"Das Nonplusultra in Europa"

Von SPOX
Frank Buschmann (l.) kommentiert bei Sport1 alle deutschen Spiele
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These: Die Shooting Guards werden für Deutschland verhängnisvoll.

Frank Buschmann: Generell spreche ich lieber über beide Backcourt-Positionen, also auch die Point Guards. Hier sind wir im Vergleich zu den ganz Großen im Nachteil. Es geht nicht gegen Steffen Hamann, Heiko Schaffartzik oder Joe Herber. Nur: Die anderen Mannschaften bringen eine andere Qualität mit. Steffen brachte ein Jahr zweite Liga hinter sich, Heiko hat mit ALBA in Europa keine Rolle gespielt, Joe war mit Tübingen im unteren BBL-Mittelfeld. Das ist ein Nachteil. Wobei ich die Shooting-Guard-Position weniger problematisch sehe, weil sie schlichtweg weniger entscheidend ist als die Point-Guard-Position. Und weil als Herbers Backup Schwethelm viele Minuten bekommt. Ich mag seine Spielweise, er hat Basketball verstanden und besitzt einen guten Wurf. Womit ich aber Joe nicht kritisieren will: Er verteidigt gut und macht das, was Bundestrainer Dirk Bauermann fordert. Und wenn bei Joe der Knopf aufgeht, kann er vielleicht wieder eine Leistung abliefern wie bei der EM 2007, als er mit Nowitzki das entscheidende Spiel zur Teilnahme an der Olympia-Quali gegen Italien mit seinen Dreiern für uns gewonnen hat.

Florian Regelmann: Ob man auf Herbers Dreier warten sollte? Er hat defensiv seine Qualitäten, ohne Frage, aber im Angriff geht das häufig gar nicht. Aktuell habe ich den Eindruck, dass die Herren Buschmann, Gruber, Dornhegge und auch meine Wenigkeit alle mehr Selbstvertrauen in ihren Wurf haben als Joe Herber. Sein Dreier war auch in der letzten BBL-Saison nicht mehr so sicher wie früher mal gesehen, deshalb sehe ich das sehr kritisch. Vor allem, wenn er gleichzeitig mit Hamann auf dem Feld steht. Gerade mit Dirk und Kaman brauchen wir Schützen, Schützen und noch mal Schützen. Das weiß nun wirklich jeder. Und wenn das DBB-Team bei der EM was reißen will, dann wird viel von unserer Offense abhängen. Eine anständige Defense ist enorm wichtig, aber ich glaube nicht, dass wir die beste Defense des Turniers stellen können. Das Gute ist, dass man bei Schwethelm hoffen darf, dass er zur positiven Überraschung der EM wird. Aber was, wenn nicht? Schaffartzik auf der Zwei, gemeinsam mit Hamann, könnte in gewissen Situationen eine gute Option sein, das hat die Vorbereitung gezeigt. Jede Minute, die Schaffartzik mehr auf dem Feld steht, ist eine gute Minute.

Philipp Dornhegge: Die Situation sieht bitter aus. Ich will Joe Herber nicht zu nahe treten, aber er ist nun mal so unspektakulär, wie es nur eben geht. Ein gesunder und topfitter Demond Greene wäre da eine andere Hausnummer gewesen. Aber Herber ist zumindest einer, der hart verteidigen kann und hinten nichts kaputt macht. Das ist im Bauermann-System schon viel wert. Mit Schwethelm und/oder Lucca Staiger haben wir Alternativen, die ungefähr auf dem gleichen Level sind. Ein bisschen schwächer in der Defense, dafür mit mehr Selbstvertrauen in der Offense. Und was Deutschland zu gute kommt: Nur die wenigsten Konkurrenten haben auf der Zwei ihre Superstars. Lediglich Mannschaften wie Spanien, die auf der Shooting-Guard-Position tief besetzt sind, werden diese vermeintliche Schwachstelle ausnutzen können. Daher sollte man nicht so sehr auf Herber draufhauen. Ich mache mir eigentlich - wie immer - größere Sorgen um unsere Ballkontrolle und den Ballvortrag. Da haben Hamann und Schaffartzik, wenn sie unter Druck geraten, für meinen Geschmack zu oft Nerven gezeigt.

Joe Herber im Interview: "Deswegen: Die Gina Wild des Basketballs"

Haruka Gruber: Kollege Regelmann übertreibt maßlos: Die Mavericks haben doch gezeigt, dass es mit einem Herber-Typ funktioniert, nur dass er in Dallas DeShawn Stevenson heißt. Herber gibt nach dem Tipoff mit seiner Defense die Gangart vor, dann kommen Schaffartzik und Schwethelm, die wie Jason Terry und Peja Stojakovic das Feld öffnen. Alles auf einem niedrigeren Niveau als bei den Mavs natürlich, aber das Prinzip ist einleuchtend. Vor allem Schwethelm kommt die entscheidende Rolle zu: Wenn er mit Schaffartzik den Backcourt bildet, kann er den Dreier treffen und mit seinen 2,00 Metern auch in der Defense dagegenhalten. Vielleicht nicht ganz so gut wie Herber, aber immerhin. Staiger hingegen hat mich nicht restlos überzeugt. Als Ergänzung, okay. Aber er muss wie Ohlbrecht den Wandel vom Talent zum wertvollen Rotationsspieler schaffen.

These 1: Deutschland hat den besten Frontcourt Europas.

These 2: Spanien ist EM-Gold nicht zu nehmen.

These 3: Frankreich wird erneut enttäuschen.

These 5: Die EM entscheidet, ob Bauermann ein europäischer Top-Coach ist.

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