"Kubanisches Temperament erwacht"

SID
Ulli Wegner und Yoan Pablo Hernandez sind ein eingespieltes Team
© getty

Am 23. November verteidigt Cruisergewichts-Champion Yoan Pablo Hernandez seinen IBF-Titel in Bamberg gegen den Russen Alexander Alekseev (Sa., 23.25 Uhr in der ARD). Eduard Gutknecht will sich seinerseits im Duell mit Dmitry Sukhotsky für höhere Aufgaben empfehlen. Davor spricht Ulli Wegner im Interview über das kubanische Temperament sowie das Treffen mit Trainerkollege Fritz Sdunek.

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Frage: Am 23. November stehen mit IBF-Cruisergewichts-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez und Halbschwergewichtler Eduard Gutknecht zwei Ihrer Schützlinge vor wegweisenden Kämpfen. Wie sind Ihre aktuellen Trainingseindrücke von beiden?

Ulli Wegner: Sie hängen sich voll in die Vorbereitung rein. Hernandez und Gutknecht versuchen mit viel Ehrgeiz, die von mir in sie gesetzten Anforderungen umzusetzen. Das gelingt bisher sehr gut. Physisch befinden sie sich schon auf einem hohen Level. Einzig an der Taktik müssen wir noch ein wenig feilen, aber wenn wir in Richtung Bamberg aufbrechen, wird alles passen. Davon bin ich überzeugt.

Frage: In der Vergangenheit haben Sie Hernandez schon einmal für seine Heißblütigkeit im Ring getadelt. Können Sie kurz erklären, was dahintersteckt?

Wegner: Yoan Pablo arbeitet im Trainingsprozess sehr bewusst. Doch sobald er zu seinen Kämpfen in den Ring steigt, erwacht das kubanische Temperament in ihm. Wenn er es schafft, das richtig zu kanalisieren, ist Pablo so gut wie unschlagbar. Ich habe wohl bisher keinen besseren Boxer mit der Kombination aus Explosivität und technischer Klasse unter meinen Fittichen gehabt.

Frage: Ihre Cruisergewichts-Weltmeister waren zuletzt vom Verletzungspech verfolgt. Hernandez verletzte sich Anfang des Jahres. Das geplante Rematch von Marco Huck und Firat Arslan musste von September auf Ende Januar 2014 verlegt werden. Wie schaffen Sie es, so etwas bei Ihren Schützlingen auszublenden?

Wegner: Das geschieht recht unterschiedlich: Bei Hernandez muss man als Trainer schon Mal die Seele streicheln und gut zusprechen. Marco muss man dagegen machen lassen, da er sehr extrovertiert agiert. Im Endeffekt versuche ich, in der jeweiligen Vorbereitung zunächst besonders auf ihre individuellen Stärken einzugehen. So gebe ich meinen Boxern von Beginn an ein gutes Gefühl und stärke ihr Selbstvertrauen.

Frage: Einen Rückschlag sportlicher Art hatte Eduard Gutknecht zu verkraften. Im Februar verlor er den EM-Titel an Sauerland-Teamkollege Jürgen Brähmer. Daraufhin meldete er sich mit einem dominanten Punktsieg im Juni zurück. Wie sehen Sie seine Entwicklung durch die zuletzt gemachten Erfahrungen im Ring?

Wegner: Zur Niederlage gegen Brähmer will ich mich nicht weiter äußern. Im Kampf danach hat Eddy seinen Gegner sehr schön ausgeboxt. Aber mir und vor allem ihm sollte klar sein, dass er noch weitaus mehr leisten kann. Wenn ich Eddy im Training auf bestimmte Dinge hinweise, sagt er: "Wieso sprechen Sie wie ein Professor zu mir." Der Junge ist einfach clever. Daher glaube ich, dass er in Bamberg den nächsten Schritt in Richtung WM-Kampf gehen wird.

Frage: Gutknecht wird in Bamberg auf Dmitry Sukhotsky treffen. Der lieferte sich bereits, genauso wie Gutknecht, ein enges Gefecht mit Jürgen Brähmer. Kann man daher automatisch von einem spannenden Gefecht auf Augenhöhe ausgehen?

Wegner: Sukhotsky ist ein knallharter, unglaublich zielstrebiger Boxer, der sich kaum von seiner Linie abbringen lässt. Eddy muss gegen ihn auf jeden Fall die bisher beste Leistung seiner Karriere abrufen, um den Erfolg einzufahren. Aus ihren jeweiligen Kämpfen gegen Brähmer hätten beide auch als Sieger hervorgehen können. Nicht zu vergessen, dass für den Sieger ein WM-Ausscheidungskampf herausspringt. Beide werden alles geben, denn diese Chance will sich keiner entgehen lassen.

Frage: Im Duell Hernandez gegen Alekseev kommt es erneut zum Trainer-Duell zwischen Fritz Sdunek und Ihnen. Wie optimistisch sind Sie, dass Ihr Schützling erneut die Oberhand behalten wird?

Wegner: Es ist schön, sich wieder mit Fritz zu messen. Wir beiden lieben den Wettkampf und werden unsere Schützlinge bestmöglich auf dieses Duell einstellen. Im Endeffekt müssen aber Hernandez und Alekseev gegeneinander boxen. Wir treten dabei in den Hintergrund. Als der Kampf feststand, wurde ich von verschiedenen Leuten angerufen, die mir sagten, dass ich gegen Fritz mit zwei zu eins in Führung liege (bei einem Unentschieden, Anm. d. R.). Ganz ehrlich: Das interessiert mich nicht. Hauptsache wir sind beide noch lange in der Lage, unsere Boxer zu Höchstleistungen zu bewegen. Wenn uns das gelingt, sehen die Zuschauer am 23. November trotzdem kein Unentschieden - denn Hernandez ist einfach der Bessere.

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