Tyson: "Ich hatte aufgegeben"

Von Adrian Bohrdt
Mike Tyson: Wohl der umstrittenste Boxer aller Zeiten
© getty

Als einer der besten Schwergewichts-Boxer der Welt war Mike Tyson genauso berühmt und berüchtigt wie für seine Eskapaden außerhalb des Rings. Der 47-Jährige schien immer besonders wütend zu kämpfen, musste allerdings auch ins Gefängnis und hatte Probleme mit Frauen, Alkohol und Drogen. Doch in einem Interview zeigte er sich jetzt von einer anderen Seite und gewährte tiefe Einblicke und Antworten.

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"Ich hatte aufgegeben", berichtete Tyson vom Tod seiner vierjährigen Tochter vor vier Jahren gegenüber dem "Guardian: "Ich hatte mich in die Hand einer höheren Gewalt gegeben. Ich sagte: 'Hilf mir. Ich kann nicht mehr. Führe mich. Gott, oder wer auch immer. Ich weiß nicht, was ich machen soll.' Ich werde das nie überwinden. Das kann ich nicht."

Allerdings habe ihm seine Ehe geholfen, die Wut und die auch in der Kindheit durch seine Mutter erfahrene Gewalt zu überwinden: "Wäre ich nicht verheiratet, wäre ich anders. Ich wäre immer noch dieser gewalttätige Kerl, denn das war alles, was ich wusste - wie man Leute verletzt. Ich habe das alles gemacht und mich nie um die Folgen geschert. Aber ich habe das mittlerweile aufgegeben."

"Ich will das einfach nicht mehr"

Vor allem mit dem Alkohol hatte Tyson große Probleme im August 2013 gab er seine Sucht zu und erklärte, dass er an der "Schwelle des Todes" stehe. Außerdem gab er in seiner kürzlich erschienen Autobiografie zu, bis vor kurzem kokainabhängig gewesen zu sein. "Am 15. Januar waren es fünf Monate, seitdem ich clean bin. Ich bin seit fünf Monaten sauber. Ich will das einfach nicht mehr machen", betonte der 47-Jährige.

"Davor war ich bereits drei Jahre lang sauber", so der 47-Jährige weiter, "aber ich habe kein sauberes Leben geführt. Ich kenne Jungs, die 20 Jahre lang keine Drogen nehmen aber kein sauberes Leben führen. Sie sind schlecht, manipulativ und kümmern sich nicht um die Gefühle anderer Leute. Ein sauberer Lebensstil verlangt ein reines Gewissen."

Er habe sogar das Buch "The History of Happiness" gelesen, und präsentierte seine eigene Definition von Glück: "Ich denke es geht darum, gesund und moralisch gut zu leben. Ich schaue auf das Leben zurück, das ich einst hatte und erkenne, dass ich keine emotionalen Probleme hatte. Ich hatte ein moralisches Problem - ich hatte keine moralischen Grundsätze."

Traumatische Kindheitserlebnisse

Daran dürfe seine Mutter nicht unschuldig sein. Sie soll Tyson als Kind oft geschlagen haben. Darüber hinaus erzählte der ehemalige Weltmeister eine verstörende Anekdote. Demnach habe sich seine Mutter mit ihrem damaligen Freund Eddie gestritten und ihm im Zuge dessen kochendes Wasser übergeschüttet, woraufhin ihn Tyson und seine Schwester verarzteten. Dieser habe ihr daraufhin im nächsten Supermarkt Alkohol gekauft.

"Er hat sie also dafür belohnt", erinnert sich Tyson: "Deshalb war ich sexuell so dysfunktional. Ich habe Frauen in einer Konfrontation immer als physisch gleichstark gesehen und sehr ernst genommen. Ich habe in meinem Buch versucht zu erklären, dass ich nicht mit verängstigten Frauen aufgewachsen bin. Wenn man schläft, können sie dich umbringen. Ich erinnere mich, wie meine Mutter diese Männer angegriffen hat."

Er habe, so der 47-Jährige abschließend, ein Leben "voller extremer Höhen und Tiefen" geführt: "Die Leute, in die ich die meiste Zeit investiert habe, haben mich enttäuscht." Dennoch will Tyson sein neues Leben, unter anderem als Promoter, jetzt voll angehen: "Wir sind mit "Fox TV" in Gesprächen, dabei geht es um 32 Kämpfe pro Jahr. Mann, wenn das klappt, würden wir richtig durchstarten. Es sieht wirklich gut aus."

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