Marko Pesic im Interview: "Darin ist Matthias Sammer ein Meister"

Marko Pesic hat seinen Vertrag als Geschäftsführer bei den Bayern bis 2022 verlängert.
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Kovac hat jetzt mit Coutinho einen Weltstar bekommen. Die Basketballer haben mit Greg Monroe den größten Star, den die BBL wohl jemals gesehen hat, verpflichtet. Was macht den Transfermarkt im Basketball aktuell speziell?

Pesic: Im Basketball ist es so, dass wir aktuell drei Ebenen haben. Wir haben die absoluten Topklubs, die finanziell deutlich über dem Rest stehen und die Sahne vom Kuchen bekommen. Darunter kommt die mittlere Ebene, zu der auch wir gehören. Auf dieser Ebene musst du dich schon sehr anstrengen, um mit den Klubs da oben mithalten zu können. Und die dritte Ebene sind dann alle Teams, die nicht in der EuroLeague spielen. Bis zu diesem Jahr war es so, dass wir neben der NBA auch den chinesischen Markt hatten, der finanziell fast auf NBA-Niveau agiert hat. Durch Veränderungen im Lizenzierungssystem ist der chinesische Markt aber etwas ins Stocken geraten, sodass jetzt einige Spieler in Europa gelandet sind, die sonst wohl eher nach China gegangen wären.

Konkret: Wie bekommt man jemanden wie Monroe, der 632 NBA-Spiele auf dem Buckel hat?

Pesic: Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass wir schon im April wussten, dass wir einen Spieler vom Kaliber eines Greg Monroe verpflichten können. Das ist vielleicht bei Barcelona der Fall, aber nicht bei uns. Als wir die Information bekommen haben, dass es die Option mit Greg gibt, hat es vielleicht eine Woche gedauert, dann war der Deal fix. Greg war ziemlich gut über uns informiert, das hat es einfach gemacht. Am längsten dauert die Ausarbeitung des Vertrags, die reinen Verhandlungen haben nur ein oder zwei Nächte gedauert. Die Tatsache, dass ich mit Daniele Baiesi seit 2017 einen Sportdirektor an meiner Seite habe und nicht mehr alles alleine machen muss, vereinfacht die Dinge enorm. Daniele scannt alles, dann setzen wir uns zusammen und treffen die Entscheidungen. Er macht einen exzellenten Job.

Marko Pesic hat seinen Vertrag als Geschäftsführer bei den Bayern bis 2022 verlängert.
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Marko Pesic hat seinen Vertrag als Geschäftsführer bei den Bayern bis 2022 verlängert.

Marko Pesic: "Alle bringen einen besonderen Hunger mit"

Sie haben nicht nur Monroe verpflichtet. T.J. Bray, Diego Flaccadori, Mathias Lessort, Josh Huestis und Paul Zipser heißen die weiteren Neuzugänge. Worauf haben Sie beim Kaderpuzzle besonders geachtet?

Pesic: Im vergangenen Jahr haben wir jemanden wie Petteri Koponen geholt, der bis dahin schon eine super Karriere hinter sich hatte und niemandem mehr etwas beweisen musste. Bei ihm wussten wir: Wenn er seine Qualität aufs Feld bringt, ist alles gut und alle sind zufrieden. In diesem Jahr war es etwas anders. Wir haben Spieler zu uns geholt, die sich alle beweisen wollen. Egal ob es das erste Jahr in Europa ist, oder das erste Jahr EuroLeague - alle bringen einen besonderen Hunger mit. Wir müssen abwarten, bis die ganz großen Klubs ihre Transfers gemacht haben und dann nach Spielern Ausschau halten, die ihr Potenzial noch nicht ganz erreicht haben, die aber vielleicht in ein paar Jahren ein Top-10-Spieler in der Euroleague sein können. Spieler wie Nando de Colo oder Cory Higgins, die dort bereits sind, verdienen mehrere Millionen netto im Jahr, das sprengt unseren Rahmen bei Weitem.

Ganz besonders ist die Rückkehr von Zipser.

Pesic: Ich freue mich vor allem deshalb sehr über Pauls Rückkehr, weil er unbedingt zurückkommen wollte. Paul ist zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass er kommen will. Dass er diese Rückkehr jetzt braucht und alles andere sekundär ist. Er weiß, dass er hier einen Verein hat, der sich um ihn kümmert und in dem er sich total auf Basketball konzentrieren kann. Paul wird wichtig für uns sein. Er kann einerseits Vladimir Lucic auf der Drei entlasten, aber andererseits auch auf der Vier spielen. Wir sind im Frontcourt jetzt sehr variabel aufgestellt.

Marko Pesic: "Die Fußballer haben 30 Jahre oder noch mehr Vorsprung beim FC Bayern"

Wie blicken Sie auf die kommende BBL-Saison? Viele Beobachter erwarten im Basketball jetzt eine ähnliche Bayern-Dominanz wie im Fußball. Der dritte Titel in Serie scheint nur Formsache.

Pesic: Wir nehmen unsere Konkurrenz aus Berlin oder Bamberg extrem ernst, aber wir haben für uns als Mindset festgelegt, dass wir uns in erster Linie an uns selbst messen. Wir müssen schauen, dass wir uns mit uns selbst vergleichen und dort von Woche zu Woche, von Spiel zu Spiel und von Jahr zu Jahr besser werden. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Schaffen wir das, ergibt sich der Rest von alleine. Ich bin optimistisch, dass wir uns auch in dieser Saison wieder steigern.

Aber die Vision muss es doch sein, gerade wenn die neue Arena steht, in der EuroLeague ums Final Four kämpfen zu können?

Pesic: Wenn ich jetzt über das Final Four spräche, wäre das arrogant. Dann würde ich zwei Stufen überspringen. Zuerst müssen wir einmal die Playoffs erreichen und dann auch eine Playoff-Runde überstehen. Ist es eine Vision? Selbstverständlich. Wenn wir dieses Ziel nicht hätten, bräuchten wir nicht mehr zu arbeiten. Aber es ist nichts, worüber wir intern groß sprechen. Ich versuche, die Diskussionen auf unsere Leistung zu lenken. Diese können wir kontrollieren. Aber was ist, wenn eine entscheidende Verletzung dazwischenkommt? Vielleicht eine falsche Schiedsrichter-Entscheidung? Wir müssen uns von Jahr zu Jahr verbessern, dann werden wir das Final Four auch irgendwann angreifen können.

Obwohl Bayern nicht auf der ersten Ebene der Topklubs steht?

Pesic: Ja, es gibt immer wieder Beispiele wie Zalgiris Kaunas vor zwei Jahren, die zeigen, was möglich ist. Wir brauchen insgesamt noch Zeit. Die Fußballer haben 30 Jahre oder noch mehr Vorsprung beim FC Bayern. In zehn oder 15 Jahren werden wir wahrscheinlich auch in der Lage sein, uns einen Spieler wie Nikola Mirotic leisten zu können, aber bis dahin müssen wir weiter an unserem Fundament arbeiten und Schritt für Schritt die Entwicklungsstufen nehmen.

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