Vesper mahnt zur Zurückhaltung

SID
Vesper weist darauf hin, dass man bei den Dopingberichten deutlich differenzieren müsse
© getty

Nach den Berichten der "SZ" über neue Anzeichen für organisiertes Doping und entsprechende Rückendeckung durch staatliche Stellen in Westdeutschland hat DOSB-Generaldirektor Michael Vesper zur Zurückhaltung gemahnt. Auch Hans-Dietrich Genscher wehrt sich gegen die Vorwürfe, dass Politiker vor den Olympischen Spielen 1972 in München Druck auf Sportmediziner ausgeübt hätten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Es waren eher Spekulationen und zusammenfassende Bewertungen in der Süddeutschen, ich denke, wir würden gerne den Bericht selber bewerten und unsere Schlüsse daraus ziehen", sagte der 61-Jährige dem SID. Der DOSB werde sich den Abschlussbericht genau anschauen und analysieren, dies sei Teil der Null-Toleranz-Politik gegen Doping.

Die "SZ" hatte ihren Bericht am Samstag auf die bislang unveröffentlichte Studie "Doping in Deutschland" der Humboldt-Universität (HU) Berlin gestützt. Die HU zeige, dass "im westdeutschen Sport in einem erschreckenden Umfang und mit einer kaum glaublichen Systematik gedopt" worden sei. Das Blatt sieht die Systematik durch mehrere Details der dreijährigen Studie als erwiesen an.

"Was meines Erachtens nach nicht geht, ist die Gleichsetzung dessen, was bei uns in Westdeutschland passiert ist, mit dem, was in der DDR Praxis war. Nämlich organisiertes Staatsdoping, oft ohne Kenntnis der Sportler. Da muss man schon differenzieren", sagte Vesper.

"Nicht als Doping zu bewerten"

Die Ergebnisse der 2008 vom DOSB initiierten und 550.000 Euro teuren Studie sind immer noch nicht veröffentlicht. Aus dieser stammen auch die schon bekannt gewesenen Ephedrin-Vorwürfe gegen drei deutsche Fußball-Nationalspieler aus dem WM-Kader 1966 in England.

"Was die Mannschaft von 1966 angeht, gibt es in einem Dokument eine Anmerkung, dass bei drei Spielern feine Spuren von Ephedrin gefunden worden seien. Durch Einnahme eines Schnupfenmittels, weil sie erkältet waren. Es ist aber untersucht worden, und es ist eindeutig nicht als Doping zu werten", sagte Vesper.

Genscher dementiert

Auch der ehemalige Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher hat sich gegen die Vorwürfe gewehrt, dass Politiker vor den Olympischen Spielen 1972 in München Druck auf Sportmediziner ausgeübt hätten und damit am systematischen Doping in der BRD beteiligt gewesen seien. "Ich wüsste nicht, wer einen solchen Druck ausgeübt haben sollte. Ich halte das für völlig ausgeschlossen", sagte der FDP-Politiker der "Bild am Sonntag".