Mit Rückenwind nach Rio

SID
Sebastian Brendel zeigte eine furiose Aufholjagd
© getty

Angeführt vom bärenstarken Weltmeister Sebastian Brendel und den Goldjungs Max Rendschmidt/Marcus Groß haben die deutschen Kanuten ein Jahr vor den Olympischen Spielen wieder etwas Oberwasser bekommen. Mit zwei Titeln und insgesamt vier Medaillen in den zwölf olympischen Klassen bei der WM in Mailand wurden zwar nicht alle Ziele erreicht, doch ein Jahr nach dem Debakel von Moskau betrieb die deutsche Flotte zumindest in Ansätzen Wiedergutmachung.

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"Wir sind zufrieden, aber nicht glücklich. Die Leistung hat gestimmt, aber es gibt Potenzial nach oben", sagte Cheftrainer Reiner Kießler nach einem Wechselbad der Gefühle auf der Regattastrecke Idroscalo. Verbandspräsident Thomas Konietzko hatte das Gefühl, "dass es aufwärts geht". Man habe aus dem vergangenen Jahr "offensichtlich die richtigen Lehren gezogen".

Bei der WM 2014 hatte der Deutsche Kanu-Verband (DKV) mächtig Schiffbruch erlitten und mit einer Gold-, einer Silber- und einer Bronzemedaille das schlechtestes Ergebnis seit der Wiedervereinigung erpaddelt.

Brendel mit Gala-Schlussspurt

In Mailand lief es zumindest teilweise besser. Canadier-Olympiasieger Brendel verteidigte nach einem furiosen Schlussspurt seinen Titel über 1000 m erfolgreich und lag danach minutenlang völlig ausgepumpt auf dem Siegersteg. Den lange führenden Tschechen Martin Fuksa verwies der Europameister noch um 0,017 Sekunden auf den Silberrang. "Ich habe auf dem letzten Viertel alles rausgehauen. Da wurde Fuksa wohl auch nervös, als ich ankam", sagte der 27-Jährige aus Potsdam, der vor der WM die mangelnde Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit beklagt hatte.

Große Aufmerksamkeit erregte derweil Marcus Groß nach seiner Goldfahrt im K2 über 1000 m mit seinem Partner Max Rendschmidt (Essen). Der Berliner machte seiner langjährigen Freundin Kathi nach der Siegerehrung einen bewegenden Heiratsantrag. Zuvor hatten die Europameister Rendschmidt/Groß einen souveränen Erfolg eingefahren. "Das gibt uns einen richtigen Motivationsschub. Wir haben den Grundstein für das nächste Jahr gelegt", sagte Groß.

Rückschläge beim DRV

Die weiteren DKV-Medaillen in den olympischen Klassen holten die Olympiasiegerinnen Franziska Weber/Tina Dietze mit Platz drei im K2 über 500 m. Das Duo aus Leipzig und Potsdam saß auch gemeinsam mit Conny Waßmuth (Potsdam) und Verena Hantl (Karlsruhe) im K4, der ebenfalls Bronze gewann.

Eine fünfte Medaille in den olympischen Klassen hatten Ronald Rauhe/Tom Liebscher (Potsdam/Dresden) nach Platz drei im K2 über 200 m schon vor Augen, ehe das Rennen wegen eines zunächst nicht geahndeten Fehlstarts wiederholt werden musste. Nach Rang sechs beim zweiten Anlauf trat Rauhe wütend eine Wasserflasche durch die Gegend.

Es blieb nicht der einzige Rückschlag für den erfolgsverwöhnten Verband. Europameister Max Hoff (Essen) enttäuschte als Vierter im Kajak-Einer, das einstige Paradeboot K4 der Männer schaffte es erneut nicht ins WM-Finale. Peter Kretschmer/Michael Müller (Leipzig/Magdeburg) fuhren als Siebte im C2 über 1000 m den eigenen Ansprüchen hinterher. So wurden insgesamt erst elf Olympia-Quotenplätze gesichert.

Starkes Team für Rio

Konietzko ist aber davon überzeugt, "dass wir ein starkes Team nach Rio schicken werden", während Kießler das Potenzial für "zwei weitere Medaillen" bei den Sommerspielen erkannt hat.

In den nicht-olympischen Klassen paddelten sich vor den abschließenden drei 5000-m-Rennen am Sonntagnachmittag Sabrina Hering/Steffi Kriegerstein (Hannover/Dresden) in den Vordergrund. Das Duo holte im K2 über 1000 m den Titel und über 200 m Bronze. Silber gab es zudem für Liebscher im K1 über 500 m, Bronze holte das Leipziger Canadier-Duo Robert Nuck/Stefan Holtz nach 200 m.

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