Vom Schlumpf zum König

Arthur Abraham (l.) konnte sich gegen Robert Stieglitz erneut zum Weltmeister krönen
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25. August 2012 vs. Robert Stieglitz I, Unanimous Decision

Nach den enttäuschenden Auftritten im "Super-Six"-Turnier stand Abraham mehr oder weniger vor den Trümmern seiner Karriere. Vom einstigen ungeschlagenen Aushängeschild des Sauerland-Stalls erwartete kaum jemand, dass er das Ruder nochmals herumreißen und wieder Weltmeister werden könnte. Unter dem Motto "Des Königs letzte Chance" erhielt er in Berlin die Möglichkeit, um den Weltmeistertitel der WBO im Supermittelgewicht gegen den amtierenden Titelträger Robert Stieglitz anzutreten.

Vor heimischer Kulisse in der o2-World gelang ihm dann allerdings eine kleine Überraschung. Mit einem dominanten Auftritt sicherte er sich den fünften Sieg im achten Supermittelgewichtskampf und krönte sich erneut zum Weltmeister. Abraham, der sich in der Vergangenheit des Öfteren als Spätstarter charakterisiert hatte, blieb seiner boxerischen Linie auch in diesem Kampf lange treu. So beschränkte er sich gegen einen aggressiv zu Werke gehenden Titelverteidiger zunächst auf teils wilde Konterschläge, die kaum ihr Ziel fanden.

Wie so oft in seiner Karriere dauert es einige Runden, ehe der Berliner unter lautstarken Anfeuerungsrufen der rund 10.000 Zuschauer immer besser in das Duell fand. Stieglitz, der zu diesem Zeitpunkt mit einem Cut über dem linken Auge zu kämpfen hatte, konnte seiner vorgegebenen Marschroute kaum mehr folgen und geriet zusehends unter Druck. Mit hängenden Armen tänzelte Abraham in der Folge im Ring umher und bewegte Stieglitz, der sich verhöhnt fühlen musste, ein ums andere Mal zu unüberlegten Attacken.

Zwar versuchte der Weltmeister bis zur letzten Sekunde alles, doch hatte Abraham stets die besseren Antworten parat und wies den Magdeburger vor allem mit seiner starken Rechten in seine Schranken. Nach einer Unterbrechung, in der der immer stärker blutende Cut unter Stieglitz' Auge durch den Ringarzt Joe Cortez untersucht wurde, ließ sich der Herausforderer den Kampf in den letzten Runden nicht mehr nehmen und siegte verdient auf allen drei Punktzetteln.

1. März 2014 vs. Robert Stieglitz III, Split Decision

Im Rückkampf gegen Stieglitz folgte dann allerdings die Niederlage und der damit verbundene Titelverlust für Abraham. Ein drittes und letztes Duell um den WBO-Gürtel im Supermittelgewicht sollte deshalb klären, wer der bessere Boxer ist. Für Abraham war das dritte Aufeinandertreffen jedoch erneut weit mehr als ein normaler Titelkampf. Eine Niederlage hätte wohl automatisch auch das Ende seiner Zeit als Profiboxer bedeutet.

Mit dem Rücken zur Wand zeigte Abraham, dessen technische Fähigkeiten limitiert sind, einen seiner besten Kämpfe. Durch eine taktische Meisterleistung und mit einem Niederschlag kurz vor Kampfende setzte er sich gegen den Titelverteidiger, der im letzten Aufeinandertreffen der beiden Akteure Abraham förmlich überrannt hatte, mit einem knappen Punktsieg durch. Vor rund 7.500 Zuschauern in der Magdeburger Getec-Arena hatten zwei der drei Punktrichter den 34-jährigen Berliner als Sieger gesehen.

Wie bei seinem Titelgewinn agierte Stieglitz über die volle Distanz im Vorwärtsgang. In seinem 50. Profikampf bearbeitete er Abraham mit Kombinationen. Dieser hatte jedoch aus den Niederlagen im "Super-Six"-Turnier und der überraschenden Klatsche gegen den Deutschrussen gelernt und konterte ein ums andere Mal mit seinem Jab. Darüber hinaus fand auch der linke Haken des gebürtigen Armeniers immer häufiger sein Ziel und war zudem für den einzigen Niederschlag des Kampfes verantwortlich.

"Es war ein harter Fight. Beide haben alles gegeben. Mehr geht nicht", sagte Abraham und hatte sein ganz eigenes nächstes Ziel vor Augen: "Ich bin einfach nur glücklich. Jetzt kann ich nach Hause. Mama macht Bratkartoffeln." Stieglitz hingegen wollte sich mit dem Urteil nicht abfinden und sprach von Betrug.

Seite 1: Vom ersten Meilenstein bis zum "Super-Six"-Turnier

Seite 2: Die Rivalität mit Stieglitz

Die Weltmeister der vier großen Verbände im Überblick

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