DOSB-Präsident Hörmann tritt zurück: Neuwahlen im Dezember

SID
Hörmann tritt als DOSB-Präsident zurück.
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Der in die Kritik geratene Alfons Hörmann ist als DOSB-Präsident zurückgetreten und stellt sich im Dezember nicht mehr zur Neuwahl.

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Alfons Hörmann macht den Weg frei: Der 60-Jährige tritt nach der Briefaffäre um seine Person Ende des Jahres als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zurück und wird bei den Neuwahlen auf der Mitgliederversammlung im Dezember nicht mehr kandidieren. Dies gilt auch für seinen "Vize" Kaweh Niroomand. Das teilte der DOSB am Mittwochabend mit.

"In den vergangenen siebeneinhalb Jahren haben wir als Team alles dafür gegeben, den DOSB und den nationalen Sport zu professionalisieren und ihm eine starke Stimme zu geben. Wir haben gemeinsam viel erreicht", erklärte Hörmann in der DOSB-Mitteilung, "dennoch möchte ich im Dezember den Weg frei machen für einen Neuanfang an der Spitze." Ob noch weitere Präsidiums-Mitglieder zurücktreten werden, ist offen.

Hörmann und das amtierende Präsidium werden in den kommenden Monaten einen geordneten Übergang vorbereiten und "alles dafür tun, die Athletinnen und Athleten bestmöglich bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio zu unterstützen und die Vorbereitungen für die Winterspiele in Peking auf den Weg zu bringen."

"Ich denke, wenn man zu lange festgehalten hat, sich in Ungereimtheiten verstrickt hat und das Verhältnis zum IOC zerrüttet ist, dann ist es nur die Konsequenz, dass man als Präsident nicht mehr antritt", sagte Thomas Weikert, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF. Das Grundvertrauen in Hörmann sei "durch die Feststellungen der Ethikkommission erschüttert" gewesen.

Für den DOSB gilt nun, schnell wieder verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. In der Affäre um Hörmann, dem in einem anonymen Brief vermutlich aus der DOSB-Belegschaft mangelnde Führungsqualitäten ("Kultur der Angst") vorgeworfen worden waren, hatten die Ethiker unter dem Vorsitz des früheren Bundesinnenministers Thomas de Maiziere am 7. Juni Neuwahlen im Dezember empfohlen.

 

Führungskrise gelangt durch Brief in die Öffentlichkeit

Damit sollte nach den Vorwürfen über die Zustände im Dachverband des deutschen Sports schnellstmöglich wieder Vertrauen hergestellt werden. Doch drei Tage später teilte der DOSB überraschenderweise mit, er wolle nach den Paralympics von Tokio im September zunächst nur eine Vertrauensabstimmung durchführen.

Diese Ankündigung hatte wenige Wochen vor den Olympischen Spielen in Tokio (ab 23. Juli) in weiten Teilen des deutschen Sports für Verärgerung und Kritik gesorgt. So forderten die LSB's, die Athleten und auch Dagmar Freitag, die Vorsitzende im Sportausschuss des Bundestages, den DOSB unmissverständlich auf, der Empfehlung der Ethikkommission zu folgen. Die SPD-Politikerin vermutete hinter der vermeintlichen Verzögerungstaktik gar "eiskaltes Kalkül".

Auch DOSB-Präsidiumsmitglied Jonathan Koch distanzierte sich vom geplanten Vorgehen seiner Kollegen. Er sei "in großer Sorge um den Schaden an der Glaubwürdigkeit und um die Funktionsfähigkeit der gesamten Führungs- sowie der Kontrollstruktur des Dachverbandes des deutschen Sports", so Koch, der wohl nicht zurücktreten wird.

Treibende Kraft für das Spiel auf Zeit und den Vorschlag einer Vertrauensfrage im September waren offenbar die Spitzensportverbände. Die DOSB-Führung selbst hätte nach eigener Darstellung selbst Neuwahlen bevorzugt, knickte aber nach dem Votum der mächtigen Verbände ein.

Die Fronten schienen verhärtet, Schaden nahm vor allem das Image des DOSB. Erst als die Kritik von außen immer lauter wurde, bröckelte der Widerstand der Spitzensportverbände mehr und mehr. In den jüngsten Beratungen aller beteiligten Parteien wurde dann aber offenbar deutlich, dass an Neuwahlen kein Weg vorbeiführt.

Alfons Hörmann führt den DOSB seit Dezember 2013 als dritter Präsident nach dem heutigen IOC-Chef Thomas Bach und Interimschef Hans-Peter Krämer an. Kritik an seinem Führungsstil war in dem anonymen Brief angeprangert worden. Von fehlendem Respekt und Fair Play gegenüber Verbandsangestellten war in dem Schreiben die Rede. Daraufhin hatte der DOSB die unabhängige Ethikkommission um Aufklärung und Bewertung gebeten.