Gereifter Brähmer greift nach WM

SID
Jürgen Brähmer (l.) will am Samstag gegen Oliveira den Titel
© getty

Tief gefallen und an die Spitze zurückgekehrt: Es ist die klassische Geschichte des Boxens, die das Leben von Jürgen Brähmer erzählt und die am Samstag mit der Rückkehr auf den Box-Thron ihr Happy-End erleben soll.

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"Jahrhunderttalent", "Knastboxer", "Stehaufmännchen": Jürgen Brähmer hat schon viele Klischees eines Profiboxers erfüllt. Am Samstag soll ein Markenzeichen hinzukommen: Weltmeister. Im Alter von 35 Jahren will der Schweriner in Neubrandenburg gegen US-Boy Marcus Oliveira Champion werden und ein beeindruckendes Comeback krönen.

Schon einmal war Brähmer Champion. Von 2009 bis 2011. Doch dann musste er mehrere Kämpfe wegen Verletzungen absagen. Der Titel wurde ihm aberkannt. Als auch noch das Aus seines Arbeitgebers Universum folgte, war Brähmer am Boden. Die Prognose verhieß nichts Gutes, zumal er wegen mehrerer Haftstrafen aus seinem früheren Leben als gebranntes Kind galt. Doch der gelernte Schweißer boxte sich im wahrsten Sinne des Wortes durch. Am Samstag bestreitet er in diesem Jahr bereits seinen vierten Kampf - für einen Profi-Boxer ein enormes Programm.

"Wir sind stolz darauf, dass es Jürgen Brähmer bis hierher geschafft hat. Es ist nicht nur eine Rückkehr zur WM, es ist auch ein Comeback im Leben", sagte sein Manager "Kalle" Sauerland. Die Familie mit Töchterchen Jasmin und Frau Tatjana hat dem Mecklenburger in schwierigen Zeiten Halt gegeben. "Vielleicht bin ich in der besten Phase meines Lebens", sagte der Halbschwergewichtler.

Oliveira ein unbeschriebenes Blatt

Brähmer ist gereift und lässt sich außerhalb des Rings nicht mehr so schnell provozieren. Auch nicht von den verbalen Tiefschlägen der Promoter-Legende Don King, der Gegner Oliveira unter seinen Fittichen hat. "Jürgen ..., what is the name", fragte der 82-Jährige mit der Starkstromfrisur bei der Pressekonferenz immer wieder schallend lachend in die Runde, um zu demonstrieren, wie unbedeutend der Gegner für ihn ist.

Doch am Ende aller Show-Einlagen wusste auch der frühere Manager von Muhammad Ali um die Stärke von Brähmer, der 41 seiner 43 Kämpfe gewonnen hat und am Samstag als Favorit gilt. "Jürgen ist ein exzellenter Boxer", meinte Don King, der aber auch das Licht seines Schützlings nicht unter den Scheffel stellen wollte. "Marcus ist ein echter Indianer vom Stamm der Menominee. Diese Kämpfer geben sich nie geschlagen. Es wird ein richtiges Indianer-Cowboy-Spiel", sagte Don King, unerreichter Meister des inszenierten Boxspektakels.

"Indianer" Oliveira ist in Europa noch ein unbeschriebenes Blatt. Die bislang noch ungeschlagene Rothaut aus Pottawatomie/Ohio ist im Gegensatz zu seinem Promotor kein Dampfplauderer, kann einen Hochschulabschluss in nordamerikanischer Geschichte vorweisen und lässt lieber die Zahlen für sich sprechen: Von seinen 25 Profikämpfen hat er 20 durch K.o. gewonnen. Über Brähmer sagte Oliveira: "Er ist ein smarter Bursche, ein klassischer Konterboxer. Was er bislang nicht wusste, ist, dass ich es liebe, gegen solche Statisten zu boxen."

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