Basketball - Kommentar zum DBB-Aus bei der WM in China: Ein bisschen Daddeln reicht nicht

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der WM in China sang- und klanglos ausgeschieden.
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Deutschland ist bei der Basketball-WM nach zwei Niederlagen in zwei Spielen bereits in der Vorrunde gescheitert. Zwar waren beide Pleiten knapp, doch dem eigenen Anspruch konnte das Team nie gerecht werden. Es war ein peinlicher Auftritt auf vielen Ebenen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Robert Arndt.

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"Absolutes Desaster", nannte es Maodo Lo, "Mist" Verbandspräsident Ingo Weiss. Sie beide hatten Recht, nur die Wortwahl unterschied sich. Bevor die WM so richtig anfängt, ist sie für das DBB-Team bereits wieder beendet. Damit befindet sich die Mannschaft in bester Gesellschaft mit "Basketball-Mächten" wie Angola, Südkorea, Jordanien oder auch den Philippinen.

Das kann nicht der Anspruch der Nationalmannschaft sein, die mit drei NBA-Spielern und zahlreichen EuroLeague-erfahrenen Akteuren und großen Hoffnungen nach China reiste. Eine Niederlage gegen Frankreich? Das ist verschmerzbar, wenn auch der Beginn für große Falten auf der Stirn sorgte. Eine Niederlage gegen die Dominikanische Republik? Unentschuldbar!

Wieder begann das Team ohne Esprit, ohne Körpersprache und lag schnell mit 0:8 hinten. Alle Punkte wurden in der Zone zugelassen, die Dominikaner hatten leichtes Spiel. Von einer Trotzreaktion auf den schwachen Auftakt war nichts zu spüren.

DBB: Wo war das Konzept?

In beiden Spielen schienen die Deutschen überrascht zu sein von den Gegnern und ihren Qualitäten. Schon im Vorfeld wurde das Programm mit Spielen gegen Polen, Tschechien, Ungarn, Tunesien, Japan und Australien kritisiert. Außer den Boomers war da kein Prüfstein, wenig Widerstand. Genau das hätte das Team aber gebraucht. Ein bisschen Daddeln reicht eben nicht.

Ohnehin: Sollte Defense und schnelles Spiel nicht der Schlüssel für die Deutschen bei diesem Turnier sein? Gezeigt wurde davon nichts, ein Konzept war nicht erkennbar. Stattdessen wurde Daniel Theis im Post gesucht, das Spiel so unnötig langsam gemacht. Warum richtet das Team sich so nach dem Gegner aus und beschneidet sich eigener Stärken? Wieder das Beispiel Theis: Der Big Man der Boston Celtics kann einiges, das Post-Spiel gehört nicht dazu.

Deutschland bei der Basketball-WM: Das war keine Einheit

16 Würfe (sechs Treffer, 0/4 Dreier) nahm der Kumpel von Dennis Schröder in diesem Spiel, Kollege Maxi Kleber, ebenfalls NBA-Spieler, keinen einzigen. Im dritten Viertel war dann zu beobachten, wie Schröder einen Laufweg von Kleber anforderte, der Forward der Mavericks aber keine Anstalten machte, diesen auszuführen. Danach ging Kleber zu Theis, es gab Diskussionen. Man muss kein Lippenleser sein, um zu verstehen, worum es dabei ging.

Am Ende spielte Kleber keine 15 Minuten, blieb ohne Versuch aus dem Feld. Stattdessen versauerte der Würzburger in den Ecken des Courts. Kleber ist kein Rollenspieler, er ist der beste Big Man im Kader und je nach Ansicht einer der zwei besten Spieler im Team. Dass er nun ohne Wurf blieb, darf so nicht passieren, hier wären Spielmacher Schröder und Coach Henrik Rödl gefragt gewesen.

Rödl selbst machte vor allem an diesem Nachmittag jede Menge Fehler, seien es Rotationen, Personal, Auszeiten-Management oder Play Calling. Diese einzeln zu analysieren, würde dieses Format sprengen. Schlimmer war aber, dass nach dem Spiel wenig Kritik geäußert wurde. Die letzte Sequenz bezeichnete Rödl als "gute Wurfchance" für Schröder, auch wenn er angab, dass er sich das noch einmal anschauen muss.

Was er sehen wird, ist ein kopfloser Vorstoß, der in einem wilden Pass zu Danilo Barthel an der Dreierlinie endete. Der Bayern-Spieler, nur bedingt ein Spezialist aus der Distanz, verwarf. Aus der Traum für den DBB.

Rödls Aussagen nach dem Spiel verwundern

Der Gegner habe laut Rödl dagegen schwere Würfe getroffen. Der Gegner war laut dem Bundestrainer auch stark, er war unangenehm, etc., etc. Das mag alles sein, doch mit dem Anspruch dieser Mannschaft sind solche Aussagen nur zum Kopfschütteln.

Vermutlich weiß er das auch selbst, so leise wie er in die Mikrofone der wartenden Reporter sprach. Immerhin sprach er überhaupt. Schröder, der noch vor dem Turnier vollmundig gesagt hatte, dass man sich für Olympia qualifizieren wolle, kam überhaupt nicht in die Mixed Zone und schickte lieber Robin Benzing vor.

Der ist zwar Kapitän der Mannschaft, hat aber eben nicht das Standing des NBA-Spielers, der sich selbst als Anführer dieses Team sieht. Auch der deutsche Pressesprecher bemühte sich vergebens um Schröder, am Mittwoch soll es einen neuen Versuch geben.

So bleibt Basketball in Deutschland nur Randsport!

Allein die Tatsache, dass man um ein Statement betteln muss, ist ein Unding. Selbst MagentaSport, der übertragende Sender, bekam keine Aussagen. Schon bei der Niederlage gegen Frankreich wollte Schröder (wie auch viele andere) nicht sprechen, nur widerwillig trottete er für 90 Sekunden noch einmal in die Mixed.

Wie soll das den Basketball in Deutschland weiterbringen? Wird nicht darüber gejammert, dass der Sport nicht im Fernsehen zu sehen ist? Bei solch unprofessionellem Verhalten werden die Öffentlich-Rechtlichen einen Teufel tun und Gebühren verschwenden, wenn man derart im Regen stehen gelassen wird.

Übrigens: Verbandspräsident Weiss erklärte sofort, dass Rödl auf jeden Fall Coach bleiben wird. Ex-Bundestrainer Frank Menz dürfte hellhörig werden - er hörte ähnliche Worte und war wenig später seinen Job los.

Weiss sprach auch ein weiteres Thema an, die EM 2021, die in Deutschland stattfindet. Mit Schwung und guten Vorstellungen sollte die breite Masse heiß gemacht werden. Diese Chance wurde fahrlässig vergeben. Mit einer solchen Performance (auf und neben dem Feld) bleibt der deutsche Basketball in einer Kaste stecken, nämlich der des Randsports.

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