Darts-WM - Favoritencheck mit Paulke: MvG, Anderson oder John McEnroe?

Michael van Gerwen (l.) und Gary Anderson haben gute Chancen auf den Titel.
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Das Power-Ranking: Die Top 8

8. Gerwyn Price (PDC Order of Merit: 6)

Spätestens nach seinem kontrovers diskutierten Finalsieg beim Grand Slam of Darts gegen Gary Anderson gibt es im Darts nur noch zwei Lager: Diejenigen, die Gerwyn Price für seine Leidenschaft mögen. Und dann diejenigen, die ihn wegen seines Gehabes verabscheuen. Letztere Gruppe mag dabei etwas in der Mehrheit sein... Es wird interessant zu beobachten sein, wie Price damit umgeht, sollten ihn die Fans im Ally Pally vom ersten Match an ausbuhen.

Klar ist, dass Price rein sportlich gesehen spätestens seit dem Erfolg beim Grand Slam zu den Mitfavoriten gezählt werden muss. Zumal sein Draw günstig scheint. Theoretisch wäre Ian White der mögliche Achtelfinalgegner, aber alle Darts-Fans wissen, dass White vor TV-Kameras ein unfassbar viel schlechterer Spieler ist als auf der Pro Tour. Im Viertelfinale könnte Price auf Peter Wright treffen, falls der formschwache Snakebite soweit kommt. Sonst wäre Joe Cullen eine Option. Wie auch immer: Price' Weg ins Halbfinale ist ein absolut realistischer.

Elmar Paulke: "Ich bleibe dabei, ich mag diesen Reizer Gerwyn Price. Ich finde den Typen cool. Natürlich ist es ganz wichtig, respektvoll mit seinem Gegner umzugehen, aber es ist auch Teil des Spiels, seinen Gegner zu provozieren. Manche machen das über das Tempo, Price eben damit, dass er sich auch mal bei 70 geworfenen Punkten aufpumpt. Mensur sagt auch, dass es sein Problem ist, wenn er darauf reagiert. Es ist nicht das Problem von Price. Der Kerl kommt aus dem Rugby und muss sich wie ein Bulle hochpushen, um Erfolg zu haben. So betreibt er Leistungssport. Das gefällt einigen nicht, aber so ist er halt. Bislang machen ihm auch die negativen Reaktionen aus dem Publikum nichts aus. Price ist der Einzige, der sich mit den Fans anlegen kann, sich umdreht und gut spielt. Da ist er ein bisschen wie John McEnroe früher im Tennis. Ich glaube, dass es ihm völlig egal ist, wenn sie ihn bei der WM ausbuhen, dafür ist sein Selbstvertrauen aktuell zu groß."

7. Rob Cross (PDC Order of Merit: 2)

Cross kommt als Titelverteidiger in den Ally Pally und ist aktuell hinter van Gerwen die Nummer zwei der Order of Merit, aber es würde wohl niemanden in der Szene überraschen, wenn die WM für Cross diesmal schon am ersten Tag vorbei ist. Zum einen, weil der Engländer seit Wochen außer Form ist, sein letzter Turniersieg datiert aus dem August in Brisbane, und selbst sagt, dass er in seinem ersten Match sehr nervös sein wird.

Und zum anderen heißt sein Auftaktgegner aller Voraussicht nach Jeffrey de Zwaan. Der Niederländer ist außerhalb der Top 32 vielleicht der unangenehmste Gegner überhaupt, hat er doch 2018 zweimal in einem Major van Gerwen aus dem Turnier geworfen.

Elmar Paulke: "Ich habe Cross zuletzt am Ally Pally getroffen und mich lange mit ihm unterhalten. Er ist zwar der amtierende Weltmeister, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es immer noch alles neu für ihn ist. Sein Leben hat sich durch den WM-Titel komplett verändert. Er war 2018 wenig zuhause bei der Familie, das sind alles Faktoren, die eine Rolle spielen. Für Cross ist es eine nicht ganz einfache Situation, weil er auch weiß, dass er 2019 seine ganzen Ergebnisse aus 2017 bestätigen muss und es schnell abwärts gehen kann. Wenn de Zwaan seine Maschine angeschmissen bekommt, ist Cross in Not. Das kann echt ein ganz frühes Aus geben."

6. Peter Wright (PDC Order of Merit: 3)

Wright hat seine Fans und wohl auch sich selbst zuletzt ratlos zurückgelassen. Snakebite verlor Matches gegen Gegner, die einen 81er Average spielten, es war phasenweise nicht zu verstehen. Bei den Players Championship Finals verlor Wright zwar im Achtelfinale knapp gegen Stephen Bunting, die Leistung machte allerdings wieder etwas Mut, dass er vielleicht rechtzeitig zur WM doch noch die Kurve bekommt.

Vor Joe Cullen in einem möglichen Achtelfinale wartet eigentlich kein größerer Stolperstein, vielleicht hat Wright die Chance, sich Runde für Runde ins Turnier hinein zu grooven und zu dem Snakebite zu werden, den man bei der WM schon so häufig gesehen hat.

Elmar Paulke: "Peter ist ganz schwer einzuschätzen. Er hat so viele Fehler gemacht in letzter Zeit in den Matches, die Anzahl an Würfen in die 1 und 5 war brutal. Er war wirklich neben der Spur, aber trotzdem traue ich es ihm zu, dass er sich fängt. Der Ally Pally ist sein Ort. Hier ging seine Karriere so richtig los mit dem Finaleinzug 2014. Es gibt für Spieler immer wieder diesen einen Ort, diese eine Bühne, mit der sie ein spezielles Gefühl verbindet. Es kann schon sein, dass Wright ein gutes Match spielt und plötzlich wieder drin ist, aber es muss auch nicht sein, ein frühes Ausscheiden halte ich auch für denkbar."

5. James Wade (PDC Order of Merit: 9)

Der heißeste Spieler im Herbst 2018 hieß eindeutig James Wade. The Machine holte sich mit den Triumphen bei der European Championship und den World Series of Darts Finals aus dem Nichts zwei Major-Titel in Folge. Bei der WM erreichte Wade allerdings noch nie das Finale, obwohl der Set-Modus dem Mann mit dem besten Timing auf der Tour eigentlich entgegenkommt.

Vielleicht ist es dieses Mal die WM für Wade? Dagegen spricht die Auslosung, die es nicht gut mit dem Lefty gemeint hat. Auf dem Weg ins Finale müsste er wohl im Viertel- und Halbfinale nacheinander Michael van Gerwen und Gary Anderson ausschalten. Und: Sein potenzieller Auftaktgegner ist mit Krzysztof Ratajski ein WM-Geheimtipp. Der Pole steht zwar in der Order of Merit noch außerhalb der Top 50, hat aber 2018 mit mehreren Turniersiegen auf der Pro Tour für Furore gesorgt. Wade vs. Ratajski - das Match sollte es in sich haben.

Elmar Paulke: "Aufgepasst auf James Wade! Wade ist einer der wenigen Jungs, die nach der Geburt ihres Kindes einen unglaublichen Auftrieb bekommen haben. Viele sind danach mit dem Kopf woanders, aber Wade hat es extrem beflügelt. Wenn er mit seinem guten Timing in den kritischen Situationen alles wegcheckt, ist er saugefährlich. Seine Gegner haben oft das Gefühl, eigentlich der bessere Spieler zu sein, aber trotzdem gewinnt am Ende Wade. Das macht ihn unangenehm und auch unberechenbar."

4. Michael Smith (PDC Order of Merit: 10)

Nicht nur sein Mentor Gary Anderson weiß schon seit langem, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Michael Smith auch ganz große Titel gewinnen wird. 2018 gewann Smith das Shanghai Darts Masters und stand in zwei Major-Finals, die er bei der Premier League gegen van Gerwen und zuletzt bei den World Series of Darts Finals gegen Wade jeweils verlor. Besonders die Pleite gegen Wade nach fünf verpassten Matchdarts war ein Schlag ins Gesicht. "Ich habe mich noch nie so gehasst", schrieb der Bully Boy danach auf Twitter.

Aber auch diese Niederlage ändert nichts daran, dass mit Smith zu rechnen ist. Sein mögliches Achtelfinale gegen Mensur Suljovic könnte darüber entscheiden, wer bei der WM aus der unteren Hälfte ins Finale einzieht.

Elmar Paulke: "Der Bully Boy steht bei mir für diese WM dick auf dem Zettel. Dass er ein absolut begnadeter Spieler ist, wissen wir schon lange, aber jetzt hat er gelernt, auch mal mit einem vergleichsweise niedrigen Average seine Matches zu gewinnen. Früher hat er nur gewonnen, wenn er seinen Atomlauf bekommen hat. Auch seine Körpersprache ist besser geworden. Und niemand ist so sicher auf der Doppel-10."

 

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