus-Stars Harting und Müller (die Hallenserin führt mit 68,89 Metern die Weltrangliste an) sind im Wurf-Bereich außerdem Kugelstoß-Weltmeister David Storl (mit 21,13 Metern aktuell drittbester Europäer) sowie Hammerwerferin Betty Heidler (mit 78,07 Metern Zweite der Weltrangliste) und Speerwerferin Christina Obergföll auf dem EM-Siegerpodest zu erwarten. Die Offenburgerin hatte vor vier Jahren in Peking die einzige Olympia-Medaille für die deutschen Leichtathleten gewonnen.

"Diese Statistik werden wir verbessern", verspricht DLV-Cheftrainer Herbert Czingon auch im Wissen um einige andere Top-Kräfte in der Olympiasaison. Stabhochspringer Malte Mohr hat mit 5,91 Metern gerade eine neue Weltjahresbestleistung aufgestellt. Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch etablierte sich in der Weltspitze. Und selbst die 38,41 Sekunden der Männerstaffel über 4x100 Meter sind aktuell Europas Bestwert.

Friedrich und Esser müssen Olympia-Norm noch erfüllen

Während bei den Männern in Weitspringer Christian Reif der einzige Titelverteidiger wegen einer leichten Verletzung auf den EM-Start verzichtet, treten bei den Frauen neben Favoritin Betty Heidler die deutschen Barcelona-Europameisterinnen Verena Sailer (Sprint) und Linda Stahl (Speer) erneut nur als Außenseiterinnen an.

Zu den Medaillenhoffnungen zählen die nach einjähriger Verletzungspause glänzend in das Olympia-Jahr gekommene Hürdensprinterin Carolin Nytra (12,74 Sekunden) sowie die Europa-Beste im Stabhochsprung, Silke Spiegelburg (4,76 Meter).

Neben Reif fehlen Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo (Ellenbogen), Kugelstoß-Ex-Europameister Ralf Bartels (Aufbautraining) und der WM-Dritte im Hochsprung von 2009, Raul Spank (Achillessehne), verletzt. Einige Asse wie Hochspringerin Ariane Friedrich und der WM-Vierte im Hammerwerfen, Markus Esser, müssen die EM-Chance noch nutzen, um die Olympia-Norm zu erfüllen.

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