"Taylors Rekorde sind unrealistisch"

Michael van Gerwen startet als Titelverteidiger in die Darts-WM 2015
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SPOX: Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist Ihre makellose Glatze. Mit Absicht?

Van Gerwen: Das habe ich alles dem Stress zu verdanken (lacht). Aber im Ernst, das liegt ganz an Mutter Natur. Irgendwann wurden die Haare immer weniger, und nur mit ein paar Stoppeln wollte ich nicht herumlaufen. Deswegen habe ich alles abrasiert. Und es kommt offenbar gut bei den Leuten an und hilft der Marke Michael van Gerwen, bekannter zu werden. Einzig meine Frau hat damit wohl nicht so viel Spaß, sie ist Friseurin.

SPOX: Trotz Ihrer emotionalen Ausbrüche scheinen Sie am Darts-Board immer sehr fokussiert. Wie wichtig ist die mentale Stärke im Allgemeinen?

Van Gerwen: Das wird häufig unterschätzt. Der Geist muss willig sein, sonst kann der Körper nicht abliefern. Das gilt auch im Darts. Stellen Sie sich vor, die Meute hinter Ihnen feiert eine Party, und Sie können sich deswegen nicht konzentrieren? Das muss man trainieren, damit man in den entscheidenden Momenten voll da ist.

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SPOX: Diese Aussage hätte auch von einem Fußballer stammen können. Sie haben in jungen Jahren selber gegen den Ball getreten. Warum haben Sie sich doch für den Darts-Sport entschieden?

Van Gerwen: Das ist relativ einfach zu beantworten, ich war einfach grottig, so eine Art Michelin-Männchen. Irgendwann einmal im Winter habe ich dann mit ein paar Freunden angefangen, im Keller Darts zu spielen. Fußball ging wegen des Wetters ja nicht, und ich habe relativ schnell erkannt, dass ich ein gewisses Talent habe. Ich kann mich noch an meinen ersten Pokal erinnern, den ich gewonnen habe. Ich wurde Dritter und dachte mir: "Das fühlt sich gut an!"

SPOX: Gab es denn genügend Möglichkeiten, professionell zu trainieren?

Van Gerwen: Es war nicht immer so leicht. Ich weiß noch, wie ich in einen Pub gegangen bin, aber nicht mitspielen durfte, weil ich noch zu jung war. Sie ließen mich zwar zwischen den Partien ein paar Pfeile werfen, aber das war's auch schon. Mit der Zeit wurde es aber besser.

SPOX: Auch wenn es nicht zu einer aktiven Karriere gereicht hat, sind Sie ein großer Fußball-Fan geblieben, vor allem des PSV Eindhoven. Sie sind auch mit einigen niederländischen Profis befreundet. Werden Sie am Darts-Board häufig herausgefordert?

Van Gerwen: Das passiert schon ab und zu. Mit Ron Vlaar, der bei Aston Villa spielt, war es besonders lustig. Wir haben uns am Rande der Darts Premier League getroffen und sind zu ihm nach Hause, aber er hatte keine Chance. Er hat kein einziges Leg gewonnen. Das ist auch gut so, sonst müsste ich mir wahrscheinlich Sorgen machen (lacht). Wobei ich zugeben muss, dass er sich nicht schlecht angestellt hat. Dafür war er beim Snooker etwas besser, allerdings sind wir beide keine Ronnie O'Sullivans.

SPOX: Jüngster Weltmeister aller Zeiten, Fußball-Profis im Bekanntenkreis, finanziell dürfte es Ihnen auch gut gehen. Das hört sich nicht schlecht an für jemanden, der mal als Fliesenleger angefangen hat.

Van Gerwen: Tja, das waren wirklich noch andere Zeiten. Ich will diese Erfahrungen allerdings nicht missen. Es ist sehr wertvoll, nicht nur die Sonnenseite des Lebens zu kennen. Ich weiß, dass ich in den letzten Jahren viel Glück damit gehabt habe, wie sich alles entwickelt hat. Und das kann sich auch wieder schnell ändern. Ein paar schlechte Jahre und niemand interessiert sich mehr für dich.

SPOX: Eine Geschichte aus Ihrer Zeit als Fliesenleger müssen Sie aber noch aufklären.

Van Gerwen: Sie spielen auf Dennis Bergkamp an, oder?

SPOX: Genau.

Van Gerwen: Da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich kenne das Gerücht, dass ich angeblich Fliesen in seinem Badezimmer verlegt habe, aber das stimmt nicht. Es war nur das Nachbarhaus, und ich habe ihn nicht mal gesehen. Aber eines kann ich sagen: Die Umgebung war nicht von schlechten Eltern.

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