Peter Wrights verrückte Karriere: Wenn der stille Snakebite morgens Eier holt

Von Florian Regelmann
Peter Wright gewann 2017 den Titel bei den UK Open.
© getty

Kann Peter Wright bei den UK Open (ab heute LIVE auf DAZN) seinen leichten Aufwärtstrend fortsetzen und um den Titel mitspielen? Klar ist, dass Snakebite eine kleine Krise nicht mehr aus der Bahn werfen kann, dafür war sein Karriereweg viel zu verrückt. SPOX und DAZN-Darts-Kommentator Elmar Paulke blicken zurück.

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Wir schreiben Dezember 2013. Peter Wright trifft in der ersten Runde der WM auf Joe Cullen. Es ist für den Schotten ein ganz besonderes Match. Denn er weiß: Wenn ich bei dieser WM schlecht spiele, war es das mit Profi-Darts.

"Seine Frau Joanne hat damals gesagt, dass es das letzte Turnier sein würde und sie anders Geld verdienen müssen. Es ging nicht mehr. Was dann passierte, ist absolut verrückt", erzählt Paulke.

Wright schlägt nicht nur Cullen. Wright gewinnt in der Folge ein hart umkämpftes Achtelfinale gegen den Phil-Taylor-Bezwinger Michael Smith, im Viertelfinale wird es gegen Wes Newton (5:4) noch dramatischer, ehe er mit einem klaren 6:2 gegen Simon Whitlock tatsächlich ins Finale einzieht. Dort zieht er gegen Michael van Gerwen zwar den Kürzeren, aber statt seine Karriere beenden zu müssen, nimmt sie unverhofft doch noch gewaltig Fahrt auf. Eine solche Entwicklung sieht man im Sport, im Leben generell, nicht allzu häufig.

Seitdem steht der 48-jährige Schotte permament in den Top 10, 2017 erreicht er mit Position 2 seine beste Weltranglisten-Platzierung. Erreicht er seine beste Weltranglisten-Platzierung? Trefflicher wäre: Erreichen sie ihre beste Weltranglisten-Platzierung. Peter und Joanne Wright.

Peter Wright: "Mir egal, fragt Joanne"

"Peter und Joanne sind ein eingeschworenes Team. Ein echtes Gespann, bei dem sie ganz klar der Boss ist. Wenn wir Peter irgendwas fragen, sagt er immer: 'Mir egal, fragt Joanne.' Joanne entscheidet. Joanne macht alle Termine. Joanne macht die Haare. Joanne sucht die Klamotten raus. Joanne fährt. Peter hat ja gar keinen Auto-Führerschein. Und sie fehlt nie. Es ist für Peter extrem wichtig, sie an seiner Seite zu haben", sagt Paulke.

Es ist auch Joanne, die 2007 erkennt, was der Schlüssel dafür sein könnte, damit der talentierte Wright endlich größeren Erfolg auf der großen Bühne hat. Sie muss dem schüchternen Peter Selbstvertrauen geben.

Wright erlebt in den 70er Jahren eine schwierige Kindheit. Seine Mutter flieht mit ihm nach London, da man ihr das Kind wegnehmen wollte, zu jung sei sie. Wright wächst in einem der ärmsten Viertel Londons auf.

Mit 13 beginnt Wright, Darts zu spielen. Sein Talent ist unverkennbar, aber richtig zünden will die Karriere nicht, über regionales Niveau kommt er lange nicht hinaus. Bis Joanne in sein Leben tritt. Sie will, dass Schluss ist mit dem Gerede, dass er zu lieb und brav für das Geschäft Darts ist und nie Erfolg haben wird.

Joanne kreiert die Kunstfigur Snakebite

Also kreiert die Friseurin die Kunstfigur Snakebite. Wright bekommt bunte Haare und den Mohawk-Schnitt verpasst, dazu ein Kostüm mit extravaganten Hosen und Shirts. Seitdem schlüpft Wright auf der Bühne in seine andere Persönlichkeit. Aber auch nur auf der Bühne.

"Ich habe Peter einmal zuhause besucht und dort einen sehr stillen Peter kennengelernt. Wirklich das genaue Gegenteil von dem schrillen Peter, den wir auf der Bühne sehen. Ich habe jemanden kennengelernt, der es liebt, auf dem Land zu wohnen. Der morgens zu den Hühnern geht, Eier holt und für alle Frühstück macht. Er ist wirklich ein gastfreundlicher, netter und zurückhaltender Typ", beschreibt es Paulke.

Wright ist nicht nur abseits der Bühnen eigentlich kein Glamour-Boy. Er ist auch als Darts-Spieler ein Arbeiter. Ein Beißer. Jemand, der nie ein Spiel abschenken würde, egal wie schlecht es auch laufen mag.

Wright ist bekannt dafür, sich immer wieder aus schwierigen Situationen zu befreien, viele Matches hat er in seiner Karriere nach Rückständen noch gedreht. Wright war auch einer der Ersten, die sich zuhause Kameras installieren ließ, weil er beim Training genau sehen wollte, wie sich sein Wurf nach ein paar Stunden verändert.

Peter Wright und das ständige Wechseln der Pfeile

Sein Faible, ständig seine Darts zu wechseln, sorgt in der Szene seit Jahren für Unverständnis. Während Michael van Gerwen seit seinem 13. Lebensjahr mit dem selben Set an Darts spielt und das Gefühl hat, dass er mit diesen Darts am besten spielen kann, kennt Wright dieses Gefühl gar nicht.

Wright tauchte in der Vergangenheit bei Turnieren gerne mit zwölf oder 13 verschiedenen Sets auf. Für das Jahr 2019 hat sich der UK-Open-Champion von 2017 vorgenommen, nur noch ein bis zwei Sets im Gepäck zu haben und sich so selbst zu zwingen, weniger zu experimentieren.

Nach einem schlechten 2018 hat sich Wright für die neue Saison viel vorgenommen. Erste positive Anzeichen sind klar erkennbar, auch wenn Wright am vierten Premier-League-Spieltag in Exeter jetzt gegen Mensur Suljovic seine erste Niederlage kassierte (1 Sieg, 2 Remis, 1 Niederlage). Die für einen Weltklassespieler so untypischen vielen Ausreißer in die 1 und 5 sind merklich weniger geworden.

Große Sprüche und Ankündigungen, wie viele Turniere er gewinen will, lässt Wright inzwischen auch weg. "Er hat Bock, er kämpft sich wieder ran und will ein gutes Jahr hinlegen. Das traue ich ihm auch absolut zu", erwartet Paulke Wright in Zukunft wieder als Mitfavorit bei den Majors. Vielleicht ja schon an diesem Wochenende in Minehead.

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