Der furchterregendste Kämpfer seit Tyson

Von Walandi Tsantiridis
Kimbo Slice bestreitet am 15. Oktober gegen Tay Bledsoe seinen zweiten Kampf als Profi-Boxer
© Getty

Aus dem bürgerlichen Kevin Ferguson entwickelte sich die Internet-Sensation Kimbo Slice - ob UFC, Boxen, Bodyguard in der Pornobranche oder als wilder Straßenschläger. Selbst Roy Jones jr. hat ihn auf dem Zettel.

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Roy Jones jr. hatte bereits letztes Jahr seine Fühler nach der Internet-Sensation Kimbo Slice ausgestreckt: "Wenn er es unbedingt möchte, dann würde ich mit ihm in den Ring steigen." Natürlich nicht ganz ohne Selbstzweck sieht die Box-Legende Dollarzeichen in den Augen, wenn er den Hype um Kimbo Slice wahrnimmt.

"Es wäre eine große Möglichkeit. Boxen benötigt alles, was es bekommen kann. Wenn die Fans an diesem Kampf interessiert sind, dann können wir dies machen."

Aus guten Motiven zum Schläger

Die Karriere des Kimbo Slice (mit bürgerlichen Namen Kevin Ferguson) als gefürchteter Straßenschläger begann bereits im zarten Jugendalter von 13 Jahren aus reiner Nächstenliebe. Er beschützte seinen Freund vor Angriffen eines älteren Jungen.

"Instinktiv sah ich seine Schläge kommen und knockte ihn mit einem linken Haken aus." Dieser Schlag löste eine Kettenreaktion aus, die den Kult Ferguson einleitete.

Er wuchs als ältester Sohn mit zehn Geschwistern in Miami auf. Dank eines Stipendiums spielte er Football für die University of Miami, verließ das College jedoch bereits nach zwei Semestern.

Kimbo machte sich fortan einen zweifelhaften Ruf als Schläger auf den Straßen von Miami. Er arbeitete als Türsteher eines Striplokals, Chauffeur und als Bodyguard in der Pornoindustrie. "Es war eine Möglichkeit, zusätzliches Geld zu verdienen", erklärt Slice.

Die "YouTube"-Sensation und das Intermezzo in der UFC

Seinen Kultstatus entwickelte er jedoch mit Videos seiner Straßenkämpfe über die Online-Plattform "YouTube". Einem seiner ersten Opfer verpasste er eine lange Schnittwunde im Gesicht. Die Gefolgschaft taufte ihn daraufhin begeistert Slice. Dazu kam sein Spitzname Kimbo aus Jugendzeiten. So wurde aus dem bürgerlichen Kevin Ferguson der martialische Kimbo Slice, und die Öffentlichkeit fraß einen Narren an ihm.

Zunächst versuchte er sein Glück im Mixed Martial Arts. Nach einigen Kämpfen und der Teilnahme an der zehnten Staffel von "The Ultimate Fighter" gab er am 5. Dezember 2009 sein offizielles UFC-Debüt.

Dabei bezwang er glanzlos Houston Alexander via einstimmigem Punktentscheid. Dass ihm ein gewisser Ruf vorauseilt, bewiesen die sechs Millionen Zuschauer, die seinen Einstand auf dem US-Sender "Spike TV" mitverfolgten.

Fünf Monate später folgte sein nächster Kampf - diesmal jedoch weniger erfolgreich. So wurde er von Matt Mitrione - einem ehemaligen Defensive Tackle der New York Giants - bei UFC 113 in der zweiten Runde bezwungen. Nach dieser Niederlage wurde Kevin Ferguson von der UFC entlassen.

Öffentliche Herausfoderung an NFL-Spieler Edwards

Sein Ruf öffnete ihm dennoch weitere Optionen. Und die Publicity ließ nicht ab, als er den Minnesota-Vikings-Spieler Ray Edwards zu einem Kampf herausforderte. "Wenn Ray Edwards gegen Kimbo Slice kämpfen will, dann werden wir dies der Öffentlichkeit geben. Es sind zwei Jungs mit athletischem Hintergrund, die nicht sehr häufig im Ring standen. Also lasst es die beiden großen Jungs krachen lassen", so sein damaliger Promoter Jared Shaw.

Wieso ausgerechnet ein aktiver Football-Spieler ins Visier des ehemaligen Straßenkämpfers geriet? Ganz einfach: Edwards entschloss sich, während des NFL-Lockouts nebenbei ein bisschen Geld mit Box-Kämpfen zu verdienen. Sein erfolgreiches Profi-Debüt feierte er am 20. Mai diesen Jahres gegen TJ Gibson. Nach Ende des Lockouts ging Edwards jedoch wieder seinem eigentlichen Beruf als Football-Profi bei den Atlanta Falcons nach.

Slice bevorzugte hiernach zunächst eine Karriere als Wrestler, letztendlich wechselte er jedoch ins Profi-Boxlager. Sein Debüt-Kampf glich einer Demütigung... für seinen Gegner: Innerhalb der ersten zehn Sekunden traf er James Wade und beförderte diesen besinnungslos auf die Ringmatte.

Dennoch bleiben Zweifel an der Nachhaltigkeit seiner Erfolge. "Wenn er mit 27 Jahren mit Boxen angefangen hätte - und nicht erst mit 37 - dann hätte er eine wahre Bedrohung werden können", äußerte Brad Sherwood, Personal Trainer im "Gold's Gym" in Boston.

Ernstzunehmender Kämpfer oder Showact?

Sherwood sieht Slice nicht als ernstzunehmenden Kämpfer an. Der Grund: Seine einzige aufgezeichnete Niederlage gegen den Polizisten Sean Gannon. "Dieser Polizist ist offensichtlich stark. Aber wenn man bedenkt, dass Slice ihn nicht besiegen konnte - wieso sollte irgendjemand ihn jemals als Kämpfer ernst nehmen?"

Auch wenn Kimbo Slice sicherlich nicht mehr zum besten Boxer aller Zeiten wird, so hat er nichtsdestotrotz die Gelegenheit, zu einer neuen Kultfigur wie Butterbean zu werden.

Eine entsprechende Fan-Base hat er bereits. Am 15. Oktober tritt er in seinem zweiten Profi-Kampf gegen Tay Bledsoe in Grand Island, Nebraska an. Seit 2007 ist dieser eher Teilzeit-Profi und bestreitet jedes Jahr lediglich einen Kampf. Sein letzter Sieg datiert aus dem Jahr 2008.

Ob man hier eine ernsthafte Prüfung für einen Kampf gegen Roy Jones jr. erwarten kann, ist realistisch betrachtet zu bezweifeln. Eine große Show kann jedoch erwartet werden. Dazu sind sowohl der einstige "Fighter of the decade" aus den 90er Jahren als auch die Internet-Sensation Kimbo Slice definitiv in der Lage - und wenn es nur um den Hype geht.

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