Albas Defense knackt den Champion

Von Philipp Scherping
Voller Einsatz: Alba Berlin siegte auswärts bei Titelverteidiger Maccabi
© getty

Alba Berlin macht es möglich und gewinnt in einem unfassbar intensiven Spiel gegen den amtierenden Champion aus Tel Aviv. Die Defensive der Berliner war über 40 Minuten auf einem Weltklasseniveau und trieb Maccabi zur Verzweiflung. Damit steht Alba mit drei Siegen und vier Niederlagen auf Platz fünf in der Gruppe E und darf weiter vom Viertelfinale träumen.

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Was für ein Fight im Yad Eliyahu Sport Palace zu Tel Aviv. In der ersten Hälfte gab es am Spiel der Albatrosse kaum etwas auszusetzen. Alba verteidigte gut, spielte eine intensive Partie und überragte am offensiven Brett. Aber auch der amtierende Titelverteidiger der Turkish Airlines Euroleague Maccabi ließ sich nicht abkochen. Im Setplay war gegen die athletischen Spieler um Sofoklis Shortsanitis kaum etwas zu machen. So entwickelte sich eine spannende Begegnung. In die Pause ging es mit 36:35 für die Israelis.

Zum Start der zweiten Hälfte setzten sich die Albatrosse bis auf 7 Punkte ab. Bei Maccabi ging in der Phase des Spiels offensiv kaum etwas zusammen. Jeremy Pargo und Brian Randle schafften es nicht, dem Spiel ihrer Mannschaft, wie gewohnt, den Stempel aufzudrücken. Auch die gefürchteten Fastbreaks von Maccabi wurden von Alba weitestgehend gestoppt. Und so hielt Berlin den Gegner bei nur 8 Punkten im dritten Viertel. Auch im letzten Abschnitt schafften es die Israelis nicht das Defensivbollwerk der Berliner zu durchbrechen. Sichere Freiwurfschützen am Ende und ein krachender Dunk von McLean besiegelten dann die Niederlage für Maccabi schlussendlich.

Bei Alba überzeugte neben McLean besonders Marko Banic, der in einigen wichtigen Situationen den Überblick behielt und 11 Punkte und 5 Rebounds zum Sieg beitrug. Auch Renfroe konnte mit Clutch-Plays für Alba glänzen. Maccabi hatte in Devin Smith (17 Punkte, 9 Rebounds) und Nate Linhart (15 Punkte, 6/8 FG) seine besten Spieler.

Reaktionen:

Sasa Obradovic (Trainer Alba Berlin): "Wir wussten, dass wir sie nicht zu ihrem Spiel finden lassen dürfen. Sonst hätten wir keine Chance gehabt. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, weil sie in der Lage war, in so einer Atmosphäre zu gewinnen."

Nate Linhart (Maccabi Tel Aviv): "Wir haben uns zu viele Turnover geleistet, das brachte uns aus dem Rhythmus. Respekt vor Alba, sie haben hart gekämpft."

Hier gibt's das Roundup zum 7. Spieltag im Top-16

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Maccabi Tel Aviv schickt Jeremy Pargo, Yogev Ohayon, Devin Smith, Brian Randle und Sofoklis Shortsanitis auf das Parkett. Das Team von Sasa Obradovic startet mit Cliff Hammonds, Jonathan Tabu, Niels Giffey, Jamel McLean und Leon Radosevic.

1.: Hier brennt direkt mal der Baum, aber nicht auf dem Feld sondern auf der Zuschauertribüne. Die Fans von Maccabi haben untereinander Probleme, die aber schnell geklärt sind. Auf dem Feld trifft Hammonds per Dreier und Radosevic macht Bekanntschaft mit Big Sofo. Es scheint aber weiterzugehen: 4:4.

6.: Wow. Pargo bedient Randle mustergültig, der dunkt den Alley-Oop beidhändig durch die Reuse. Perfektes Zusammenspiel der beiden Amerikaner. Auf der anderen Seite verwerfen die Berliner mehrere offene Dreier. Aber: Alba bleibt dran und liegt mit einem Zähler zurück.

11.: Not in my house. Radosevic räumt Randle böse ab. Offensiv verschludern die Berliner aber wieder den Ball und kassieren prompt den Layup von Nate Linhart. Maccabi führt 18:15.

15.: Obwohl Maccabi hier die Kontrolle übernommen hat, können die Albatrosse dran bleiben. Linhart trifft für Maccabi zurzeit alles, aber McLean und Tabu antworten sofort: 25:21.

19.: Alba fightet und lässt nicht locker. Smith kann nur einen Freiwurf verwandeln und im Gegenzug ballert Hammonds den Dreier rein. Dann wird gut verteidigt, aber Smith nagelt den unmöglichen Dreier mit der Sirene rein: 33:30 für Maccabi.

23.: Alba startet unfassbar gut in Halbzeit zwei. Erst spielen Vargas und Hammonds den 2-1-Angriff perfekt aus und dann legt Redding einen Dreier oben drauf. Die Berliner führen jetzt hier mit 42-36.

28.: Alba muss jetzt die Schwächephase der Israelis bestrafen. Bei Maccabi geht im dritten Viertel noch gar nichts zusammen. McLean bringt sein Team durch zwei Freiwürfe mit acht Punkten in Führung. Die Sensation scheint greifbar!

34.: Drei schnelle Korbleger von Linhart und Smith und schon ist Maccabi wieder auf 3 Punkte dran. Alba ist jetzt gefordert, denn Tel Aviv legt hier eine Schippe drauf. Und prompt versenkt Pargo noch einen Dreier. Ausgleich: 53:53.

37.: Alba geht mit einer Führung von 5 Punkten in die letzten 3 Minuten. Bei Maccabi kommt Big Sofo zurück und verlegt direkt seinen ersten Wurf. Der Offensivrebound geht aber an Smith, der wird gefoult und versenkt beide Freiwürfe: 58:55 für Alba.

40.: Booom! Renfroe mit dem Swish beim langen Zweier gegen Tyus. Alba führt mit 5 und schickt Randle an die Linie. Der verwirft einen von zwei. Auf der anderen Seite dunkt McLean eiskalt und trifft noch einen Layup. 66:59-Sieg.

Maccabi Tel Aviv vs. Alba Berlin: Hier geht's zum Boxscore

Der Star des Spiels: Die Defense von Alba. Was für ein starker Auftritt der Verteidigungskünstler aus Berlin. Diesen Gegner bei 59 Punkten zu halten ist aller Ehren wert. Egal ob Full-Court-Defense, Reboundarbeit oder Fast-Break-Defense, Alba zeigte in allen Bereichen eine hervotrragende Vorstellung. Offensiv zeigte Jamel McLean (18 Punkte, 6/10 FG, 6 Rebounds) nach anfänglichen Schwierigkeiten eine super Partie, verwandelte am Ende wichtige Freiwürfe und brach dem Gegner mit seinem Dunk das Genick. Chapeau.

Der Flop des Spiels: Jeremy Pargo. Der ehemalige NBA-Spieler wusste zu keiner Zeit zu überzeugen und wurde von der fabelhaften Berliner Verteidigung einfach abgemeldet. 7 Punkte in 33 Minuten Spielzeit, 2/9 aus dem Feld und 3 Turnover sind für einen Mann mit seiner Klasse einfach unterirdisch.

Das fiel auf:

  • Wenn Maccabi Lust darauf hatte zu verteidigen, dann fiel es Alba ganz, ganz schwer eine Lücke zu finden. Die athletischen Vorteile der Israelis fielen deutlich auf: Würfe wurden geblockt, Steals geholt. Aber auch Alba ist für seine Defense bekannt und schaffte es einige Male die Hausherren an der Mittellinie zu trappen. Schrittfehler und sieben Sekunden in der eigenen Hälfte waren die Folge.
  • Aber auch offensiv äußerte sich die körperliche Überlegenheit von Tel Aviv. Banic, Radosevic und Co. hatten besonders mit Big Sofo mächtig zu kämpfen. Der 150-Kilo-Mann konnte sich mit Leichtigkeit gegen die deutlich leichteren Verteidiger durchsetzen. Auch als Alba anfing den Big Man zu doppeln, brachte das nicht wirklich viel, da Sofo immer wieder den freien Mitspieler fand.
  • In der ersten Hälfte passte Alba wunderbar auf den eigenen Ball auf. 5 Turnover in den ersten 20 Minuten sind ein klasse Wert und stehen ganz im Gegensatz zu den 24 Ballverlusten aus der letzten Woche gegen Panathinaikos. Auch in der zweiten Hälfte unterliefen Alba 5 Ballverluste. So konnte Alba auch die Fastbreaks der Israelis stoppen. Nur zwei Punkte aus dem Break erzielte Maccabi im gesamten Spiel. Ein starker Wert.
  • Obwohl die Israelis deutlich bessere Athleten in ihren Reihen haben als die Berliner, gewann Alba das Duell am offensiven Brett klar. McLean und Co. kämpften um jeden Ball und schafften es oft sich durch pures hustlen, die bessere Position am Korb zu sichern. 11 Offensivrebounds, gegenüber 6 von Maccabi sprechen eine deutliche Sprache.
  • Die Freiwurfschwäche beider Teams war eklatant. Maccabi ließ 9 von 19 Versuchen (52 Prozent) liegen und auch Alba verpasste es mehr Kapital aus den Versuchen von der Linie zu schlagen (13/18, 72 Prozent).

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