Reedie fühlt sich von IOC-Brief überrumpelt

SID
Craig Reedie fühlt sich vom IOC überrumpelt
© getty

WADA-Präsident Craig Reedie fühlt sich durch die Veröffentlichung eines Briefes von IOC-Generaldirektor Christophe de Kepper zu Mängeln im McLaren-Report "überrumpelt". Reedie bezeichnete den Brief und dessen Veröffentlichung im Rahmen der Aufarbeitung der Doping-Krise in Russland als "kontraproduktiv".

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"Ich wusste nicht, dass sie den Brief veröffentlichen werden, und ich habe mir zusichern lassen, dass so etwas nicht noch einmal passiert", sagte der Schotte dem Branchendienst insidethegames.

Wie de Kepper schrieb, habe die WADA auf einem Treffen mit den Verbänden zugegeben, dass die in dem Bericht angeführten Beweise "in vielen Fällen" nicht für Sanktionen gegen russische Athleten ausreichten.

"Der Brief war einfach kontraproduktiv, weil die WADA mit der russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA) lange und hart daran gearbeitet hat, ein neues Anti-Doping-System in Russland zu etablieren", sagte Reedie.

Der Brief lenke davon ab, so der WADA-Chef weiter, dass McLaren in Russland ein institutionalisiertes Dopingssystem aufgedeckt habe, in das die RUSADA, die Geheimdienste, Regierungsbeamte und Athleten involviert waren. "Damit müssen wir einfach leben", sagte Reedie.

Reedie verteidigt McLaren

Das IOC verteidigte sein Vorgehen. "Es wurden nur Aussagen von Mr. McLaren und von der WADA zitiert. Wir haben auch erklärt, dass wir mit der WADA und Professor McLaren zusammenarbeiten", hieß es. Der Brief erkläre die Maßnahmen, die jüngst zum Schutz des sauberen Athleten ergriffen worden sein.

Hochrangige russische Vertreter hatten sich mit einer gewissen Genugtuung über die Mängel im Report geäußert und nochmals betont, dass es in ihrem Land nie Staatsdoping gegeben habe. Staatspräsident Wladimir Putin wies aber darauf hin, dass man die Forderungen des Dokumentes beachten solle.

Reedie verteidigte die Arbeit von McLaren und erklärte, dass es in dem Bericht nie darum gegangen sei, einzelne Athleten zu verfolgen. Vielmehr wollte der Bericht das institutionalisierte Doping im Riesenreich offenlegen. "Das war es, worum es ging. Und es ging nicht um Probleme bei den Details der Beweise", sagte Reedie.

Der kanadische Ermittler Richard McLaren hatte in seinen beiden Berichten aus dem vergangenen Jahr, die von der WADA in Auftrag gegeben waren, festgestellt, dass es in Russland in der Zeit von 2011 bis 2015 ein weit verbreitetes Dopingsystem gegeben habe, von dem rund 1000 Athleten profitierten. Viele Weltverbände hatten seitdem im Rahmen der Sanktionierung der Athleten Probleme mit der Beweisführung.

Auch IOC-Präsident Thomas Bach rückte infolge des Briefes de Keppers von den Ergebnissen des McLaren-Reports zunehmend ab. "Wir wissen jetzt mit dem Abschlussbericht sowie aus Äußerungen von Herrn McLaren und der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur), dass es in vielen Fällen Probleme mit der Beweislage gibt", sagte Bach im Interview mit Stuttgarter Nachrichten und Münchner Merkur. Das IOC habe "damals also richtig gelegen, keine endgültigen Maßnahmen zu ergreifen", also Russland komplett von den Spielen in Rio auszuschließen.

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