Deutsche Fechter trotzen bei Heim-WM den Querelen

SID
Fechten
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Die deutschen Fechter haben ungeachtet aller Querelen abseits der Planche auch am zweiten Tag der Heim-WM sportlich überzeugt und zusätzlich vor Gericht einen wichtigen Sieg gefeiert. Während die deutschen Athleten am Donnerstag in Leipzig Hoffnungen auf erfolgreiche Titelkämpfe schürten, sorgte auch eine Entscheidung im rund 400 Kilometer entfernten Heilbronn für gute Laune beim Deutschen Fechter-Bund (DFeB).

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Das dortige Arbeitsgericht wies die Klage des ehemaligen Florett-Bundestrainers Andrea Magro ab, der Verband entgeht damit der Zahlung einer hohen Abfindung. "Wir sind sehr erleichtert. Ich hoffe, dass das Thema Andrea Magro im deutschen Fechten jetzt abgeschlossen ist", sagte Sportdirektor Sven Ressel dem SID.

Magro hatte im Frühjahr aus Kostengründen eine Kündigung vonseiten des Fechtclubs Tauberbischofsheim erhalten. Der Italiener war sowohl vom Verband als auch vom Verein bezahlt worden und besaß ursprünglich noch einen Vertrag bis 2020. Magro hatte vor Gericht 100.000 Euro gefordert - ohne Erfolg.

Und auch sportlich lief es am Donnerstag für den Verband rund. Insgesamt kämpfen an den Finaltagen mindestens 20 deutsche Sportler um die Medaillen. "Das war richtig gut. Die Athleten haben sich nicht von den anderen Sachen ablenken lassen", sagte Ressel.

Am Abend hatte zudem noch Florettfechter Alexander Kahl die Chance, ebenfalls den Sprung ins Hauptfeld zu schaffen. Am Freitag finden in Leipzig die ersten Entscheidungen statt. Dann kämpfen die Säbelfechter und die Florettfechterinnen um Edelmetall.

Neben dem juristischen Erfolg gab es aber noch weitere Irritationen abseits der Titelkämpfe. Während der WM gab der Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) bekannt, dass das Fechtzentrum Tauberbischofsheim nach 31 Jahren seinen Status als Olympiastützpunkt verliert. Zukünftig wird Tauberbischofsheim als Bundesstützpunkt eingestuft.

Neben dem Urteil im Fall Magro stand zudem noch eine weitere juristische Auseinandersetzung in Heilbronn an. Ein ehemaliger Trainer am Stützpunkt Tauberbischofsheim hatte gegen seine Kündigung geklagt. Ihm wird vorgeworfen, Fechterinnen sexuell belästigt zu haben. Der Prozess wurde am Donnerstagnachmitag vertagt.

"Das nervt. Ich hätte gerne die volle Konzentration auf die WM. Dass der Termin der Veröffentlichung als auch die Gerichtstermine während der WM liegen, ist äußerst unglücklich", sagte Ressel: "Jetzt haben wir den Ärger, aber ich hoffe, der löst sich in den nächsten Wochen und Monaten auf."

Die Sportler scheinen sich von den derzeitigen Querelen abseits der Planche allerdings nicht irritieren zu lassen. Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink (Tauberbischofsheim) und Andre Sanita (Bonn) schafften ohne Probleme den Sprung unter die besten 64. Der viermalige Einzel-Weltmeister Peter Joppich (Koblenz/alle Florett) musste als Weltranglisten-13. nicht in der Qualifikation antreten und kämpft wie seine Teamkollegen am Sonntag um Edelmetall.

In kompletter Mannschaftsstärke qualifizierten sich die Degenfechterinnen mit Vize-Europameisterin Alexandra Ndolo (Leverkusen), Monika Sozanska, Nadine Stahlberg (beide Offenbach) und Beate Christmann (Tauberbischofsheim) für die Runde der besten 64. Auch die Säbelfechterinnen Anna Limbach, Larissa Eifler (beide Dormagen) und Ann-Sophie Kindler (Eislingen) überstanden die Qualifikation.

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