DBB hält EM-Chance am Leben

Chris Fleming versucht trotz der schwierigen Situation Ruhe auszustrahlen
© getty

Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat sich nach zuletzt zwei peinlichen Niederlagen rehabilitiert und mit 78:58 gegen Österreich gewonnen. Die Chancen auf eine Teilnahme an der EM 2017 bleiben damit erhalten. Nach einem durchwachsenen Start zeigte sich vor allem die Defense stark verbessert.

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Damit kommt es am Samstag um 19 Uhr zum Endspiel um den Gruppensieg gegen die Niederlande. Zur Erinnerung: Nur der Gruppenerste wäre sicher qualifiziert, während der Zweitplatzierte von den Konstellationen in den anderen Gruppen abhängig ist.

Beim Sieg gegen Österreich glänzte Paul Zipser mit 13 Punkten und 5 Rebounds, Johannes Voigtmann wurde Topscorer mit 19 Zählern. Auch Patrick Heckmann zeigte bei seinem "Heimspiel" in Bamberg eine ordentliche Vorstellung (14 Punkte).

Die Reaktionen:

Johannes Voigtmann: "Wir müssen gucken, dass wir aus den Phasen, in denen wir nicht so gut spielen, schnell wieder rauskommen. Das ist uns heute gelungen. Das zweite Viertel war der beste Basketball, den wir bislang gespielt haben."

Patrick Heckmann: "Es war viel Druck da. Wir haben an uns geglaubt, hart verteidigt, und uns dann auch leichte Punkte in der Offensive erarbeitet. Wenn wir so spielen wie heute, haben wir sehr gute Chancen gegen Holland."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Chris Fleming änderte seine Starting Five nicht und schickte Lo, Vargas, Zipser, Barthel und Voigtmann aufs Parkett. Sie bekamen es mit Maresch, Laneger, Mahalbasic, Murati und Lamesic zu tun.

1. Viertel: Es entwickelte sich ein früher Schlagabtausch mit hoher Trefferquote auf beiden Seiten, Defense wurde noch nicht so groß geschrieben. Gerade bei Deutschland war die Pick-and-Roll-Verteidigung unzureichend, sodass die Gäste mit Lob- oder Kickout-Pässen die einfachsten Würfe bekamen. Den 15:17-Rückstand bog das DBB-Team durch einen Dreier von Benzing und durch Punkte im Post von Barthel aber schnell in ein 23:19 um. Das vergleichsweise hohe Tempo verriet: Das war alles gut anzuschauen, besonders intensiv ging es aber noch nicht zu.

2. Viertel: Deutschlands Defense schaltete einen Gang höher und schaffte es, drei Minuten lang ohne Gegenpunkt zu bleiben. Auf der anderen Seite traf erneut Benzing von draußen und Theis schloss einen spektakulären Fastbreak ab - das erste Punkte-Polster war da (30:19). Der Schnellangriff war in dieser Phase ohnehin eine wirksame Waffe, da die Gäste im Spielaufbau schwächelten und Bälle verschenkten. Nach weiteren Dreiern von Voigtmann und Lo wurde es erstmals deutlich: 43:28 zur Halbzeit.

Österreich - Deutschland: Hier geht's zum BOXSCORE

3. Viertel: Die Deutschen starteten mit ein paar Unkonzentriertheiten in die zweite Halbzeit. Auf der anderen Seite wühlte sich der Außenseiter zu Punkten am Brett: Nur noch 45:34. Einen wirklichen Run kassierten Zipser und Co. aber nicht, da die Verteidigung nach wie vor präsent war. Für starke Akzente sorgten Theis und und Heckmann in mehreren Fastbreaks, an denen sich die holprige Offensive wieder aufrichten konnte. Entscheidend abschütteln ließen sich die Österreicher nicht: 58:46.

4. Viertel: In einer sehr zähen Phasen verkürzte Lamesic für sein Team auf 49:58. Ein starker Ballgewinn an der Mittellinie mit anschließendem Dreipunktspiel von Heckmann sorgte aber für kollektives Aufatmen in der Brose Arena - denn ein Durchhänger in dieser Phase des Spiels hätte zur Katastrophe führen können. Durch einen Theis-Dreier nach gutem Pass von Lo roch es dann erstmals nach Vorentscheidung (66:50). Da die Trefferquote der Österreicher - gerade von der Dreierlinie - sehr überschaubar war, brannte auch nichts mehr an.

Der Star des Spiels: Paul Zipser. Der angehende NBA-Rookie war wieder einmal der Mann für alle Fälle. In der Defense sorgte er am Mann für zahlreiche Ballgewinne, offensiv verlieh er seinem Team Struktur. Zunächst traf er wichtige Würfe und zog so die Defense auseinander, ehe er in der zweiten Halbzeit vermehrt als Ballhandler agierte und per Drive erfolgreich war. Seine 13 Punkte, 5 Rebounds und 4 Assists dokumentieren seine wichtigen Allrounder-Fähigkeiten. Ebenfalls stark: Johannes Voigtmann.

Der Flop des Spiels: Anton Maresch. Gerade, wenn der Point Guard übers ganze Feld verteidigt wurde, hatte er Probleme mit dem Ballvortrag. So fehlten den Österreichern oftmals wertvolle Sekunden von ihrer Angriffszeit, sodass sie ihre Systeme nicht zu Ende laufen konnte. Darüber hinaus blieb er auch im Abschluss ungefährlich (2 Punkte, 1/6 FG).

Das fiel auf:

  • Wie schon gegen Dänemark und die Niederlande ließ sich die deutsche Defense zu Beginn mit den simpelsten Pick-and-Roll-Varianten ausspielen. Da der Verteidiger des Ballführers ständig den langen Weg um den Block herum wählte und der Big Man den Dribbler auch nicht störte, hatten die Österreicher konstant Überzahl-Situationen, die mangels einer defensiven Rotation auch ohne hohe Kunst ausgespielt werden konnten.
  • Nach der ersten Viertelpause änderte sich die Intensität der DBB-Defense allerdings. Zipser oder Lo störten den Ballvortrag von Maresch oder Schneider phasenweise übers ganze Feld, womit die beiden erhebliche Probleme hatten und im Setplay in Hektik verfielen. Hinzu kam, dass die deutschen Big Men die Pick-and-Rolls vermehrt hedgten, was ebenfalls zu Ballgewinnen oder Notpässen führte. Folgerichtig erzielten die Österreicher in den zweiten 10 Minuten nur 9 Punkte.
  • Anders als bei den beiden Niederlagen war das Spiel aus dem Lowpost in der deutschen Offensive ein entscheidender Faktor. Theis, Voigtmann und Co. punkteten zwar nicht sonderlich viel am Brett, zogen mit ihrer Präsenz aber immer wieder einen zweiten Verteidiger auf sich, wovon natürlich die Schützen profitierten. Die Dreierquote von 42,1 Prozent war ein entscheidender Faktor - auch, weil auf der anderen Seite nur 18,7 Prozent der Würfe von Downtown reinfielen.
  • Am Ende wurde es noch einmal unschön. Lamesic beging ein unsportliches Foul an Theis, wovon sich der Bamberger provozieren ließ und ein technisches Foul kassierte - was nur der Anfang von einigen Nickligkeiten war. Da das Spiel in dieser Phase schon entschieden war, kam das Ganze etwas unnötig daher.

Die deutsche EM-Qualifikationsgruppe in der Übersicht

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