Basketball-WM - DBB verpatzt Auftakt gegen Frankreich: Da steht nicht immer ein Rudy in der Zone

Das DBB-Team hat sein Auftaktspiel bei der WM gegen Frankreich verloren.
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Deutschland hat zum Auftakt der WM gegen Frankreich in Shenzhen mit 76:80 verloren. Grund dafür war vor allem die schwache Anfangsphase, in der bei den Deutschen offensiv nichts ging. Dennoch zeigten die Mannen von Bundestrainer Henrik Rödl anschließend Moral und auch Lösungen, die Mut für die kommenden Spiele machen.

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Um Details werde es gehen, die kleinen Sachen werden den Ausschlag geben. Wohin man auch hörte, dies war der Tenor aus beiden Lagern vor dem Schlager zwischen Deutschland und Frankreich. Am Ende waren es keine Kleinigkeiten, die für die DBB-Niederlage sorgten, sondern ein ganzes Viertel und die Anwesenheit von Rudy Gobert unter dem französischen Korb.

Zehn Würfe nahmen die Deutschen im ersten Viertel in der Zone, keinen einzigen brachten die Mannen um den bis dahin ebenfalls noch glücklosen Dennis Schröder (bis zur Pause 5 Punkte, 1/8 FG) im Korb unter. "Man muss erstmal gegen einen Center wie Gobert spielen, um auch die Bedeutung zu verstehen, was es heißt, wenn jemand so groß wie er ist und unter dem Korb steht", analysierte Coach Rödl nach dem Spiel.

Diese Aussage mag durchaus Berechtigung haben, doch sie zählt nur bedingt. Schröder und die weitestgehend enttäuschenden Daniel Theis sowie Maxi Kleber sollten den Center der Utah Jazz inzwischen bestens kennen. Exemplarisch war da eine Szene aus dem zweiten Viertel. Kleber bekam den Ball auf dem Flügel serviert, konnte mit Anlauf den Korb attackieren, zögerte aber als er Gobert sah und stoppte. Heraus kam ein halbgarer Abschluss, den zu allem Überfluss Nicolas Batum aus Klebers Rücken blockte.

Gobert dominert die Zone, Schröder gut beschattet

Zu groß war der Respekt für den Hünen, zu klein das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, eine letztlich toxische Mixtur. Frankreich kaufte mit seiner Defense den Deutschen zu Beginn komplett den Schneid ab und dominierte über die Defense, eine Qualität, die sich vor dem Turnier eigentlich die DBB-Auswahl auf die Fahnen schreiben wollte.

Die chinesische Publikum in der fast ausverkauften Arena von Shenzhen (rund 10.000 Zuschauer) jubelte fast schon euphorisch aus Mitleid, als Maodo Lo nach über sieben Minuten das erste Field Goal für die DBB-Auswahl verbuchte. Richtig gelesen, es waren 7:22 Minuten und der einzige Treffer der Deutschen aus dem Feld in den ersten zehn Minuten, als man nur mickrige vier Zähler aufs Board brachte.

"Wir haben am Anfang die Würfe genommen, die wir haben wollten und die sind dann nicht gefallen", versuchte Rödl eine Erklärung für den schwachen Start zu finden: "Es ist nur verständlich, dass dann Nervosität aufkommt, auch weil wir keine leichten Punkte bekommen haben."

Deutschland war zu ausrechenbar, zu sehr von Schröder abhängig, der von Andrew Albicy und Frank Ntilikina 40 Minuten lang gejagt wurde, häufig auch sehr eng an der Grenze des Erlaubten. So lahmte das deutsche Offensivspiel extrem, offene Würfe gab es kaum und wenn dann wurden sie ohne das nötige Selbstvertrauen genommen.

Deutscher Dreier fällt dank Johannes Voigtmann

Es brauchte schon französische Einladungen, wie die des völlig indisponierten Nando de Colo (3 Punkte, 0/3 FG, 5 TO, Plus-Minus von -21), um überhaupt einmal im Spiel anzukommen. Der deutsche 13:0-Run wurde aber prompt mit einem 16:0-Lauf der Franzosen gekontert, als diese wieder ihre besten Spieler auf das Feld schickten.

Dennoch machten viele Dinge auch Mut. So führte Frankreich im dritten Viertel mit bis zu 24 Punkten und dennoch legten die Deutschen noch einmal einen Lauf hin und kämpften sich zurück. Der Dreier, in der Vorbereitung oft sehr schwankend, war in dieser Partie der Freund des DBB, wie die Quote von 45 Prozent (10/22) belegt. Hier machte natürlich gerade der rotzfreche Johannes Voigtmann mit 25 Punkten (Karriere-Bestwert für den DBB) und fünf verwandelten Distanzwürfen ein überragendes Spiel.

Er konnte das Feld breit machen, Schröder die Räume geben und Gobert aus der Zone locken. Leidtragender war Theis (3, 1/5 FG, 8 Rebounds), der keine zwölf Minuten auf dem Feld stand und blass blieb. Ebenfalls interessant war, dass mit Schröder und Lo die beiden nominellen Spielmacher im Kader die kompletten zehn Minuten durchspielten und dem deutschen Offensivspiel sichtlich halfen.

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DBB kann gegen die Großen mithalten

Es war keine Ohnmacht, in die das Team verfallen war, auch wenn es der Mannschaft Mitte des dritten Viertels niemand verübelt hätte. Die oft beschworene gute Chemie innerhalb der Truppe scheint gegeben, sonst hätte man es in der Schlussphase nicht noch einmal so spannend machen können.

"In der zweiten Halbzeit haben wir noch einmal gekämpft, gut verteidigt, offensiv besser agiert" fand auch Schröder, der forderte, dass man darauf im Hinblick auf die nächsten Gegner aufbauen müsse. "Ich habe viele positive Dinge gesehen", pflichtete Rödl bei: "Hätte das Spiel zwei Minuten länger gedauert, hätten wir wohl gewonnen."

Viel wichtiger war dennoch, dass dieses Spiel gegen Ende auf Augenhöhe ausgetragen wurde und zeigte, dass sich der DBB mit dieser Mannschaft vor niemandem verstecken muss. Die Deutschen haben Optionen, sie können reagieren und die Zutaten variieren. "Wir haben gezeigt, dass wir mit den Großen bei diesem Turnier mithalten können, haben aber auch unsere Lehren gezogen. Ich habe heute viel Herz gesehen", so Rödl weiter.

DBB: Ausrutschen nun verboten!

Herz, welches für die kommenden Tage dringend benötigt wird. Ausrutscher können sich die DBB-Jungs nicht mehr erlauben, wahrscheinlich braucht es sogar vier Siege in Folge, um überhaupt eine Chance auf das Viertelfinale zu haben.

Und wer weiß: vielleicht macht es am Ende doch noch einen Unterschied, dass dieses Spiel mit vier und nicht 24 Punkten verloren ging (Stichwort Dreiervergleich), wenn in der Zwischenrunde mit wahrscheinlich Litauen und Australien weitere Mitfavoriten auf den Titel hinzustoßen. Doch das ist zu diesem Zeitpunkt Zukunftsmusik.

Die Vorbereitung auf das nächste Spiel gegen die Dominikanische Republik (Di., ab 10.30 Uhr im LIVETICKER) läuft dagegen bereits an. Rödl verriet, dass die Spieler schon beim Abendessen nach dem Frankreich-Spiel die Scouting-Reports der Karibik-Jungs bekommen werden. Nur nicht nachlassen jetzt, Ausrutschen ist verboten. Erst recht bei den kommenden Aufgaben gegen die Dominikanische Republik und zwei Tage später gegen Jordanien, denn die haben keinen Gobert als Center - ganz sicher.

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