Spitzer: "Im Sport muss man Aufklärung lernen"

SID
Die Studie hat verschiedene Praktiken über Doping in Westdeutschland offen gelegt
© getty

Mitautor Giselher Spitzer hat nach der Veröffentlichung der Studie über Doping in Westdeutschland während des Kalten Krieges den Umgang mit dem Forschungswerk kritisiert.

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In einem Interview mit der Main-Post beklagte der Wissenschaftler der Berliner Humboldt-Universität allerdings zum Teil massive Behinderungen seines Teams bei der Aufarbeitung von Leistungsmanipulationen im deutschen Sport. "Ich habe das Gefühl, gerade im Sport muss man Aufklärung noch lernen", sagte Spitzer.

Der 61-Jährige, der zusammen mit seinem Team in den vergangenen Tagen auch schon Zielscheibe von Vorwürfen wegen überzogener Bewertungen und handwerklicher Fehler gewesen ist, bedauerte die Richtung der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Projekt: "Die Debatte ist durch Spekulationen sozusagen gekippt. Es wird nach Namen gefragt, ein Zwischenbericht von 2012 wird gesucht, angeblich fehlende Seiten gezählt. Leider werden die Ergebnisse und Lösungsvorschläge des offiziellen und autorisierten Abschlussberichtes deshalb nicht mehr diskutiert."

"Ging nicht um Namen"

Kritik an der Beschuldigung von Personen ohne Nennung von Namen und allgemein gehaltene Schuldzuweisungen wies Spitzer zurück. "Es ging im Auftrag nicht darum, Namen bekannt zu machen, sondern Strukturen zu analysieren, die das systemische Doping in Westdeutschland möglich machten - und Schlüsse daraus zu ziehen", sagte der Wissenschaftler.

Spitzer monierte zugleich die Rahmenbedingungen für die Arbeit seines Stabes. Hilfreiche Akten wären vernichtet worden, vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften (BISp) "im laufenden Projekt" eingeforderte Verpflichtungen der Autoren zu Verschwiegenheit und Geheimhaltung sowie eine strengstens verfasste "Publikationsrichtlinie" hätten "die sonst übliche Publikationspraxis" sowie auch Interviews unmöglich gemacht: "Auch die übliche Form des Transfers von Forschung in die Öffentlichkeit wurde verboten." Im Oktober 2010 habe BISp-Direktor Jürgen Fischer eine "Prüfung der Veröffentlichung" angeordnet.

Als ein Ergebnis der Studie für den deutschen Sport erhofft Spitzer sich eine Umsetzung der Vorschläge seines Teams: "Ein zentraler Punkt ist die Auseinandersetzung mit der Sportförderung, die gekoppelt ist an an die Endkampfteilnahme bei Meisterschaften." Zudem sei sachgerechte Information durch eine zentrale Anlaufstelle auch zur Vorbeugung wichtig.