Basketball-WM - DBB vor Auftakt gegen Frankreich: Ein Turm als erste Hürde

Von Robert Arndt
Dennis Schröder und das DBB-Team starten am Sonntag gegen Frankreich in die WM.
© getty

Endlich geht es los. Die deutsche Nationalmannschaft um Dennis Schröder startet in die WM in China (Sonntag, 14.30 Uhr im LIVETICKER). Mit Frankreich wartet gleich ein Mitfavorit auf die DBB-Auswahl. Die Erinnerungen an die Equipe Tricolore sind dennoch positiv, auch wenn Frankreich diesmal mit Rudy Gobert mit dem vielleicht besten Verteidiger der Welt aufwartet.

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Der Respekt ist definitiv da. In höchsten Tönen schwärmte Frankreichs Nationaltrainer Vincent Collet von der DBB-Auswahl auf der abschließenden Pressekonferenz zum Auftakt der WM. Die Equipe Tricolore müsse höllisch aufpassen, warnte Collet und legte den Finger auch in die Wunde.

Schließlich hat Frankreich, wenn man die Qualifikation für die WM einmal ignoriert, letztmals ausgerechnet gegen Deutschland in einem Pflichtspiel verloren. Nämlich im Achtelfinale bei der EuroBasket 2017. Damals lief Dennis Schröder zu Hochform auf und Daniel Theis sorgte mit einem krachenden Dunk über Boris Diaw für eine der spektakulärsten Aktionen des kompletten Turniers.

Dieser Diaw spielt inzwischen nicht mehr für die Franzosen, der Forward mit dem mächtigen Hinterteil hat seine Karriere beendet. Dennoch hat er das Team nach Shenzhen begleitet. Gut gelaunt ließ sich der Espresso-Trinker mit den neugierigen chinesischen Freiwilligen im Sports Bay Centre ablichten.

Wie schlagen sich die deutschen Bigs gegen Rudy Gobert?

Gute Laune schien ohnehin vorzuherrschen. Das deuteten zumindest die mageren fünf Minuten an, in denen Medienvertreter das Training verfolgen durften. Rudy Gobert nahm fröhlich Würfe von der Mittellinie, der dritte saß bereits und es gab ordentlich Applaus. In Gobert ruhen auch vornehmlich die Hoffnungen der Franzosen, war der zweifache NBA-Verteidiger des Jahres doch vor zwei Jahren nicht mit dabei.

Es sind aber weniger seine Qualitäten von Halfcourt, sondern vielmehr seine defensiven Fähigkeiten, die ihn zum besten Ringbeschützer auf der Welt werden ließen. Auf dem kleineren FIBA-Feld wirkt der Stifle Tower noch einmal furchteinflößender, seine Arme noch einmal länger. Kurz gesagt: Neben Giannis Antetokounmpo kann wohl kein Spieler bei dieser Weltmeisterschaft durch seine schiere Präsenz mehr Einfluss nehmen als der Center der Utah Jazz.

"Wir müssen da den Ball höher ablegen", hatte Robin Benzing gegenüber SPOX eine simple Erklärung, um anschließend aber auch ernst zu werden: "Er ist der defensive Anker, ist nicht umsonst Defensive Player of the Year. Ich denke aber, dass wir da unsere Wege finden werden." Dem stimmte auch Coach Henrik Rödl zu, der gleichzeitig einen Lösungsvorschlag präsentierte.

"Unsere großen Spieler sind mobil", befand der Bundestrainer: "Wir werden versuchen, unsere Chancen von außen zu nutzen, wenn sie sich ergeben. Klar ist aber auch, dass es leichtere Spiele geben wird, um unter dem Korb zu scoren."

Nur auf Gobert sollten sich die DBB-Jungs aber nicht konzentrieren. Mit Vincent Pourier haben die Franzosen einen weiteren Büffel, der vergangene Saison an der Seite von Joe Voigtmann bei Baskonia in Spanien gewaltig unter dem Korb aufräumte und in der kommenden Saison ein Mitspieler/Konkurrent von Daniel Theis bei den Boston Celtics sein könnte.

DBB: Team scharrt mit den Hufen

In der Vorbereitung hatten die Deutschen teils große Probleme gegen gute Bigs, Salah Mejri (Tunesien) und Rui Hachimura (Japan) konnten dabei schalten und walten wie sie wollten. Dem wollte Rödl auf Nachfrage von SPOX aber nicht allzu viel Bedeutung schenken: "Die Vorbereitung ist dafür da, dass man Dinge ausprobiert."

"Wir haben Dinge gesehen, die nicht funktioniert haben und darum auch aus jedem Spiel etwas mitgenommen", so Rödl weiter. Beim abschließenden Test gegen Australien sah es dann schon deutlich besser aus, was Mut für dieses so wichtige Spiel gegen Frankreich macht.

Große Anspannung scheint dennoch nicht vorzuherrschen, stattdessen wurde zum Ende des Trainings viel geflachst und gelacht. Es soll nun einfach endlich losgehen nach fast vier Wochen Training. "Wir haben Spieler, die nicht so gerne trainieren, dafür aber umso lieber spielen", fasste Kapitän Benzing die Stimmung in der Mannschaft zusammen.

DBB vs. Frankreich: Druck für beide Seiten

Bleibt zu hoffen, dass dies auch am Sonntag auf dem Court zu sehen ist. Ausreden gibt es keine. Rödl lobte noch einmal die hervorragenden Bedingungen im schwül-heißen Shenzhen und erklärte, dass alle Spieler topfit seien, also auch der zuletzt am Knöchel verletzte Schröder-Backup Maodo Lo.

Es wird jeden einzelnen brauchen in diesem Spiel, in dem es mit etwas Weitsicht bereits um einen möglichen Einzug ins Viertelfinale geht. Denn: Verliert Deutschland zum Auftakt, wird es danach vier Siege brauchen, damit nicht schon nach der Zwischenrunde wieder die Koffer gepackt werden müssen. Keine leichte Aufgabe, wenn in der folgende Runde zwei Teams aus dem Trio Litauen, Australien und Kanada warten.

Letztlich gilt diese Drucksituation für beide Teams, auch für Frankreich könnte es bei einem Patzer schnell eng werden. "Das Turnier ist lang und da ist ein guter Start immer sehr wichtig", bediente sich Collet einer Phrase. "Leider ist das erste Spiel sehr schwierig."