Van Gerwen wackelt nur kurz

Von SPOX
Michael van Gerwen setzte sich nach Anfangsschwierigkeiten ohne Mühe gegen Sascha Stein durch
© getty

Für Sascha Stein ist die WM vorbei - der Deutsche schockt Favorit Michael van Gerwen zwar früh, doch am Ende unterliegt er deutlich. Gary Anderson startet eine furiose Aufholjagd gegen den starken Jelle Klaasen. Um ein Haar hätte Terry Jenkins den Ally Pally in der 2. Runde endgültig zum Beben gebracht. Millimeter trennten "The Bull" aber vom 9-Darter. Robert Thornton hatte erstaunlich wenig Probleme mit Ronnie Baxter. Benito van de Pas überrascht Dave Chisnall und erreicht das Achtelfinale. Und: "The Snakebite" Peter Wright schlägt Ronny Huybrechts.

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Nachmittag-Session

Robert Thornton (SCO/9) - Ronnie Baxter (ENG/24) 4:0 (3:0, 3:2, 3:1, 3:1)

Überraschend schnell war das erste Match des Tages beendet, nach nur 16 Legs war das einseitige Spiel bereits zu Ende. Über die gesamte Partie lief es bei The Rocket nicht sonderlich rund: Der Engländer spielte einen 84.48-Average und wies eine erschreckende Check-Out-Percentage von 16.67 Prozent aus.

Favoritencheck: Walking in a Taylor Wonderland?

Ganz anders dagegen Robert Thornton: Der Schotte verbuchte mit einer beeindruckenden Souveränität eine immerhin fast doppelt so hohe Checkout-Percentage (30.77 Prozent). Dazu kam ein Average von 93.78 für The Thorn.

Terry Jenkins (ENG/16) - Laurence Ryder (AUS) 4:0 (3:0, 3:0, 3:0, 3:0)

Acht perfekte Darts waren geworfen, nur noch die Doppel-12 fehlte zum perfekten Spiel im zweiten Leg des zweiten Satzes - und dann versagten Terry Jenkins die Nerven. Millimeter trennten den Engländer vom 9-Darter und den damit verbundenen 10.000 Pfund Preisgeld.

Van Gerwen im SPOX-Interview: "Taylors Rekorde sind unrealistisch"

Dass der an 16 gesetzte Jenkins mit Laurence Ryder keine Probleme haben sollte, bahnte sich schon bei den ersten sechs Darts an. Während der Australier mit 24 Punkten in das erste Leg startete, legte The Bull gleich eine 180 vor. In der Folge behielt Jenkins die Nerven, holte sich den dritten Satz mit einem fabelhaften 164er-Finish und gewann am Ende locker mit 4:0. Beachtlich: Kein einziges Leg ging an Ryder - und das, obwohl Loz sechs Checkout-Chancen hatte.

Peter Wright (SCO/5) - Ronny Huybrechts (BEL) 4:1 (3:1, 1:3, 3:0, 3:1, 3:2)

Etwas mehr Spannung als die beiden einseitigen Matches zuvor versprach dann das letzte Spiel der Session am Nachmittag. Ronny Huybrechts forderte Peter Wright und entschied, nachdem der erste Satz noch an den Schotten ging, den zweiten Satz für sich.

Doch Snakebite ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, konterte mit einem 3:0-Satzsieg inklusive 144er-Finish im ersten Leg und einem 121er-Finish im zweiten Leg. Im fünften Satz ging es schon enger zu, doch der Favorit Wright gab sich keine Blöße, behielt beim Stand von 2:2 die Nerven und machte mit 24 verleibenden Punkten den Satz mit Leichtigkeit zu.

Abend-Session

Benito van de Pas (NED) - Dave Chisnall (ENG/8) 4:2 (0:3, 3:2, 0:3, 3:1, 3:1, 3:2)

Die vermeintliche Favoritenrolle im ersten Match der Abendsession war spätestens nach den ersten Darts geklärt. Leg 1, Leg 2, Leg 3 - der erste Satz war für Chisnall im Schnelldurchlauf gewonnen. Doch der zweite Satz zeigte: Mit van de Pas ist in diesem Spiel zu rechnen. Der Holländer ballte immer wieder die Faust - und holte sich den zweiten Satz.

Satz drei verlief wie Satz eins. Chisnall breakte und gewann selbst seine beiden "Aufschläge". Wer nun dachte, der Favorit hat leichtes Spiel, der sah sich erneut getäuscht. Chizzy ließ immer wieder das Doppelfeld aus und musste den Satz mit 1:3 verloren geben. Immer weiteren Verlauf entwickelte sich ein Duell auf absoluter Augenhöhe. Chisnall traf kaum mehr Triplefelder, van de Pas dagegen sicherte sich die erstmalige Satzführung inklusiver 116er-Checkout.

Der Holländer war also nur noch einen Satz von der Sensation entfernt - und tatsächlich erreichte er den größten Triumph seiner Karriere. Mit unbändiger Entschlossenheit drehte er einen 0:2-Rückstand in den Legs in einen 3:2-Satzgewinn. Mit dem vierten Matchdart auf das Doppel-Achtfeld war die Überraschung perfekt. Benito van de Pas steht damit erstmals im Achtelfinale.

Michael van Gerwen (NED/1) - Sascha Stein (GER) 4:1 (1:3, 3:1, 3:0, 3:1, 3:2)

David gegen Goliath, Amateur gegen Weltmeister: Der deutsche Debütant Sascha Stein forderte in Runde zwei niemanden Geringeren als Weltmeister Mighty Mike - und legte einen Traumstart hin. Nach einem Break im ersten Leg versemmelte van Gerwen zwei Darts auf Tops und eine auf die Doppel-10. Der Stoiner schlug zu, schnappte sich das Leg und checkte in Leg vier mit der Doppel-8 zum Satzgewinn aus.

Trotz einer teilweise desaströsen Doppel-Quote von zwölf Prozent drehte Mighty Mike jetzt auf. Ein Zwölf-Darter brachte schnell das 2:0, doch Stein kam zurück und schnupperte nach sechs perfekten Darts sogar am Ausgleich, bekam dann aber die Flatter. Der Weltmeister bestrafte das eiskalt und schnappte sich Durchgang zwei.

Das Spiel im RE-LIVE

Van Gerwen kam jetzt ins Rollen, eröffnete Satz drei mit 180 und zeigte dem Deutschen trotz einer überschaubaren eigenen Leistung die Grenzen auf. 3:0 und 3:1 nach Legs zur 3:1-Satzführung - der Stoiner konnte hier und da einen minimalen Nadelstich setzen, wirklich mitreden durfte er aber nicht mehr.

Auch der entscheidende fünfte Durchgang war schnell gegessen. Stein hinkte im Average durchgehend zehn Punkte hinterher, kam zwar noch zum 2:2 - musste sich dann aber nach van Gerwens verwandeltem Matchdart Nummer vier mit 1:4 verabschieden. Mighty Mike marschiert damit ins Achtelfinale und trifft auf den an 16 gesetzten Engländer Terry Jenkins.

Für Stein gab es wenigstens noch anerkennende Worte vom Champion: "Für einen Qualifikant war es richtig gut von ihm, er hat mich unter Druck gesetzt. Vor allem in den ersten zwei Sätzen. Große Anerkennung für Stein, er hat wirklich gut gespielt!"

Gary Anderson (SCO/4) - Jelle Klaasen (NED/29) 4:3 (3:0, 2:3, 1:3, 2:3, 3:2, 3:1, 3:1)

Der Flying Scotsman ist weiter - nach der besten Partie an Tag sieben der WM! Nach einem verhaltenen Start entwickelte sich schnell eine Partie auf Weltklasse-Niveau mit einem Average von über 100 auf beiden Seiten und insgesamt 19 180s, in der Klaasen zunächst konsequenter agierte.

Der Niederländer konnte mit 3:1 Sets vorlegen und sah eigentlich wie der sichere Sieger aus. Doch es folgte ein hochdramatischer fünfter Satz - der die Sensation wieder in die Ferne rückte. Klaasen breakte zunächst, verpasste das 3:1 nach Legs dann aber mit einem 170er Finish um Haaresbreite und kassierte durch einen Bullseye-Treffer das Re-Break - und den Anschluss zum 2:3.

Es sollte der Startschuss für eine grandiose Aufholjagd sein. Andersons Bullseye folgte eine 180, ein weiterer Bullseye-Treffer zum 2:0 nach Legs und plötzlich stand es 3:3 nach Sätzen.

Im ersten Leg des entscheidenden Satzes verschmiss der Matador dann drei Breakdarts - und musste mit ansehen, wie der Flying Scotsman mit all seiner Routine zum Sieg spazierte. Mit sechs perfekten Darts bereitete Anderson das Finale vor - den ersten Matchdart in die 18 versenkte er. Ein grandioses Match!

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