"Mein Opa war ein kleiner Pyromane"

Marteria spielt selbst lange in der Jugend von Hansa Rostock
© paulripke
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SPOX: Sie haben zuletzt betont, dass Sie das Älterwerden sehr genießen und damit richtig happy sind. Das Altern ist auch Thema auf Ihrer neuen Platte (Zum Glück in die Zukunft II), die nochmal ein Stück tiefgründiger ist als Ihre letzten Alben. Eine bewusste Entscheidung?

Marteria: Musik entsteht einfach. Es gibt dafür kein Kalkül oder einen Masterplan. Es geht um die Dinge, die man erlebt hat. Man setzt sich nicht hin und sagt: Jetzt will ich eine tiefgründige Platte machen. Es geht einfach um das Leben und was man damit verarbeiten möchte. Es ist ein bisschen wie beim ersten Album. Die Leute machen die Platte ruhiger, als sie eigentlich ist.

SPOX: In "Kids" rufen Sie die Jugend dazu auf, wieder etwas mehr Spaß am Leben zu haben und nicht nur auf Karriere, Kontrolle und gesunde Ernährung zu achten.

Marteria: Die Jugend wird deutlich schlechter gemacht, als sie ist. In jeder Generation wurde auch mal Scheiße gebaut und trotzdem ist aus den Kids von damals was geworden. Es gibt einfach ein Alter, in dem man eine Null-Bock-Stimmung hat und durch das man sich durchfighten muss. Natürlich muss man den Song auch mit einem lachenden Auge betrachten. Ich will einfach sagen, dass man Spaß am Leben haben soll und sich weiterentwickelt - egal in welchem Alter.

SPOX: Das gilt auch für Sie?

Marteria: Natürlich. Es gibt nichts Schlimmeres, als hängen zu bleiben. Das ist das mieseste Gefühl im Leben und dagegen muss man ankämpfen. Noch heute lerne ich viel von der Jugend und vielleicht lernt sie auch ein bisschen was von mir. Klar ist aber auch: Junge Leute, die mit meiner Musik gehen, gehen natürlich den richtigen Weg (lacht).

SPOX: Sie sind ein großer Fan des Angelsports. Wie passt das zum Image des Rappers?

Marteria: Mir ist vollkommen egal, was für ein Image ein Rapper haben muss oder sollre. Ich definiere mich durch mich als Mensch, nicht als Rapper. So war es auch schon immer. Früher war Fußball in der Hip-Hop-Szene extrem uncool, ich war als Fußballfan eine absolute Ausnahme und wurde hin und wieder auch dafür belächelt.

SPOX: Heute ist das anders?!

Marteria: Richtig, Hip Hop ist längst nicht mehr nur Untergrund, sondern ist im Mittelpunkt der Gesellschaft angekommen. Heute ist es völlig egal, ob ein Rapper auf Angeln, Fußball oder Basketball steht.

SPOX: Wie eng sind Basketball und Hip Hop miteinander verbunden.

Marteria: Sehr eng. Als Hip Hop sich entwickelt hat, war es immer dieses "Straßending". Basketball ist seit jeher ein Teil dieser Kultur. Das hat man sich natürlich auch in Deutschland abgeguckt. Fußball galt damals einfach nicht als cool. Das ist heute aber anders.

SPOX: Sie sind auch ein großer NBA-Fan. Wie lange sind Sie da schon am Ball?

Marteria: Seit ich denken kann. Schon zu Lou Richter - Jump Ran - Zeiten. Sonntags um 10 Uhr, das war ein fester Termin für mich und meinen großen Bruder.

SPOX: Und aktuell?

Marteria: Ich habe immer noch meinen League Pass und informiere mich natürlich online so gut es geht über das Geschehen.

SPOX: Von einem Event eines Sportartikelherstellers gibt es ein Foto, auf dem Sie alle SPOX-Liebhaber grüßen. Sind Sie über die NBA bei SPOX gelandet?

Marteria: Nicht nur wegen der NBA. Man hat einfach seine Portale, auf denen man sich täglich informiert. Das fängt bei mir bei Comunio an, geht über SPOX bis hin zu Sportal.

SPOX: Welchem NBA-Verein halten Sie die Treue?

Marteria: Aktuell habe ich kein richtiges Lieblingsteam. Die Charlotte Hornets waren immer mein Verein. Ich hatte Hornets-Trikots von Muggsy Bogues, Larry Johnson und Alonzo Mourning und habe das Team immer mit Hansa verglichen. Beide ziemlich gut, haben es aber nie richtig hoch geschafft. Außerdem hatte Charlotte eine geile Halle und die Spieler sind mit dem coolen Hornissen-Geräusch eingelaufen.

SPOX: Haben Sie während Ihrer Zeit in New York auch Spiele im Madison Square Garden gesehen?

Marteria: Mehrfach. Ein Bekannter meiner damaligen Freundin war der Manager von John Wallace, der damals von den Raptors zu den Knicks gewechselt ist. Da haben wir beim Umzug geholfen und dafür immer mal wieder Freikarten bekommen.

SPOX: Wer gewinnt die NBA dieses Jahr?

Marteria: Das ist schwer zu sagen, die Leistungsdichte an der Spitze ist enorm. Am Ende wird sich aber Miami durchsetzen.

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