Mehr als nur Rumble in the Jungle

SID
Muhammad Ali 1964 in seinem ersten WM-Fight gegen Sonny Liston
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30. Oktober 1974 in Kinshasa/Zaire: Ali - George Foreman (K.o.-Sieg 8. Runde)

Ende Januar 1974 war der Punktsieg Alis im zweiten Duell mit Frazier relativ unspektakulär über die Bühne gegangen. Es schien, als sparte sich "der Größte" die Dramatik für den "Rumble in the Jungle" auf.

Wohl über keinen Boxkampf wurde jemals mehr geschrieben (u.a. Norman Mailers "The Fight"). Hollywood widmete dem Duell, das von Don King promotet und zu Großteilen von Zaires Diktator Mobutu Sese Seko finanziert wurde, 1996 die später oscargekrönte Dokumentation "When we were Kings".

Der sieben Jahre jüngere "Big George" Foreman galt als unschlagbare Kampfmaschine, dem 32 Jahre alten Ali wurden ein schneller K.o. und das Ende der Karriere prophezeit. Wegen einer Augenverletzung bei Foreman verlängerte sich die Vorbereitung auf über einen Monat. Beide Boxer blieben in Zaire. Foreman schottete sich ab, Ali suchte, wann immer es ging, den Kontakt zur einfachen Bevölkerung - die deshalb im Kampf auf seiner Seite war und frenetisch das legendäre "Ali, bomaye!" ("Ali, töte ihn!") anstimmte.

In den ersten Runden überraschte Ali Foreman mit "rope a dope", dem "Verweilen in den Seilen". Foreman verausgabte sich, während Ali die wütenden Schläge an den Seilen abfederte und seinen Gegner immer wieder fragte: "Ist das alles, George?"

Die K.o.-Maschine Foreman war keine langen Fights gewöhnt, Ali setzte aus der Deckung immer wieder Wirkungstreffer. Ende der achten Runde riskierte Ali alles - und fällte Foreman mit zwei Links-Rechts-Kombinationen. Über 100.000 Zuschauer brachten das Stade Tata Raphaël zum Erbeben. Ali war wieder Weltmeister, sieben Jahre, nachdem ihm der Titel genommen worden war. Als zweiter Boxer nach Floyd Patterson widerlegte er das ungeschriebene Box-Gesetz "They never come back".

1. Oktober 1975 in Manila/Philippinen: Ali - Joe Frazier (WBA/WBC-Titelverteidigung, Sieg durch T.K.o. in der 14. Runde)

Wohl nie zuvor und danach war Boxen dramatischer, brutaler und zerstörerischer. Der "Thrilla in Manila" bildete den Höhepunkt der erbitterten Rivalität zweier Box-Legenden.

Die Bedingungen im Araneta Coliseum von Manilas Stadtteil Quezon City waren brutal, bei Temperaturen weit über 30 Grad und unerträglich hoher Luftfeuchtigkeit in der nicht klimatisierten Halle trieben sich die Kämpfer bis zum Äußersten. 25.000 Zuschauer schrien "wild nach Blut, wie ich es in keinem Stadion der Welt erlebt habe" (Ali).

Der "Größte" dominierte die ersten Runden, geriet in der Sechsten erstmals unter Druck. In der zweiten Kampfhälfte lieferten sich Ali und Frazier einen offenen Schlagabtausch bei enormem Tempo, das der fast auf den Tag genau zwei Jahre ältere Ali besser verkraftete. In der 13. Runde kassierte Frazier fürchterliche Treffer, seine Augen schwollen zu, Ali prügelte ihm den Mundschutz heraus.

In der 14. Runde bewegte sich der selbst völlig erschöpfte Ali fast wie eine Marionette, doch seine Schläge hatten noch immer eine mörderische Wucht. Weitere 30-mal traf er Frazier, allein neunmal die Augen seines halbblinden Gegners. In der Pause vor der 15., letzten Runde warf Fraziers Trainer Eddie Futch ("Jeder weitere Schlag hätte tödlich sein können") das Handtuch. Ali brach zusammen, als er zum Jubeln aufstand.

Noch zehn Mal betrat Ali nach diesem (Pyrrhus-)Sieg den Ring, erreichte aber nie wieder dieses Leistungsvermögen. Ali schrieb in seiner Biographie "Der Größte", die nach dem Thrilla veröffentlicht wurde: "Jeder Schlag, den ich von ihm einstecken muss, ist ein Schritt auf dem Weg zu meinem Grab."

Ali vs. Frazier - Thrilla in Manila: Es war Krieg

15. September 1978 in Louisiana: Ali - Leon Spinks (WBA-WM, Punktsieg nach 15 Runden)

Ein letztes Mal widerlegte Ali die alte Box-Weisheit "They never come back". Seinen Niedergang konnte aber auch der Sieg im Rückkampf gegen Leon Spinks, der exakt ein halbes Jahr zuvor den lustlosen Ali sensationell bezwungen hatte, höchstens verschleiern. Dennoch durfte sich Ali als erster Boxer zum dritten Mal Weltmeister im Schwergewicht nennen.

12. November 1981 in Nassau/Bahamas: Ali - Trevor Berbick (Punktniederlage nach 10 Runden)

Das Ende - bitterer, als es sich Alis Fans jemals hätten vorstellen können. Nachdem er seinen Titel im Februar 1980 in Las Vegas an Larry Holmes verloren hatte, stieg Ali zum letzten Mal als Profi in den Ring. Bereits schwer von seiner Krankheit gezeichnet, verlieh Ali dem Kampfmotto "Drama auf den Bahamas" eine unbeabsichtigte Bedeutung. Nach zehn Runden war es vorbei.

Alis Kämpfe gegen deutsche Boxer

10. September 1966 in Frankfurt/Main: Ali - Karl Mildenberger (WBA-EM, T.K.o. 12. Runde)

35.000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion - darunter auch die Ex-Weltmeister Max Schmeling und Joe Louis - hatten sich auf einen kurzen Kampf von drei bis vier Runden eingestellt. Doch Europameister Mildenberger wuchs über sich hinaus. Der deutsche Amateurmeister von 1958 ärgerte Ali mit seiner ungewohnten Rechtsauslage und erkämpfte sich in den Runden sechs und sieben Vorteile.

Mit seiner Linken kam er mehrfach durch. Schließlich machte eine Platzwunde am linken Auge alle Titelträume zunichte. In der zwölften von insgesamt 15 Runden brach Ringrichter Teddy Waltham den Fight ab. "Es war mein schwerster Kampf seit dem Titelgewinn gegen Sonny Liston", sagte Ali nach dem Sieg über "Karl den Großen".

26. Dezember 1971 in Zürich: Ali - Jürgen Blin (K.o.-Sieg 7. Runde)

Ali hatte neun Monate zuvor gegen Joe Frazier seine erste Niederlage einstecken müssen. Um wieder in Form zu kommen, sollte er einige Aufbaukämpfe bestreiten. Blin galt als geeigneter Kandidat, der Ali nicht wirklich gefährlich werden konnte. Doch im Ring überraschte der krasse Außenseiter aus Norddeutschland Ali mit einer mutigen Taktik. Blin versteckte sich nicht und marschierte nach vorne.

Doch außer seinem Mut hatte er dem Größten nicht viel entgegenzusetzen, boxerisch und körperlich war er klar unterlegen. Bereits in der siebten Runde war Blin konditionell am Ende, als ihn Ali mit einer krachenden Rechten am Kinn erwischt. "Das Ding zuckte wie ein Blitz durch meinen ganzen Körper", sagt Blin: "Ali hat nur mit mir gespielt."

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