Ironman-Schlacht: Jan Frodeno verteidigt EM-Titel vor Sebastian Kienle

SID
Jan Frodeno hat sich den Titel bei der Ironman-EM gesichert.
© getty

Jan Frodeno hat bei brütender Hitze die Ironman-EM in Frankfurt/Main gewonnen. Mit seinem Start-Ziel-Sieg in der Bankenmetropole setzte der 37-Jährige ein Zeichen für die WM im Oktober - weil er zwei namhafte Landsleute bezwang.

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Erschöpfung und Erleichterung spiegelten sich im Gesicht von Jan Frodeno wider, als er die qualvolle Hitzeschlacht rund um Frankfurt beendete.

Mit letzter Kraft wankte der alte und neue Ironman-Europameister auf dem Römerberg über die Ziellinie, riss beide Arme in die Höhe und fiel auf den glühend heißen Boden - 7:56:02 Stunden voller Strapazen lagen hinter ihm.

"Am Ende war es ein wirklich, wirklich harter Kampf und trotzdem eines meiner schönsten Rennen", sagte Frodeno im hr-Fernsehen. Nach 3,86 km Schwimmen, 185,5 km Radfahren und 42,195 km Laufen lag der Superstar der Szene 3:58 Minuten vor dem dreimaligen Frankfurt-Sieger Sebastian Kienle (Mühlacker). "Ich wusste, dass Sebi gut drauf ist", sagte Frodeno.

Weltmeister Patrick Lange (Bad Wildungen) verpasste wegen eines Defekts und Magenproblemen seinen ersten Heimsieg als Elfter (+51:46 Minuten) deutlich.

Kienle mit Schnittwunde am Fuß

Die Entscheidung am Sonntag fiel bei Temperaturen von knapp 40 Grad während des Marathons am Mainufer erst 25 km vor dem Ziel.

Dort konnte Kienle, auch beeinträchtigt von einer Schnittwunde am Fuß, die er sich nach dem Schwimmen durch den Tritt in eine Scherbe zugezogen hatte, das Tempo von Frodeno nicht mehr mitgehen. Er verlor Sekunde um Sekunde - und Frodeno letztlich aus den Augen.

"In meinem Kopf hätte man Eier kochen können", sagte Kienle wegen der Hitze.

Frodeno: Warum mache ich das überhaupt?

Frodeno katapultierte sich durch den Triumph automatisch in die Favoritenposition für das wichtigste Rennen der Saison: die WM auf Hawaii am 12. Oktober.

Dort hatten seit 2014 Kienle sowie die zweimaligen Champions Frodeno und Lange die Titel stets unter sich ausgemacht.

"Manchmal fragt man sich, warum man das alles macht. Ich bin happy und erschöpft", sagte Frodeno, der auf dem Rad eine Schrecksekunde überstehen musste.

Frodeno verliert seine Trinkflasche

Bei Tempo 80 hatte sich der gebürtige Kölner verbremst, er konnte deshalb die folgende Kurve nicht mehr präzise ansteuern und musste den Ausweg über das angrenzende Feld nehmen.

Dabei verlor er seine Trinkflasche und konnte lange Zeit keine wertvollen Mineralien zu sich nehmen - angesichts der hohen Temperaturen keine ideale Situation.

Der Triathlon-Olympiasieger von 2008 blieb allerdings konzentriert, zog weiter seinen Masterplan durch: Bloß keine Schwäche zeigen, den erschwommenen Vorsprung verteidigen und den Kampf der drei Protagonisten, deren Beziehung er als "gesunde Rivalität" bezeichnet, von vorne diktieren.

Frodeno und Kienle gehen zeitgleich in die Wechselzone

Auf dem Rad gelang ihm das aber nur mit viel Anstrengung. Der bärenstarke Kienle trat auf den letzten Kilometern der zweiten Teildisziplin nämlich nochmal kräftig in die Pedale, das Duo ging praktisch zeitgleich in die Wechselzone und von dort aus wieder auf die Strecke.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Lange den Kontakt zur Spitze längst verloren. Betrug der Rückstand zur Hälfte der Radstrecke schon mehr als sieben Minuten, vergrößerte er sich bis zum Start des Marathons auch wegen eines zwischenzeitlichen Raddefekts auf eine halbe Stunde.

Selbst für den laufstarken Nordhessen, der im vergangenen Jahr als erster Mensch den Hawaii-Ironman unter acht Stunden beendet hatte, eine viel zu große Hypothek.

Bei den Frauen gewann die US-Amerikanerin Skye Moench auf dramatische Art und Weise, nachdem ihre Landsfrau Sarah True in Führung liegend einen Kilometer vor dem Ziel kollabiert war. Auch Daniela Bleymehl (Essen) musste das Rennen vorzeitig beenden.