Bayern gegen Alba überstrahlt alles

Von Cliff Schmit
Die Serie zwischen München und Berlin wird sicherlich keinen Schönheitspreis gewinnen
© getty
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FC Bayern München (4) - Alba Berlin (5)

Saisonbilanz: 1-1 (70:82, 79:61)

Ausgangslage: Bei allem Respekt vor den restlichen drei Viertelfinal-Paarungen - der Kracher zwischen den beiden Schwergewichten aus München und Berlin ist der Blickfang schlechthin dieser ersten Playoff-Runde.

Zwei Mannschaften, die jede Menge Berührungspunkte vorzeigen und die sich vor allem von ihrem Selbstverständnis her ganz oben im deutschen Basketball ansiedeln. Im Vorfeld der Serie wurde medial bereits ordentlich mit den Säbeln gerasselt, wie Berlins Center Yassin Idbihi beweist: "Der Druck liegt bei Bayern. Sie müssen das erste Spiel zu Hause erst mal gewinnen."

Und Forward-Kollege Deon Thompson legt gleich nach: "Wenn wir Meister werden wollen, dann müssen wir sowieso auswärts gewinnen. Da gibt es keine Ausreden. Die bessere Verteidigung wird die Serie entscheiden."

Alba hat als einziges Team in jedem Jahr die Playoffs erreicht und steht folglich zum 23. Mal hintereinander in der K.o.-Runde. Die erfolgsverwöhnten Hauptstädter warten allerdings bereits seit 2008 auf den neunten Meistertitel der Vereinsgeschichte.

Der Pokalsieg gegen Ulm, sowie der Einzug in die Top 16 der Euroleague haben der diesjährigen Spielzeit aber bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine positive Note verliehen. Daran konnte auch ein mäßiger Schlussspurt (5:5) nichts ändern. Die Kehrseite des Erfolgs ist allerdings, dass die Albatrosse bereits vor Playoff-Beginn bei über 60 Pflichtspielen angelangt sind.

Eine Tatsache, die Sasa Obradovic, der in der entscheidenden Phase der Spielzeit zudem auf Big Man Ali Traore verzichten muss, aber in gewohnter Manier nicht gelten lassen will: "Es war eine harte Saison bisher. Aber ich bin trotzdem optimistisch. In den Playoffs geht es vor allem um Charakter. Müdigkeit oder Schmerzen spürt man dort nicht mehr. Ich habe in dieser Woche eine sehr positive Energie in der Mannschaft gespürt."

Wer den serbischen Coach nur annähernd kennt, weiß, dass die Berliner sicherlich alles in die Waagschale werfen werden.

Gegen den FC Bayern München wird dies auch bitter nötig sein, denn die Süddeutschen wollen nach der enttäuschenden Premierensaison (Erstrundenaus gegen Artland) endlich nachhaltig für Furore sorgen.

Nach der Übernahme durch Svetislav Pesic hatten die Bayern auch zwischenzeitlich ordentlich Fahrt aufgenommen. Dank eines aggressiveren und schnelleren Spielstils gewannen die Münchner von Dezember bis Februar elf von zwölf Partien und nisteten sich kurzzeitig in der erweiterten Tabellenspitze ein.

Doch auch die Bayern erlebten zuletzt wieder einen erneuten kleinen Einbruch (6 Niederlagen in 11 Partien) und rutschten noch auf Platz vier ab.

Trainerfuchs Pesic, brisanter Weise einer von insgesamt neun Ex-Albatrossen (Spieler, Co-Trainer, Manager, Betreuer), die mittlerweile in der bayrischen Hauptstadt aktiv sind, weiß, was ihn und seine Mannschaft im Viertelfinale erwartet: "Unser Schicksal liegt nun in unseren eigenen Händen und wir werden uns gegen Alba sicherlich nicht auf den Heimvorteil verlassen. Jeder Einzelne ist nun gefragt, das Maximale aus sich herauszuholen. Berlin ist eine sehr erfahrene Mannschaft mit vielen Spielern, die Verantwortung übernehmen können. Wir werden versuchen, unseren Spielplan durchzusetzen und das wird gegen Berlin nicht einfach werden."

Players to watch: Tyrese Rice vs. DaShaun Wood. Bei einer solch packenden Serie fällt es einem natürlich schwer, ein einzelnes Duell auszumachen. Die Wahl hätte auch ohne weiteres auf die Auseinandersetzungen zwischen Thompson/Idbihi und Troutman/Homan, zwischen Benzing und Djedovic oder zwischen Hamann und Schaffartzik fallen können.

Das Duell der beiden pfeilschnellen Point Guards ist jedoch nicht nur spektakulär, sondern könnte auch größeren Einfluss auf den Ausgang der Serie besitzen.

Während Rice mit 15,3 Punkten und 4,6 Assists bei ganz ordentlichen Quoten den Backcourt der Münchner überlegt organisiert, hat Wood seit seiner überragenden MVP-Saison in Frankfurt kontinuierlich abgebaut und ist mittlerweile bei überschaubaren 11,8 Punkten und 3,4 Assists angekommen.

In den bisherigen zwei Saisonspielen hatte der Berliner Rice auch nicht viel entgegenzusetzen. Ohnehin nicht als Wadenbeißer bekannt, muss Wood sein Level gegen die Bayern nun unbedingt anheben. Die stark verbesserte Rückrunde (knapp 14 Punkte im Schnitt) lässt allerdings erkennen, dass der 27-Jährige den Ernst der Lage erkannt hat.

Prognose: Beide Teams verfügen über eine identisch positive Heimbilanz (14-3), schwächeln jedoch mit schöner Regelmäßigkeit in fremder Halle. In einer Serie zweier ähnlich starker Mannschaften, in der sowieso nur Kleinigkeiten den Ausschlag geben werden, könnte der Heimvorteil letztendlich das Zünglein an der Waage sein. München in 5.

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Der BBL-Playoff-Spielplan