Haye: "Bin fertig mit den Klitschkos"

Von SPOX
David Haye hat in seiner Profilaufbahn erst einen Kampf verloren
© Getty

Die Gentleman-Fassade der Klitschko-Brüder bröckelt: Nach Odlanier Solis kritisiert nun auch Haye-Manager Adam Booth die Verhandlungstaktiken der Klitschkos - und offenbart Brisantes. David Haye selbst scheint den Kampf ad acta gelegt zu haben.

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Für die Klitschkos hagelt es ordentlich Kritik: Erst beschwerte sich Pflichtherausforderer Odlanier Solis über das selbstherrliche Auftreten der Klitschkos in den Verhandlungen, jetzt legt David Hayes Manager Adam Booth noch einmal ordentlich nach.

Grund für die Verstimmung sind nicht nur die Forderungen der beiden Brüder, sondern auch der verschobene Fight von Wladimir Klitschko gegen Derek Chisora, der am 30. April nachgeholt werden soll.

Das bedeutet einen neuerlichen Rückschritt in den Verhandlungen zwischen Klitschko und Haye, war doch bereits der 2. Juli als Kampftermin ins Auge gefasst worden. Grund genug für Booth, endgültig zu explodieren.

Booth: "Zu allen lächerlichen Forderungen sagte David 'Ja'"

"Es ist eine Schande. Viele Leute wissen, dass Wladimir den Kampf jetzt nicht wollte. Es ist peinlich für den Boxsport. Dabei sind wir in den letzten Wochen auf jede ihrer Forderungen eingegangen. Sie wollten eine Aufteilung 50-50. David sagte 'Ok'. Dabei haben wir mit 'Sky box office' den größeren Partner, aber David sagte 'Ja'. Sie wollten den Kampf von ihrem deutschen Sender 'RTL' übertragen lassen, dabei wollte unser Sender (ARD, über Sauerland, Anm. der Red.) mehr zahlen. Aber wir sagten 'gut'. Sie sagten, wir dürfen nicht in England boxen und David willigte ein, in Deutschland zu kämpfen", schäumt Booth.

"Sie sagten, Wladimir kämpft aus der roten Ecke und wir gaben nach. Wladimir soll als Letzter einmarschieren, Wladimirs Name soll der Größere auf den Plakaten sein, und zu all diesem lächerlichen und egoistischen Zeug sagte David 'Ja'. Dafür sollte es jetzt aber zum Kampf kommen. Das Letzte war die Einigung auf einen Termin mit uns und 'Sky'. Doch dann drehen sie um und kämpfen gegen Chisora. Wladimir sollte sich schämen."

Schon im November hatte Booth Kritik geübt und öffentliche Verhandlungen gefordert, um Medien und Fans einen Einblick in die Vorgänge zu ermöglichen.

Solis: "Bisherigen Angebote sind eine Frechheit"

Unglaubwürdig scheint die Darstellung des Verhandlungsablaufs nicht, hatte doch auch Solis erst kürzlich die Klitschkos kritisiert. "Seine bisherigen Angebote sind eine Frechheit und eine Beleidigung", so der Kubaner.

"Ich verstehe jetzt, warum die Verhandlungen zwischen den Klitschkos und David Haye zu keinem Ergebnis führen. Bisher dachte ich, Haye hätte Angst und will nicht gegen einen der Brüder boxen. Wenn sie sich in den Verhandlungen aber genauso selbstherrlich geben wie uns gegenüber, sieht die Sache wahrscheinlich doch eher anders aus. Ich habe bisher auch nicht verstanden, warum Haye mit T-Shirts rumgelaufen ist, auf denen er den Brüdern den Kopf abgeschlagen hatte, aber langsam bekomme ich Lust, dasselbe zu tun."

Bernd Bönte glättet Wogen

Dennoch: Das letzte Wort im Klitschko-Haye-Kuddelmuddel scheint noch nicht gesprochen zu sein, denn Klitschko-Manager Bernd Bönte signalisiert nach wie vor Bereitschaft, auf einen grünen Zweig zu kommen.

"Wir könnten den Fight mit Haye immer noch machen, wenn sie dem Datum 2. Juli zustimmen. Wir haben nach wie vor ein Fenster dafür offen, aber Wladimir muss vorher im April noch einen Fight bestreiten. Haye kann in der Zwischenzeit dasselbe machen, beispielsweise gegen seinen Pflichtherausforderer Ruslan Tschagajew. Wir haben da nichts dagegen", so Bönte gegenüber dem "ESPN"-Boxexperten Dan Rafael.

Für Haye aber kommt diese Option nicht in Frage. "Klitschko sagt, er boxt gegen Chisora und mich. Aber das ist Unsinn. 2009 stieg er nur einmal in den Ring, 2010 zweimal. Sollen wir wirklich glauben, dass er jetzt innerhalb von neun Wochen zweimal kämpft?"

Haye: "Kann mich mit erhobenem Haupt zurückziehen"

Aufgrund der Kooperation mit "Sky Box Office" kann Haye nicht im April boxen, da in diesem Monat bereits der Kampf von Amir Khan lanciert wird.

"Wahrscheinlich erwartet Klitschko nun, dass ich im Mai oder Juni eine Pflichtverteidigung mache und am 2. Juli bereits gegen ihn boxe. Das ist doch lächerlich", sagt Haye.

"Wenn der Kampf nicht jetzt realisiert wird, wird es nie klappen. Ich bin fertig mit den Klitschkos. Ich kann mich dieses Jahr immerhin mit hoch erhobenem Haupt vom aktiven Sport zurückziehen, weil ich weiß, dass ich alles probiert habe, um diesen Fight in die Tat umzusetzen. Im Cruisergewicht habe ich die Besten der Welt geboxt und geschlagen, eine Tatsache, die Wladimir von sich im Schwergewicht nicht behaupten kann."

Es bleibt abzuwarten, ob der von Fans und Experten lang ersehnte Fight nicht doch noch zustandekommt. Falls nicht, scheint es aber nicht allein an den Klitschko-Gegnern zu liegen.

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