Harting und Storl überzeugen mit Spitzenweiten

SID
Mit 67,79 Metern gewann Robert Harting am Sonntag die Diskusskonkurrenz
© Getty

Eineinhalb Wochen vor den Europameisterschaften haben die deutschen Leichtathleten bei den nationalen Titelkämpfen in Wattenscheid mit wenigen Ausnahmen ihre Ambitionen untermauert und sich die Wettkampfhärte für womöglich nasskalte Tage geholt.

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Allen voran die Weltmeister Robert Harting und David Storl. Harting schleuderte den Diskus 67,79 Meter weit, Storl stieß die Kugel auf 20,96 Meter. Bei Regen am Samstag und kühler Witterung am Sonntag konnten alle Olympia-Kandidaten für die Spiele proben.

"Wir haben trotz London- oder Helsinki-Wetter wunderbare Wettkämpfe gesehen", bilanzierte Herbert Czingon, der Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV).

Spiegelburg versucht Rekord

Auch die Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, die 4,70 Meter meisterte und erst an der Rekordhöhe von 4,81 knapp scheiterte, und Hürdensprinterin Carolin Nytra (12,74 Sekunden) ließen sich von den Bedingungen nicht beeindrucken und zeigten sich für Wasserspiele gut gerüstet. "Ich bin optimistisch, dass ich die Zeit auch im Londoner Wetter laufen kann", blickte Nytra nach ihrem Regenrennen auf den Saisonhöhepunkt im August voraus. Ein Finalplatz ist drin.

Es lag auch an Nytras Mannheimer Vereinskollegin Verena Sailer, die sich über 100 Meter in windunterstützten 11,22 Sekunden gegen die 19-jährige Tatjana Pinto durchsetzte (11,26), dass sich DLV-Präsident Clemens Prokop über "ganz tolle Laufleistungen" freuen konnte. "Der dominierende Eindruck dieser DM ist, dass wir auch in den Laufwettbewerben in einem beachtlich breiten Bereich konkurrenzfähig sind", sagte Prokop der dapd.

Den Endlauf der schnellen Männer gewann überraschend Ex-Weitspringer Lucas Jakubczyk, der zusammen mit Aleixo Platini Menga die Etablierten beherrschte. Für beide wurden 10,16 Sekunden gestoppt, allerdings bei zu viel Rückenwind. Im Vorlauf kam der Sieger, der im Vorjahr nur 10,49 stehen hatte, auf reguläre 10,20. "Einfach gigantisch", befand der Berliner, "ich bin überglücklich."

Dagegen endeten die Titelkämpfe für Hochspringerin Ariane Friedrich, die wie Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo und der dekorierte Hammerwerfer Markus Esser erneut die Olympia-Norm verpasste, in Tränen. Die Frankfurterin wurde zwar zum sechsten Mal deutsche Meisterin, musste sich aber mit 1,86 Metern begnügen. "Regen und Kälte waren der Killer", sagte die WM-Dritte 2009 schluchzend. "Mir kommen die Tränen, weil ich das so unfair finde vom Wettergott." Die 1,95 Meter muss sie nun bei der EM meistern. Dort sind auch die anderen Olympia-Wackelkandidaten ultimativ gefordert.

Nach Helsinki wohl mit 105 Athleten

Die meisten Medaillenanwärter sind vom Druck der Normenjagd längst befreit. Die Vorgabe für einen Olympia-Start haben insgesamt schon 59 Läufer, Springer und Werfer erfüllt, in Wattenscheid kamen als vorerst letzte die hinter Nytra zweitplatzierte Cindy Roleder (12,91 Sekunden) und Diskuswerferin Shanice Craft (62,92 Meter) hinzu. Mit "60 plus x Athleten" rechnet der DLV für London. Nach Helsinki entsendet der Verband 105 Athleten. An diesem Montag wird nominiert.

Vor allem in den Wurfdisziplinen werden die Männer und Frauen des DLV bei beiden Großereignissen wieder ein deutliches Wort mitsprechen. Robert Harting sagte: "Heute 67 und bei der EM 68 plus, das ist der Plan." Diskus-Vizeweltmeisterin Nadine Müller setzte sich in Wattenscheid in einem starken Finale mit 66,47 Metern gegen Julia Fischer (63,21) und Anna Rüh (63,14) durch. "Die 66 sind kein Riesending, aber ein guter Ausgangswert. Ich weiß, dass ich am Tag X alles abrufen kann", sagte die Magdeburgerin, die wie die meisten Weltklasseathleten die EM aus dem Training heraus angehen wird.

Auch Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler, die sich nach der verletzungsbedingten Absage von Kathrin Klaas mit 73,65 Metern begnügte. Nadine Kleinert, 36, gewann ihren siebten Titel im Kugelstoßen (19,18 Meter) und sagte kampfeslustig: "Eine EM-Medaille fehlt mir noch in meiner Sammlung, und mit Helsinki habe ich noch eine Rechnung offen." Bei der völlig verregneten WM 2005 in der finnischen Hauptstadt wurde sie Fünfte. Zeit für Revanche.

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