Sensationsgold von Kugelstoßer David Storl

Von SID/SPOX
Der erst 21-jährige Kugelstoßer David Storl krönte sich sensationell zum Weltmeister
© Getty

Der siebte Tag der Leichtathletik-WM hatte es in sich. David Storl holt im Kugelstoßen sensationell die nächste Goldmedaille für Deutschland, Christina Obergföll und Kathrina Molitor enttäuschen leider im Speerwurf-Finale. Auch im Weitsprung reicht's nicht zu einer Medaille.

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Bei der goldenen Sensation im Kugelstoßring wuchs David zum Goliath. Drei Tage nach dem Diskus-Triumph von Robert Harting sorgte der Chemnitzer Youngster David Storl am Freitag mit dem zweiten deutschen Triumph bei der Leichtathletik-WM für eine der größten Überraschungen von Daegu. Der 21-Jährige schlug mit Steigerungen auf 21,60 und 21,78 m die komplette Weltelite und krönte sich zum ersten deutschen Kugelstoß-Weltmeister.

Storl bot das Kontrastprogramm zu der auch beim sechsten Anlauf zu Speerwurf-Gold mit Rang vier an ihren Nerven gescheiterten Christina Obergföll. Ebenfalls ohne Edelmetall blieben die deutschen Weitsprung-Europameister Christian Reif (Ludwigshafen/7.) und Sebastian Bayer (Hamburg/8.).

Storl: "Ich will den Augenblick genießen"

Am Samstag trägt der EM-Zweite Matthias de Zordo (Saarbrücken) die deutschen Hoffnungen im Speerwurf, am Sonntag soll Weltrekordlerin Betty Heidler als größte aller WM-Favoritinnen im Hammerwurf nach dem dritten deutsche Gold greifen.

"Ich bin genauso überrascht wie nach der Qualifikation. Jetzt will ich den Augenblick erst einmal genießen", sagte Storl. Der Mann mit dem Killerinstinkt hatte nach dem Rezept von Ralf Bartels, 2009 in Berlin noch WM-Dritter, Kanadas Weltranglisten-Ersten Dylan Armstrong im letzten Versuch gekontert. Beide Steigerungen bedeuteten wie die 21,50 m in der Qualifikation U-23-Europarekord.

Trainer zeigt sich hoch zufrieden

"Wie das geht mit dem Konter zum Schluss, bleibt unser Betriebsgeheimnis", sagte der nur auf Rang zehn gelandete Bartels, nachdem Storl" die Garde von fünf 22-m-Stoßern samt Polens Olympiasieger Tomasz Majewski (9.) förmlich aus dem Ring geprügelt hatte.

Bronze eroberte Ex-Weltmeister Andrej Michnewitsch mit 21,40 m für Russland, und als Vierter führte Titelverteidiger Christian Cantwell das Trio der geschlagenen USA-Stars frustriert aus der Arena.

"Ein Quantensprung. Das ist absolut verrückt. Als Olympiasieger Udo Beyer vor zwei Monaten sagte, David würde 2012 Olympiasieger, dachte ich, der spinnt. Aber jetzt muss ich sagen: Diesem Kerl ist alles zuzutrauen", sprudelte es aus Storl-Trainer Sven Lang heraus.

Obergföll enttäuschende Vierte

Nerven wie Storl hätte sich Christina Oberföll gewünscht, der wohl nur noch ein Psychologe helfen kann, wenn sie nicht auch 2012 bei Olympia in London an ihrem Nervenkostüm scheitern will. Die Tränen flossen wie Sturzbäche bei der 30-Jährigen, die nach dreimal Silber und einmal Bronze wie 2009 bei der Berliner WM nur Blech holte.

"Beim Einwerfen habe ich mich noch sensationell gefühlt. Aber schon mein erster Wurf war scheiße. Und dann wurde mir nach dem zweiten Versuch der Stecker gezogen. Alles war weg", sagte die zweimalige WM-Zweite (2005, 2007) nach dem Untergang bei der Weitenjagd von Daegu.

Nur im vierten Versuch hatte sich die Olympiadritte mit 65,24 m erstmals auf den Bronzeplatz gekämpft. Dann folgten die 68,38 m der Südafrikanerin Sunet Viljoen, auf die Obergföll am Tag nach 68,76 m in "der besten Qualifikation meiner Karriere" keine Antwort hatte.

Historisches Duell um Gold

Um Gold kämpfte ein Duo in einem historischen Duell. Erst schlug die russische Olympiazweite Maria Abakumowa mit 71,25 m zu. Im fünften Versuch gelang Tschechiens Olympiasiegerin Barbora Spotakova mit 71,58 m die passende Antwort. Doch Abakumowa, die wie Obergföll noch nie einen großen Titel gewonnen hatte, konterte mit 71,99 m entscheidend.

Gute Fünfte mit 64,32 m wurde Katharina Molitor. Linda Stahl (ebenfalls Leverkusen), die 2010 in Barcelona EM-Gold vor Obergföll gewonnen hatte, war nach Rückenproblemen beim Einwerfen nicht angetreten.

Dwight Phillips zum vierten Mal Weitsprung-Weltmeister

Gold Nummer acht und neun gewannen die USA durch Athen-Olympiasieger Dwight Phillips (USA) mit 8,45 m beim Weitsprung-Triumph über Australiens Favorit Mitchell Watt (8,33) und die 4x400-m-Staffel (2:59,31 Minuten).

Freiluft-Europameister Reif lag als Siebter mit 8,19 m zehn Zentimeter hinter Bronze, Hallen-Europameister Bayer (Hamburg) wurde mit ebenfalls respektablen 8,17 m Achter. Das 4x400-m-Quartett lief in 3:01,37 als Letzter durchs Ziel. Silber gab es dabei für Blade Runner Oscar Pistorius, der im Vorlauf in Südafrikas Staffel gelaufen war.

Fünftes Gold für Kenia

Kenias fünftes Gold holte Vivian Cheruiyot fünf Tage nach ihrem 10.000-m-Triumph in 14:55,6 Minuten über 5000 m.

Den zweiten Sieg für Jamaika, das nach Gold und Medaillen gleichauf mit Deutschland lag (2-2-1), feierte Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown in 22,42 Sekunden vor 100-m-Weltmeisterin Carmelita Jeter.

Dabei riss nach dreimal WM-Gold die Serie von Allyson Felix (ebenfalls USA).

Spielerisch leicht zog Jamaikas Supersprinter Usain Bolt ins 200-m-Finale ein.

Fünf Tage nach seinem Scheitern über 100 m durch das Fehlstart-Fiasko zog er erst die übliche Show ab, enteilte dann der Konkurrenz um Längen und siegte im Halbfinale in 20,32.

Auch Südafrikas 800-m-Weltmeisterin Caster Semenya meldete sich als Halbfinalsiegerin in guten 1:58,07 Minuten zurück.

Seite 2: Tag 7 zum Nachlesen

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