BBL-Masterplan: "Die Nummer eins in Europa!"

Von Interview: Haruka Gruber
Jan Pommers Vertrag mit der BBL wurde letztes Jahr bis 2015 verlängert
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SPOX: Die Idee, NBA-Flair nach Deutschland zu bringen, hat für viele Basketball-Fans jedoch einen Reiz. Würden Sie es begrüßen, wenn es ein deutscher Klub versuchen würde, ähnlich wie Besiktas Istanbul mit Allen Iverson einen Star aus den USA zu verpflichten?

Pommer: In der BBL brauchen wir, wie ich finde, keine Spieler, die in der NBA nicht mehr en vogue sind und offenbar für abkömmlich gehalten werden. So ein PR-Coup mit Iverson mag ein kurzfristiges Feuerwerk auslösen, wir hingegen setzen darauf, aus uns selbst heraus zu wachsen. Mit Philip Zwiener, Tibor Pleiß, Robin Benzing, Per Günther oder Philipp Schwethelm verfügen wir über eine Gruppe von Spielern, die das Zeug zu neuen deutschen "Helden" haben. Außerdem spielen in der BBL mit Julius Jenkins, Casey Jacobsen, Rickey Paulding oder Derrick Allen Top-Spieler auf internationalem Niveau. Das sind echte Highlights mit Wert.

SPOX: Die beiden Amerikaner Jenkins und Allen spielen bei Alba, das auch in dieser Saison den Eindruck vermittelt, lieber auf ausländische statt deutsche Spieler zu setzen. Das trägt nicht unbedingt dazu bei, deutsche Identifikationsfiguren aufzubauen.

Pommer: Es gibt zwei Ebenen. Die erste: Albas Engagement bei der Suche nach neuen Talenten ist überragend. Der Verein kümmert sich seit Jahren vorbildlich um die Jugend, hat umfangreichste Schulprogramme initiiert und investiert eine sehr große Summe in die eigene Nachwuchsförderung. Die zweite und letztlich entscheidende Ebene: Das Profiteam soll deutscher Meister werden, das ist der klare Anspruch. Wer sich solche Ziele setzt, muss sich womöglich auch von abstrakt Wünschenswertem und langfristig Gewolltem verabschieden und akzeptieren, dass eben auch Ausländer verpflichtet werden müssen, um die Trophäe in den Händen zu halten. Ausländer wie Jenkins, die uns seit Jahren sehr viel Freude machen!

SPOX: Aber warum versauerte der deutsche Nationalspieler Zwiener in Berlin auf der Bank, nur um nach Trier zu gehen, dort aufzublühen und sich mit 15,7 Punkten auf Rang drei der Topscorer-Liste zu platzieren?

Pommer: Das zu beurteilen fehlt mir schlicht die Sachkunde und der Einblick vor Ort.

SPOX: Während Berlin in der Offseason die Mannschaft erneut durcheinander wirbelte, hielt Bamberg die komplette Starting Five zusammen und legte einen überragenden Saisonstart hin: in der BBL unbesiegt und in der Euroleague die Top 16 im Blick. Hat Bamberg endgültig Alba als die Nummer eins des deutschen Basketballs abgelöst?

Pommer: Nein, die bekannteste Marke der BBL ist und bleibt vorerst Alba. Das soll jedoch nicht den Erfolg Bambergs schmälern. Es ist famos, was dort entstanden ist. Das Konzept, auf Kontinuität zu setzen und alle Leistungsträger weiter zu verpflichten, ist sicher der entscheidende Schlüssel für die tolle Saison und sollte weitere Nachahmer in der Liga finden.

SPOX: Müssen Sie als Liga-Geschäftsführer neutral sein oder dürfen Sie dem FC Bayern die Daumen drücken, dass ihm der Aufstieg gelingt und neben Alba und Bamberg ein dritter Hochkaräter in der BBL spielet?

Pommer: Ich drücke dem Verein natürlich die Daumen. Mit den Bayern würde die gesamte Liga einen Schritt nach vorne machen, weil sie es wie niemand sonst vermögen, Fans zu mobilisieren, große Emotionen zu wecken und Interesse zu generieren. Bei den Bundesliga-Vereinen merkt man nach meinem Eindruck bereits eine Vorwärtsbewegung, weil sie sich dafür wappnen, dass aus der zweiten Liga eine Mannschaft nachkommt, die sofort Jagd auf die etablierten Klubs machen wird.

SPOX: Bisher gab es aus der BBL und von den Vereinsvertretern keine kritischen Stimmen zum FC Bayern. Aber erwarten Sie, dass die Stimmung kippt, je näher der Aufstieg heranrückt?

Pommer: Das ist doch das Schöne: Man kann wohl keinen Verein so gut lieben oder so gut "hassen" wie den FC Bayern. Bisher ist der Tenor ausnahmslos positiv, weil vom Grundsatz her jeder den Bayern-Einstieg sehr gut findet. Wenn aber das Tagesgeschäft beginnt, wird es wie sonst auch richtig zur Sache gehen. Wer bekommt wie viele TV-Live-Spiele? Wer muss zurückstecken? Wird etwa ein Verein bevorzugt? Da werden wir das Ballyhoo erleben, das Sport so reizvoll macht.

SPOX: Eine wichtige Frage fehlt, die sich die Konkurrenten sicher stellen werden: Darf Bundestrainer Bauermann auch in der BBL den FC Bayern trainieren, obwohl das nach Liga-Statuten bisher verboten ist?

Pommer: Wir haben uns mit Bayern-Präsident Uli Hoeneß getroffen und festgestellt, dass sich die Frage aktuell schlicht nicht stellt. Gleichzeitig haben wir aber festgehalten, dass unsere Gründe, warum ein Bundestrainer keine Doppelfunktion ausüben sollte, weiterhin valide sind.

SPOX: Welche Gründe?

Pommer: Die vom Bundestrainer betreute Mannschaft bekommt mehr mediale Autorität. Deutsche Spieler, insbesondere jüngere, könnten nach München und nicht zu einem anderen Verein wechseln, weil sie sich dem Bundestrainer täglich präsentieren wollen. Es ist nicht leicht, "Diener zweier Herren" zu sein, vor allem, wenn beide Jobs so anspruchsvoll und zeitintensiv sind. Das kann von einer Person nicht ohne Weiteres gestemmt werden, obwohl ich Herrn Bauermanns Ehrgeiz und Leistungsvermögen gut kenne. Ich hatte den Eindruck, dass Herr Hoeneß unsere Argumente durchaus hat aufnehmen können.

SPOX: Das würde bedeuten, dass Bauermann entweder den Job beim DBB oder bei den Bayern aufgeben müsste. Sollte er sich gegen die Nationalmannschaft entscheiden, würde eine ähnliche Unsicherheit einkehren wie derzeit im Eishockey, nachdem Bundestrainer Uwe Krupp seinen Weggang für 2011 ankündigte, um Köln zu übernehmen. Ist eine Sonderregelung für Bauermann ausgeschlossen?

Pommer: Dirk Bauermann ist ein ganz hervorragender Trainer und ein Aushängeschild für den deutschen Basketball. Er gehört zu den Stars des Sports und er hat sehr viel für die Nationalmannschaft geleistet. Das alles ist unbestreitbar. Aber: Es wäre doch wohl übertrieben zu sagen, dass Dirk Bauermann der Einzige ist, der die Nationalmannschaft erfolgreich führen kann.

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