MVPau! Spanien trotzt Rekord-Kulisse

Dieses Duell der Superstars ging mit ganz großem Vorsprung an Pau Gasol
© getty

In einer hochintensiven Partie hat sich Spanien mit 80:75 nach Verlängerung gegen Erzrivale Frankreich durchgesetzt und ist damit ins Finale eingezogen. Die Gastgeber sehen zeitweise wie der sichere Sieger aus, doch Pau Gasol lässt sein Team einfach nicht verlieren.

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Vor einer neuen europäischen Rekord-Kulisse von 26.922 Menschen in Lille lieferten sich die beiden Rivalen, die in den letzten Jahren so oft gegeneinander spielen mussten, eine hitzige und vor allem von der Defensive geprägte Partie. Die Gastgeber zogen im dritten Viertel leicht davon, pünktlich zur Schlussphase drehte der alles überragende Pau Gasol jedoch abermals auf und brachte sein Team wieder in Führung, bevor Nicolas Batum das Spiel mit einem Dreier ausglich und Rudy Gobert Gasols letzten Wurf blockte.

Es wirkte, als könnte er zum tragischen Helden werden - stattdessen dominierte Gasol einfach auch noch die Overtime. Der 35-Jährige beendete die Partie mit unfassbaren 40 Punkten, 11 Rebounds und 3 Blocks, traf 12 seiner 21 Feldwürfe und 16 von 18 von der Freiwurflinie. Unterstützung bekam er vor allem vom starken Sergio Rodriguez (15 Punkte) auch Sergio Llull zeigte mit 7 Punkten und guter Defense gegen Tony Parker eine starke Partie.

Der Superstar der Franzosen tat sich trotz seiner 10 Punkte und 6 Assists nämlich enorm schwer und traf bloß 4 seiner 17 Würfe. Besser waren beim Gastgeber Nando De Colo und Batum mit jeweils 14 Punkten. Gobert war mit 8 Punkten und 13 Rebounds der wichtigste Mann in der Defense, mit 5 Fouls stand er in den letzten Minuten der Overtime aber nicht mehr zur Verfügung.

Die Spanier können nun erstmal feiern und treffen am Sonntag im Finale entweder auf Serbien oder auf Litauen. Der Verlierer dieser Partie wird dann mit den schwer enttäuschten Franzosen um die Bronzemedaille der EuroBasket spielen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Beide Teams können aus dem Vollen schöpfen. Die Spanier haben Heimrecht, aber sicher keinen Heimvorteil, und beginnen wie im Viertelfinale mit Llull, Ribas, Fernandez, Mirotic und natürlich Gasol. Die Gastgeber starten wie gewohnt mit Parker, De Colo, Batum, Diaw und Gobert.

2.: Es ist unglaublich laut hier - aber das ist den Bulls-Vertretern völlig egal! Gasol trifft aus der Mitteldistanz, danach wird Mirotic schön per Give-and-Go freigespielt. 4:2 Spanien.

6.: Wow, De Colo ist heiß! Erst reißt er mit seinen Cuts Lücken und punktet zweimal in Korbnähe, dann trifft er mit dem Buzzer einen Dreier. Sekunden später holt Batum den Steal und stopft - die Halle tobt! 13:6 Frankreich.

10.: Wie gut ist dieser Gasol? Ziemlich gut. Mit makelloser Bilanz aus dem Feld beendet er das erste Viertel mit 10 Punkten. Fournier trifft einen Dreier, aber kurz vor der Sirene tut es ihm Rodriguez gleich - 20:17 für Frankreich!

14.: Keine gute Sequenz für Mirotic. Erst wirft er vom Perimeter einen Airball, dann wirft ihm Gelabale einen Dreier ins Gesicht - und trifft. Unglücklicher Auftritt bisher von ihm. 27:22 Frankreich.

20.: Die Intensität bleibt hoch. Gobert fängt einen Einwurf und bringt ihn direkt im Korb unter - damit gehen die Franzosen wieder haarscharf in Führung. 33:32 zur Pause!

24.: Frankreich war in Halbzeit eins keinmal an der Linie, jetzt dürfen Parker und Batum sich mal versuchen. Gasol trifft den Rainbow über Gobert, dann geht Llull überragend zum Korb - 39:39.

30.: Die Franzosen spielen sich gerade in einen Rausch! Nach einem Dreier übers Brett von Lauvergne führen sie erstmals mit 11 Punkten. Gasol hält mit Freiwürfen dagegen, aber Lauvergne legt vor der Sirene noch einen Alley-Oop-Pass von De Colo rein. 56:48 für Frankreich.

34.: Die Turnover sind in dieser Phase richtig teuer für Spanien. Das Team ist auf 6 Punkte dran, da verschleudern nacheinander Mirotic und Reyes den Ball. De Colo nutzt die Chance und netzt den Dreier zum 61:52 ein.

37.: Da sind die Spanier wieder! Rodriguez verkürzt an der Linie auf 3 Punkte Rückstand, Frankreich hat seit über 3 Minuten keinen Zähler mehr erzielt. Nach einem Dunk von Gasol nimmt Collet die Auszeit - 61:60 für Frankreich.

40.: Gasol ist ein Verrückter! Der 35-Jährige lässt Gobert mehrfach nacheinander aussehen wie einen Schuljungen. Dann nimmt De Colo das Offensivfoul von Reyes an - mit einem Punkt Führung. Rodriguez legt ihn rein, doch Batum gleicht mit einem Dreier wieder aus. 4 Sekunden vor Schluss blockt Gobert Gasol beim Leger, auch Batums letzter Wurf geht daneben. Overtime!

40+5.: In der OT muss Gasol nicht alles allein machen - Llull und Rodriguez suchen verstärkt den direkten Weg zum Korb, da Gobert Gasol auf den Füßen stehen und nicht als Rim-Protector werkeln kann. Gobert drückt allerdings einen Alley-Oop zur Führung rein, bevor er sich sein fünftes Foul abholt. Dann trifft Gasol erst 2 Freiwürfe und dann einen Dunk. Fernandez blockt Parker, Gasol dunkt wieder. 3 Punkte vorn! Claver foult Batum beim Dreier

Spanien vs. Frankreich: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Pau Gasol. Wer sonst? Der Mann hat die Hälfte der Punkte seines Teams erzielt! Zwischenzeitlich wirkte er etwas ausgelaugt, ging aber wieder und wieder an die Linie (16/18 FT). In der Schlussphase ließ er mit seinen unglaublichen Post-Moves dann mit Gobert einen der besten Rim Protector zeitweise richtig schlecht aussehen, nur um dann in der Overtime noch die entscheidenden Punkte und Rebounds zu holen. Are you kidding me? Der MVP dieses Turniers steht nach diesem Spiel fest!

Der Flop des Spiels: Tony Parker. Wo wir schon bei EuroBasket-MVPs sind - der Superstar der Franzosen fand in dieser Partie kaum statt. Das lag an der Defense von Sergio Llull, allerdings wirkte Parker in seinen Aktionen auch häufig zu behäbig, ohne die Entschlossenheit, die seine Drives sonst auszeichnet. Er traf am Ende bloß 4 seiner 17 Würfe und leistete sich dazu noch 3 Ballverluste - und verfehlte in der Overtime 2 Freiwürfe. Auf Seiten der Spanier katastrophal: Nikola Mirotic.

Das fiel auf:

  • Die Fans machten das Spiel zu einem ganz speziellen - die Stimmung aus den vorigen Runden wurde in dieser Partie noch einmal deutlich übertroffen. Jede gute französische Aktion wurde frenetisch gefeiert, jeder spanische Ballbesitz mit Buhrufen bombardiert. Dazu stimmte das Publikum immer wieder die Marseillaise an. Gerade am Anfang schien das der L'Equipe ins Spiel zu helfen.

  • In den vorigen Runden hatten die Franzosen immer mal im Schongang gestartet, nur um dann bei Bedarf mal das Tempo anzuziehen. Das war in dieser Partie jedoch nicht der Fall, von Anfang an war die Defense erdrückend - außer Gasol bekam in der Anfangsphase kein Spanier einen Fuß auf den Boden. Erst die Hereinnahme von Rodriguez lockerte die spanische Offense auf.
  • Ähnlich klettenhaft wurde allerdings auch Parker verteidigt, wenn Llull auf dem Court war. Der Real-Guard stand dem Superstar dermaßen auf den Füßen, dass auch LeTony teilweise vollkommen untertauchte. Überhaupt präsentierte sich die spanische Defense sehr stark, und das ohne Fouls - die ganze erste Halbzeit über waren die Franzosen nicht ein einziges Mal an der Linie!
  • Fernandez hatte mit Rückenproblemen im Achtelfinale pausiert und im Viertelfinale schwach gespielt. Diesmal war der Veteran deutlich aktiver, wenngleich ihm längst nicht alles gelang und die Schmerzen ihm teilweise anzusehen waren. Trotzdem hängte er sich defensiv unglaublich rein und war entscheidend daran beteiligt, dass Batum lange Zeit kaum ins Spiel fand. Selbst in der Overtime legte er noch einen ungemein wichtigen Block nach.
  • Obwohl ihre Offense die meiste Zeit über nicht gerade gut funktionierte, waren die Franzosen immer im Spiel und häufig sogar vorne. Das lag neben der eigenen Defense vor allem an ihrer extremen Überlegenheit bei den Rebounds. Allein Gobert stand Mitte des dritten Viertels schon bei 11 Boards, insgesamt stand das Duell zu diesem Zeitpunkt 30:20. In der Folge besserten sich die Spanier allerdings, am Ende war das Duell sogar ausgeglichen mit 44:44.

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