Abgetrennter Arm im Wasser

SID
Im Segelrevier von Rio de Janeiro wurde ein abgetrennter Arm gesichtet
© getty

Die Probleme mit dem olympischen Segelrevier vor Guanabara haben sich erneut drastisch verschärft. Das Foto eines in der Bucht treibenden menschlichen Arms hat in Brasilien für Entsetzen gesorgt und die Menschen schockiert.

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Entsetzen, Proteste und ein vor-olympischer Skandal: Das Foto eines im Segelrevier der Spiele von Rio 2016 treibenden abgetrennten menschlichen Arms hat die Menschen in Brasilien schockiert. Seit Jahren schon waren regelmäßig Exkremente, tote Hunde und Ratten sowie gebrauchte Präservative und unmengen von Müll in der Guanabara-Bucht gesichtet worden, der neuerliche Fund aber bringt die Olympia-Organisatoren nicht einmal sechs Monate vor dem Sportspektakel in höchste Erklärungsnot.

Die Website Globo.com veröffentlichte das unappetitliche Foto eines anonymen Lesers, der sich aber zur konkreten Situation zitieren ließ: "Es ist absurd, aber wir sehen ständig solche Dinge in der Bucht. Vor fünf Jahren und im vergangenen Jahr habe ich auch Leichen im Wasser schwimmen gesehen."

Der neuerliche spektakuläre Fund rief umgehend Umweltaktivisten auf den Plan, die am Botafogo-Beach die verdreckte Bucht symbolisch beerdigten - mit einer Toilettenschüssel, einem amputierten Arm aus Plastik sowie weiterem Unrat. "Die Regierung tut nichts, es ist empörend, diese Bucht stirbt sozusagen an multiplem Organversagen", erklärte dazu Aktivistensprecher Mario Moscatelli.

Fairer Wettkampf ist fraglich

Douglas Moura, Präsident eines am Ufer der Guanabara-Bucht angesiedelten Kanuklubs, machte deutlich, dass unabhängig von der gesundheitlichen Gefährdung der Olympiasegler ein fairer sportlicher Wettkampf fraglich sei: "Manchmal erleben wir so viel Treibgut im Wasser, dass die Boote nahezu stehenbleiben."

Die Zuspitzung der prekären Situation ist ein schwerer Rückschlag für die Olympiaplaner. Die mehrfach angekündigte Reinigung des Gewässers ist entweder ein Fehlschlag oder ein gebrochenenes Versprechen. Wie auch immer: Es stinkt am Zuckerhut zum Himmel, im wahrsten Sinne des Wortes.

Diese böse Erfahrung musste auch Deutschlands Segler des Jahres Heiko Kröger machen. Der 49-Jährige, der bei den Paralympics eine Medaille anstrebt, hatte bereits in der vergangenen Woche Alarm geschlagen. "Das Risiko zu erkranken, ist relativ hoch. Über die Zustände kann ich nur den Kopf schütteln", sagte Kröger nach Testfahren in der "Kloake von Rio", wie die Bucht immer wieder genannt ist.

Zwar blieb Kröger dank diverser Impfungen und anderer Vorkehrungen bei seinem Trip nach Südamerika leidlich gesund, dafür erwischte es Erik Heil, seinen Vereinskollegen vom Kieler Yacht-Club, vor einem halben Jahr bei den Pre-Olympics umso schlimmer. Der 49er-Europameister infizierte sich mit multiresistenten Keimen, mehrere Hautentzündungen an Beinen und Hüfte mussten ausgeschabt werden.

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