Pfeilschifter Europameisterin mit dem Luftgewehr

SID
Sonja Pfeilschifter darf dieses Mal nicht in zwei Disziplinen bei Olympia antreten
© spox

Es ist ihr fünfter EM-Titel mit dem Luftgewehr, dieser nun im finnischen Vierumäki ist für Sonja Pfeilschifter jedoch ein besonderer. "Dieses Gold ist für mich auch Genugtuung", sagte die 41-Jährige nach der souveränen Titelverteidigung: "Das ist die Bestätigung, dass ich meine Leistung in einem großen Finale bringe."

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Wer sie kennt, weiß: In Pfeilschifter brodelt es im Moment heftig. Denn ausgerechnet mit dem Luftgewehr bekommt die Europameisterin aus dem bayrischen Großhöhenrain bei Olympia keine Einsatzchance.

Im fünften Anlauf hofft Pfeilschifter bei den Sommerspielen ihr Olympia-Trauma zu überwinden und endlich ihre erste Medaille zu holen. Die Chance bekommt sie in London allerdings nur mit dem Sportgewehr. Der Verband entschied sich aus taktischen Gründen schon vor der EM zum ersten Mal gegen einen Doppelstart.

Bei Olympia bislang immer gescheitert

"Sie hatte die letzten drei Mal die Doppelchance, drei Mal ist es schief gegangen. Wir setzen jetzt auf einen Einzelstart, zumal wir uns dort auch die größeren Chancen für eine Medaille ausrechnen", erklärte Sportdirektor Heiner Gabelmann der "dapd".

Wenn es um Europa- und Weltmeisterschaften geht, könnte selbst ein Laie auf Sonja Pfeilschifter wetten. Immer ist sie vorn mit dabei. Vier Mal Einzelweltmeisterin und insgesamt neun Mal Europameisterin.

Bei Olympischen Spielen war die Paradeschützin allerdings immer kläglich gescheitert. Als Favoritin selbstbewusst angereist, als große Enttäuschung weinend abgereist. Immer versagten die Nerven.

Sportdirektor will "Optimum für die Mannschaft"

Weil mit dem Luftgewehr der Frauen immer das erste olympische Gold bei den Spielen vergeben wird, steht dieser Wettbewerb besonders im Fokus. Diesmal will der Verband seiner Vorzeigeschützin auch den Druck nehmen und lässt stattdessen die jungen Schützinnen Beate Gauß und Jessica Mager zum Auftakt starten.

"Sie machen sich nicht so viele Gedanken", sagt Gabelmann. Dass sich Pfeilschifter um eine Chance beraubt fühlt, könne er zwar auch verstehen, aber es ginge um "das Optimum für die Mannschaft". Da hoffe er auf die Einsicht seiner "Einzelkämpferin".

Engleder hat kein Verständnis für Pfeilschifter

Die EM-Vierte Barbara Engleder (Triftern) kann den Unmut ihrer Teamkollegin nicht verstehen. "Sonja hatte doch drei Mal einen Doppelstart, drei Mal hat es nicht geklappt. Vielleicht sollte sie sich wirklich nur auf mal auf eines konzentrieren", sagte die 29-Jährige, die wie Pfeilschifter in London ebenfalls nur mit dem Kleinkalibergewehr im Dreistellungskampf startet.

"Ich haue jetzt das Luftgewehr in die Ecke und freue mich auf die Vorbereitung mit dem Sportgewehr für Olympia", sagte Engleder. Auch sie träumt von ihrer ersten olympischen Medaille.

Wie das Ergebnis in London auch ausfällt, für Pfeilschifter wird diese Entscheidung vermutlich nur schwer zu verstehen sein. Scheitert sie erneut, moniert sie wahrscheinlich ihre fehlende zweite Chance, holt sie eine Medaille, wird sie denken - oder sagen: Das hätte der Verband auch zwei Mal haben können. Nur der Olympiasieg könnte das Happy End für alle bedeuten.