Hernandez feiert starkes Comeback

Yoan Pablo Hernandez (l.) verteidigte seinen WM-Titel gegen Alexander Alekseev
© getty

Yoan Pablo Hernandez kehrt nach seiner langen Pause mit einem Sieg zurück und verteidigt seinen Titel gegen Alexander Alekseev. Denis Boytsov setzt seine Premiere bei Sauerland dagegen in den Sand und muss sich von einem Kampf gegen Wladimir Klitschko erst mal verabschieden. Auch Eduard Gutknechts WM-Traum rückt in weite Ferne.

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Schwergewicht: Otto Wallin (SWE - 4-0-0) besiegte Tomas Mrazek (CZE - 7-44-6) nach Punkten

Die Einlaufmusik von Otto Wallin passte zu seinem Auftritt: "Touch the sky" von Kanye West. Genau dahin soll es für den Schweden hingehen. Tomas Mrazek war auf diesem Weg nur zu Beginn eine kleine Prüfung.

Das lag vor allem an dem zurückhaltenden Start des 22-Jährigen. In der zweiten Runde wurde Wallin dann allerdings aktiver und platzierte schmerzhafte Körpertreffer, die dem Tschechen die Luft nahmen.

Je länger der Kampf dauerte, umso beweglicher wurde Wallin mit seinem Oberkörper - und umso größer wurden die konditionellen Probleme seines Gegners. Das nutzte der Schwede für einige schöne Kombinationen. Offensivaktionen von Mrazek waren in dieser Zeit Mangelware.

An dem eindeutigen Punktsieg gab es am Ende nichts zu rütteln. Wallin fuhr damit im vierten Kampf seinen vierten Sieg ein.

Super-Mittelgewicht: Wanik Awdijan (GER - 7-0-0) besiegte Janos Olah (UNG - 11-13-1) via TKO (1. Runde)

Wanik Awdijan wollte den Zuschauern bei seinem Heimspiel etwas bieten. Und genau das gelang dem Nürnberger auf eindrucksvolle Art und Weise. Das Super-Mittelgewicht legte los wie die Feuerwehr und setzte Janos Olah von der ersten Sekunde an unter Druck.

Bevor der Ungar wusste, wie ihm geschah, lag er auch schon am Boden, als er von einer krachenden Rechten getroffen wurde. Zwar kam Olah noch mal auf die Beine, nach genau einer Minute in der ersten Runde erlöste der Ringrichter ihn allerdings von seinem Schicksal und stoppte den Kampf.

Awdijan bleibt damit ungeschlagen und eifert weiterhin mit großen Erfolg seinem Vater nach, der ebenfalls im Ring stand und mittlerweile sein Trainer ist.

Junior-Weltergewicht: Anthony Yigit (SWE - 7-0-1) besiegte Michal Vosyka (CZE - 1-7-1) via TKO (6. Runde)

Innerhalb einer Woche holte sich Anthony Yigit den nächsten Sieg. Nachdem er am letzten Samstag Anton Bekish im dänischen Albertslund besiegte, stellte der Schwede in Bamberg Michal Voska vor allem mit seiner flinken Beinarbeit immer wieder vor enorme Probleme.

Nachdem der Tscheche den Kampf in der ersten Runde noch einigermaßen ausgeglichen gestalten konnte, übernahm Yigit spätestens in der zweiten Runde vollends die Kontrolle.

Das zahlte sich aus. In der Mitte der zweiten Runde traf er Vosyka mit der linken Schlaghand auf den Solarplexus, der dadurch zu Boden ging. Yigits Dominanz setzte sich auch in der Folgezeit fort. Der Schwede scheuchte seinen Gegner von einer Ecke in die anderen und deckte ihn mit einem Trommelwirbel von Schlägen ein, während Vosyka nur noch versuchte, sich hinter seiner Deckung zu verstecken.

Der Abbruch des Ringrichters nach 17 Sekunden in der sechsten Runde war trotzdem nicht unbedingt nachvollziehbar, da sich Vosyka zu jeder Zeit verteidigen konnte. Das schmälerte Yigits Auftritt allerdigns nicht, der erneut bewies, warum Sauerland große Hoffnungen in ihn setzt.

Cruisergewicht: Noel Gevor (GER - 9-0-0) besiegte Sandro Siproshvili (GEO - 27-17-0) nach Punkten

Schwieriger Fight für Noel Gervor! Und das nicht nur, weil es der erste Acht-Runden-Kampf des Cruisergewichts sein sollte.

Vielmehr war sein Gegner schlicht und ergreifend nicht zu greifen. Gevors Plan, den Kampf aus der Ringmitte zu diktieren, ging in den ersten beiden Runden kaum auf. Er war zwar der aktivere Mann im Ring, allerdings bewegte sich Sandro Siproshvili klug und setzte mit schnellen Konterattacken kleine Nadelstiche.

In der dritten Runde verschenkte Gevor zudem eine Möglichkeit, als er seinen Gegner in der Ecke festnagelte. Seine Schläge verpufften jedoch zumeist an Siproshvilis Deckung. Den Aufwärtshaken, den Gevors Trainer lautstark forderte, ließ er in diesen Momenten sträflich links liegen.

Der Deutsche machte insgesamt zu wenig aus seinen Reichweitenvorteilen, brachte ab der Hälfte des Kampfes aber zumindest den Jab besser im Ziel unter. Siproshvilis, der am Ende einen blutenden Cut davontrug, blieb bis zum Schluss gefährlich und stellte eine echte Bewährungsprobe dar - aus Gevors Sicht aber mit einem Happy End.

Halbschwergewicht: Dmitry Sukhotsky (RUS - 21-2-0) besiegte Eduard Gutknecht (GER - 25-3-0) via TKO (5. Runde)

Es sollte eigentlich der nächste Schritt in Richtung WM-Kampf werden. Am Ende wurde es zu einem der bittersten Abende in der Karriere von Eduard Gutknecht.

Dabei lief der Auftakt für den Deutschen eigentlich ganz gut. Gutknecht fand sofort die richtige Distanz und drückte aufs Gaspedal. Mit einer starken Rechten beendete er die erste Runde und hielt Dmitry Sukhotsky gut in Schach. Spätestens ab der zweiten Runde deutete der Russe aber seine immense Schlagkraft an und drängte Gutknecht in die Defensive.

Der Knackpunkt kam in der dritten Runde. Ein rechter Hammer Sukhotskys traf Gutknecht am linken Auge, das sofort zuschwoll. Der ehemalige Europameister ließ sich davon trotzdem nicht entmutigen und ging weiter nach vorne.

Das Momentum war trotzdem gedreht. Der Russe konzentrierte sich auf Gutknechts Auge, das zu Beginn der vierten Runde bereits komplett geschlossen war. Mit dem Mute der Verzweiflung und angefeuert von lautstarken "Eddy"-Sprechchören probierte Gutknecht noch mal alles. Dass der Ringrichter den Kampf vor der fünften Runde abbrach, war trotzdem die einzig richtige Entscheidung.

Für Gutknecht ist der Traum von einem WM-Kampf damit erst mal geplatzt. Sogar ein Karriereende soll im Raum stehen. Auf Sukhotsky könnte dagegen im nächsten Jahr ein Duell mit Legende und IBF-Champion Bernard Hopkins warten.

WBO Asia Pacific Meisterschaft im Schwergewicht: Alex Leapai (AUS - 30-4-3) besiegte Denis Boytsov (RUS - 33-1-0) nach Punkten (98:90, 96:92, 96:92)

Enttäuschende Premiere von Denis Boytsov bei Sauerland! Der Russe sollte sich mit einem Sieg gegen Alex Leapai eigentlich als Pflichtherausforderer von Wladimir Klitschko etablieren.

Stattdessen ging das Debüt gründlich in die Hose. Boytsov ließ sich unverständlicherweise auf einen offenen Schlagabtausch mit Leapai ein, obwohl er von den boxerischen Fähigkeiten seinen Gegner locker in Schach hätte halten müssen.

Doch Boytsov kam mit den wilden Schwingern im Stile von Bud Spencer zu keiner Zeit zurecht. Erschreckend: die Deckungsarbeit des Russen, der die Fäuste häufig zu tief hängen ließ und mit dem Oberkörper die Schläge seines Gegners kaum auspendelte.

Leapai nahm diese Geschenke dankend an und traf Boytsov fast nach Belieben. In der siebten Runde schickte ein linker Haken den Russen sogar zu Boden. Zwar rappelte er sich wieder auf, die Runden in der Mitte des Kampfes gingen aber eigentlich ausnahmslos an den Australier.

Aber der achten Runde hatte es zudem den Anschein, dass Boytsov Probleme mit der Kondition bekam. Die Folge: ein zweiter, wenn auch umstrittener Niederschlag und häufiges Clinchen, das Leapai, der zu diesem Zeitpunkt bereits klar auf den Punktzetteln führte, dankend annahm.

Boytsov startete in den letzten zwei Runden zwar eine kleine Schlussoffensive, konnte Leapai, der in der siebten Runde sogar eine Wadenverletzung erlitt, aber kaum noch in Bedrängnis bringen. Der Traum von einem Kampf gegen Klitschko ist für den Ex-Universum-Schützling, für den es die erste Niederlage seiner Karriere war, damit in weite Ferne gerückt.

IBF-Weltmeisterschaft im Cruisergewicht: Yoan Pablo Hernandez (GER - 28-1-0) besiegte Alexander Alekseev (RUS - 24-3-1) via K.o. (10. Runde)

Er kam. Er sah. Er siegte. Julius Cäsars legendäre Worte fassen das Comeback von Yoan Pablo Hernandez perfekt zusammen. Über ein Jahr musste der IBF-Weltmeister wegen eines hartnäckigen Handbruchs pausieren. In Bamberg kehrte er zurück - und beeindruckte fast auf ganzer Linie.

Weder Ringrost noch jegliche Zweifel an seiner Schlaghand waren zusehen, als Hernandez ab dem ersten Gongschlag das Geschehen im Ring diktierte. Der Champion wirkte agiler, schneller und auch im Kopf frischer als der Alexander Alekseev.

Der Russe fand vor allem gegen Hernandez' Rechts-Links-Kombination kein Mittel und fand sich bereits am Ende der zweiten Runde am Boden wieder. Ganz anders Hernandez: Der Weltmeister variierte gut zwischen Körper- und Kopftreffern, kaum ein Schlag ging ins Leere.

Yoan Pablo Hernandez im SPOX-Interview: "Man ertrinkt im Selbstmitleid"

Nur wenn beide Boxer in den Infight gingen, hatte der Herausforderer Vorteile. Sobald es auf die Distanz ging, war Hernandez aber wieder am Drücker und hielt sich den Gegner mit seiner linken Geraden auf Abstand. Selbst ein Cut konnte den 29-Jährigen nicht stoppen.

In der fünften Runde war das Ende nahe, als Alekseev erneut am Boden war. Der Russe rettete sich aber in die Ringpause - und drehte auf einmal wie aus dem Nichts auf.

Während Hernandez sich einige Pausen nahm, kam der Russe auf und klingelte den Champion mehrmals an. Erinnerungen wurden wach an die Niederlage gegen Troy Ross, als Hernandez konditionelle Schwächen zeigte.

Hernandez riss sich aber nach zwei Runden wieder zusammen - mit dem erhofften Ende. In der zehnten Runde knockte er Alekseev endgültig aus und feierte ein erfolgreiches Comeback.

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