"Ich habe immer noch Kontakte zum FBI"

Von Robert Heusel
Braydon Hobbs wechselte im Sommer von Ulm zu den Bayern
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basketball.de: Wie kam letztlich der Kontakt nach Deutschland zustande?

Hobbs: Nach meiner zweiten Europa-Station in Ungarn rief mich mein Agent an und sagte, dass Nürnberg aus der zweiten deutschen Liga Interesse hätte.

basketball.de: Sie haben in Ungarn mit Fehervar im Eurocup gespielt und dort gut 12 Punkte im Schnitt aufgelegt. Dann gab es nur ein Angebot aus der zweiten deutschen Liga?

Hobbs: Es lag wirklich nur dieses eine Angebot auf dem Tisch. Trotz meiner guten Leistung war das schon etwas frustrierend. Aber ich entschied mich dann nach Nürnberg zu gehen und muss sagen, dass dies wieder die richtige Entscheidung war. Ich liebe Deutschland und schätze es sehr, wie man mich und meine Familie hier aufgenommen hat. Daher möchte ich in keinem anderen europäischen Land mehr spielen. Hätte ich nach meiner Zeit in Nürnberg kein anderes Angebot aus Deutschland erhalten, hätte ich wahrscheinlich aufgehört.

basketball.de: Schließlich haben Sie sich in Deutschland Schritt für Schritt nach oben gespielt.

Hobbs: Ja, mir war schon während der Zeit in Nürnberg bewusst, dass ich auf höherem Level mithalten kann. Wir haben ja einige Vorbereitungsspiele gegen BBL-Teams gespielt. Zudem habe ich die BBL sehr häufig im Fernsehen verfolgt. Demzufolge war ich sehr glücklich, dass mir in Gießen die Möglichkeit gegeben wurde in der BBL zu spielen.

basketball.de: Von Gießen aus ging es nach Ulm, wo ihr eine Rekordsaison gespielt habt. Dort gab es wohl mehrere lukrative Angebote auch aus dem Ausland.

Hobbs: Es haben wohl mehrere Teams angerufen, aber seit meiner Zeit in Gießen habe ich meinem Agenten gesagt, dass ich in Deutschland bleiben möchte und dass er sich um Angebote außerhalb Deutschlands überhaupt nicht kümmern braucht. Ich bzw. mein Agent haben zwar mit dem ein oder anderen BBL-Team gesprochen, aber mir war schnell klar, dass Bayern die beste Option für mich ist.

basketball.de: Beim FC Bayern haben Sie erstmals einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieben. Ist es nach Ihrer spektakulären Karriere Zeit, um etwas zur Ruhe zu kommen?

Hobbs: Auf jeden Fall. Da ich ja unbedingt in Deutschland bleiben wollte, habe ich in München eine hervorragende Situation. Ich spiele bei einem der beiden absoluten Topteams der Liga und lebe in einer sehr schönen Stadt. Meine Frau und ich wollen hier etwas zur Ruhe kommen und unserer kleinen Tochter ein gutes Umfeld bieten.

basketball.de: Sie haben erwähnt, dass Sie sich schon mit dem Aufhören befasst hatten, falls es keine Angebote aus Deutschland gegeben hätte. Da käme es Ihnen zu Gute, dass Sie einen Abschluss in "Strafrecht" haben.

Hobbs: Richtig, zunächst wollte ich in Richtung Naturschutz gehen, also in der Natur die Jäger und Fischer beaufsichtigen. (lacht) Dann bin ich ja doch Profibasketballer geworden, aber ich kann mir durchaus vorstellen, nach meiner Karriere in der Kriminalistik zu arbeiten. Was mich aber fast noch mehr reizen würde, ist in der Drogenfahndung bei der DEA oder dem FBI zu arbeiten. Das ist quasi mein Kindheitstraum. Schon vor dem College haben mich Krimis und Drogenfahnder fasziniert. Obwohl jetzt schon viel Zeit vergangen ist, habe ich immer noch Kontakte zur DEA und zum FBI. Mal sehen, was sich da künftig ergibt.

basketball.de: Hilft Ihnen diese Faszination auch auf dem Feld? Sie sind ja für gute Antizipation und No-Look-Pässe bekannt.

Hobbs: Ich weiß nicht, ob man das direkt vergleichen kann. Ich versuche auf dem Feld einfach alles im Blick zu haben und Situationen zu antizipieren. Dabei geht es darum, gedanklich einen Schritt schneller als der Gegenspieler zu sein. Das kann man in der Kriminalistik ja auch gut gebrauchen. Daraus resultieren dann auch oft meine No-Look-Pässe.

basketball.de: Trainieren Sie diese Pässe oder haben Sie sie einfach im Gefühl?

Hobbs: Diese Frage wird mir tatsächlich sehr oft gestellt. Also trainiert habe ich No-Look-Pässe noch nie. Aber in meiner Jugend habe ich sehr oft mit meinem älteren Bruder gespielt. Er ist auch ein sehr guter Basketballer, hat sich aber über das Werfen definiert. Als kleiner Bruder musste ich da natürlich oft den Ball abliefern und so haben sich meine Pass-Fähigkeiten entwickelt.

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