Vier sind mindestens einer zu viel

Von Max Marbeiter
Sergio Llull (r.) und Real Madrid besiegten Alba Berlin deutlich
© getty

Ohne diverse Leistungsträger ist Alba Berlin bei Real Madrid chancenlos und verliert am Ende deutlich mit 93:62. Dabei beginnt der deutsche Pokalsieger überraschend gut und hält bis ins dritte Viertel hinein mit. Dann macht Real jedoch ernst. Trotz der Niederlage haben die Berliner weiter Chancen auf die Playoffs.

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Ein Sieg hätte Alba gut zu Gesicht gestanden. Immerhin lagen die Berliner vor dem Spiel in Madrid lediglich einen Sieg hinter dem viertplatzierten Panathinaikos auf Rang fünf und haben damit ernsthafte Chancen auf die Playoffs. Diverse Verletzungen respektive Erkrankungen ließen einen Sieg beim vielleicht größten Favoriten auf den Titel der Turkish Airlines Euroleague aber bereits vor dem Tipoff unwahrscheinlich erscheinen.

Dennoch legte Alba ein mehr als ansehnliches Spiel hin, war mit Reals Masse unter den Brettern am Ende aber doch zu deutlich überfordert (27:41 Rebounds), sodass die Madrilenen die Partie schlussendlich doch sehr deutlich gestalteten und gleichzeitig ihre Tabellenführung ausbauten. Alba hat mit nun vier Siegen bei sechs Niederlagen weiter Chancen auf die Playoffs, könnte am Freitag aber weiter Boden auf Rang vier verlieren. Reggie Redding war am Ende Topscorer der Partie (14 Punkte), Jaycee Carroll kam für Real auf 13 Zähler.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Kein Cliff Hammonds. Kein Jamel McLean. Kein Leon Radosevic. Kein Jonathan Tabu. Alba kommt deutlich abgespeckt nach Madrid. In Abwesenheit einiger seiner Leistungsträger lässt Coach Sasa Obradovic Alex Renfroe, Reggie Redding, Niels Giffey, Marko Banic und Jonas Wolfarth-Bottermann starten. Real beginnt mit Sergio Llull, Rudy Fernandez, K.C. Rivers, Gustavo Ayon und Felipe Reyes.

4.: Der Dreier fällt noch nicht bei Real, dafür passt's beim Rebound. Die dritte Wurfchance nutzt Ayon übers Brett. Freese antwortet per Tipin, kurz darauf nutzt Redding den madrilenischen Tiefschlaf zum einfachen Layup - 7:7!

8.: Alba muss zu Beginn relativ schnell abreißen lassen. Gegen Reals variable Offense und gut organisierte Defense tun sich die Berliner doch arg schwer. Immerhin trifft Wolfarth-Bottermann den Hookshot und verkürzt auf 10.

12.: Drive-and-Kick in Perfektion! Rudy zieht Richtung Zone, packt dann aber den Pass in die Ecke aus. Dort steht Nocioni völlig offen und verwandelt den Dreier - 30:17 Real!

16.: Rodriguez vergibt den Dreier und Renfroe schließt vorne schnell ab. Alba hält mittlerweile richtig gut mit. Allerdings erhöht Carroll mit Ablauf der 24 Sekunden wieder auf 9.

20.: Alex King ganz stark. Albas Kapitän verwandelt den Dreier mit Hand im Gesicht. Wenig später tut es Rodriguez King jedoch gleich und trifft ebenfalls den schweren Triple. Vargas misslingt dasselbe Kunststück Sekunden vor der Halbzeit zwar, doch Redding schnappt sich den Offensivrebound und verkürzt mit der Sirene auf 39:46.

24.: Real nutzt die Mismatches langsam besser. Diesmal darf Ayon unter dem Korb locker hochgehen. Llulls Zauberpass wenig später misslingt dagegen völlig. Dafür beantwortet der Point Guard Reddings Dreier mit dem schweren Wurf im Rückwärtsfallen. Auch der Bonusfreiwurf sitzt - 58:42 Real!

28.: Sensationeller Spielzug von Real. Erst setzt Rodriguez Vargas auf den Hosenboden, dann folgt der Pass in die Zone. Dort spielt Slaughter den Touchpass auf Ayon, der locker verwandelt. Und die Mardilenen legen nach. Fastbreak - 66:43 Real!

34.: Albas Chancen scheinen endgültig dahin zu sein. Mittlerweile führt Real mit 24 Punkten und steuert zielstrebig auf seinen zehnten Top-16-Sieg der Saison zu.

40.: Meine Damen und Herren, die Garbage Time! Beide Coaches leeren ihre Bänke und geben den Reservisten noch ein wenig Spielzeit.

Real Madrid vs. Alba Berlin: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Als wögen die Ausfälle allein nicht schon schwer genug, räumte Gustavo Ayon unter den Brettern auch noch ordentlich auf (6 Rerbounds). Wann immer ein Berliner Big Man auf einfach Punkte hoffte, war der Mexikaner zum Abräumen bereit (3 Blocks). Dazu lieferte Ayon vorne eine verlässliche Anspielstation im Post.

Der Flop des Spiels: Wen hebt man negativ aus einer stark dezimierten Mannschaft heraus, die beim vielleicht besten Team Europas dennoch lange mithält? Vielleicht hätte Reggie Redding noch mehr Verantwortung übernehmen können, vielleicht wäre auch Alex Renfroe mehr gefordert gewesen. Am Ende war Real Alba nach all den Ausfällen aber einfach zu deutlich überlegen.

Das fiel auf:

  • Gerade zu Beginn machten sich die Ausfälle von Leon Radosevic und Jamel McLean deutlich bemerkbar. Ohne seine beiden Starting Big Men hatte Alba unter den Brettern einige Probleme. So griff sich Real immer wieder Offensivrebounds und verdiente sich zweite, mitunter sogar dritte Wurfchancen.
  • Zudem hatten die Berliner Probleme mit Reals agiler Defense. Die Madrilenen switchen sehr viel, hielten so den Druck auf den jeweils ballführenden Albatross stets hoch, ließen dank sehr starker Rotation gleichzeitig aber selten offene Würfe zu.
  • Alba spielte zu Beginn wiederum häufig Zonen-Defense, stellte irgendwann aber um auf die klassische Fullcourt-Press und variierte in der Folge. So nahm man Real ein wenig seinen Rhythmus und fand zudem auch besser seinen eigenen. Nach schwierigem Start gestalteten die Berliner das Spiel so im Verlauf der zweiten Viertels immer offener und ließen Real nicht enteilen.
  • In der zweiten Hälfte mussten die Berliner dann allerdings doch abreißen lassen. Die Gründe? Vielfältig. Einerseits mangelte es in der Offense ohne all die Kranken und Verletzten merklich an Optionen. Speziell Radosevic und McLean wurden als Optionen im Post schmerzlich vermisst. Jonas Wolfarth-Bottermann war zwar bemüht, hatte gegen Reals Big Men aber eine undankbare Aufgabe zu bewältigen.
  • Zudem kam Real in der zweiten Hälfte immer besser ins Laufen. Die Madrilenen hielten das Tempo sehr hoch, das Transition-Spiel nach Ballgewinnen funktionierte wesentlich besser als noch zu Beginn. Zudem attackierte Real unablässig die Zone und zog dort immer wieder Freiwürfe (30 insgesamt), die man auch noch sicher verwandelte (90 Prozent FT). Alba marschierte dagegen nur 10 Mal an die Linie.

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