Thomas Pütz: "Die haben doch eine Macke"

SID
BDB-Präsident Thomas Pütz fordert drastische Schritte gegen den luxemburgischen Boxverband
© Getty

Das englische Boulevardblatt "Sun" bejubelt mit fetten Lettern den Coup: "Der größte britische Kampf aller Zeiten". Dereck Chisora tritt im Ring gegen David Haye an, "dank der Sun", die einen Fight sponsert, den Wladimir Klitschko als "Freak Show" geißelt. 40.000 Zuschauer werden am 14. Juli in London erwartet, wenn die beiden Engländer den Ring betreten.

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Pragmatiker und Moralisten gehen nun aufeinander los. Im Box-Business mit seinen unzähligen Weltverbänden wirkt das schon seltsam. Mit dem Event in London ist für manchen aber eine Grenze überschritten.

"Es geht nur um Kohle machen, es geht nur um Quote", echauffiert sich Thomas Pütz, der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB). Die Vorbild-Funktion von Berufssportlern sei völlig infrage gestellt. "Dass Chisora eine Lizenz erhalten hat, ist eine Schande für den Sport", sagt Dreifach-Weltmeister Wladimir Klitschko.

Pütz: "Die haben doch eine Macke"

Chisora und Haye waren am 18. Februar in München auf einer Pressekonferenz nach Chisoras Niederlage im WM-Kampf gegen Witali Klitschko aneinandergeraten. Blut floss, Morddrohungen wurden ausgestoßen. Ein Skandal, der sich im Rückblick als beste Werbung für das kommende Ereignis erweist.

Bei der PK in London wurden sie fotogen durch einen Zaun voneinander getrennt, wie zwei wilde Tiere. "Ich habe nichts gegen Ballyhoo", so Pütz, "aber die haben doch eine Macke." Der Berufsboxverband von Luxemburg hat den Kampf sanktioniert und Chisora eine Kampferlaubnis erteilt.

Damit ist die Sperre des britischen Verbandes BBBoC umgangen. Nach europäischem Gesetz mit der freien Wahl des Arbeitsplatzes gibt es wohl keine Möglichkeit, den Kampf zu verhindern. "Da ist jemand, der einen anderen bespuckt, ohrfeigt und bepöbelt, und nur drei Monate später darf der wieder boxen. Das ist ein schlechtes Vorbild für die Jugend", sagt Wladimir Klitschko.

Pütz hat deshalb Konsequenzen gegen den Verband von Luxemburg gefordert. "Ich bin der Meinung, dass der luxemburgische Verband aus der Europäischen Box-Union (EBU) ausgeschlossen werden sollte. Auf dem EBU-Kongress in drei Wochen muss etwas passieren", sagte Pütz der Nachrichtenagentur dapd. "Wer die Entscheidungen anderer Mitgliedsverbände so hintergeht, hat bei uns nichts zu suchen."

Konsequenzen auf dem EBU-Kongress gefordert

Die Kritik richtet sich aber auch gegen die ARD, die den Kampf übertragen wird. "Das zeigt, dass die ARD keinen Deut besser ist als jeder Privatsender", schimpft Bönte. Das "Erste" ist wegen seiner Kooperation mit Sauerland-Event an Bord. Also wird wohl Waldemar Hartmann seinen Moderatorentisch dort aufstellen und Henri Maske wird analysieren. Unerträglich für Bönte, der mit RTL vertraglich verbunden ist.

Das Berliner Box-Unternehmen tritt in London als Mitveranstalter auf und lässt im Vorprogramm seinen Schwergewichtler Alexander Powetkin gegen Hasim Rahman (USA) boxen. "Chisora ist nicht angeklagt, man hat ihm eine Lizenz entzogen, jetzt hat er eine andere", sagt Sauerland-Geschäftsführer Chris Mayer.

"Wir übertragen, weil es ein spannender Kampf ist", erklärte Andre Hoffmann von der Sportkoordination der ARD auf Anfrage der dapd. Von diesem Pragmatismus ist BDB-Präsident Pütz zurzeit weit entfernt. Dazu muss man wissen, dass Sauerland seit Jahren seine Kämpfe unter der Aufsicht des österreichischen Verbandes durchführen lässt und dem BDB dadurch erhebliche Lizensierungs-Einnahmen durch die Lappen gehen.

"Auf dem EBU-Kongress in drei Wochen müssen wir zu einer einheitlichen Regel kommen", sagt Pütz, "dass so ein Vorgehen wie jetzt möglich ist, ist ein Unding. Das schadet dem Sport."

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